Montag, 27. April 2009

Schlafe gut, Tausand Träumer

Niemand lebt ewig. Aber er überlebt in seinem Werk. Gelernt habe ich diese Erkenntnis 1972 in einem Buch, dessen Autor nun gestorben ist: James Graham Ballard. Sein "Vermilion Sands" (in Deutschland: "Die Tausend Träume von Stellavista", da dem Verlag die exakte Übersetzung "Zinnober Strand" zu nichtssagend war), eine Sammlung von Science-Fiction-Erzählungen, las ich schon unmittelbar nach dem Erscheinen und es veränderte mein Bild davon, was Zukunftsvisionen sind oder sein können. Science-Fiction, das war in den Texten von J. G. Ballard nicht mehr Raumschiffschlacht oder Zeitreise, sondern er schuf kulturpolitisch-soziale Szenarien, die ebenso möglich wie beängstigend sein konnten.

"Aufklärung ist für die Menschheit ein völliger Mythos und führt uns dazu, dass wir uns die meiste Zeit unseres Lebens als gesunde und klar denkende Wesen betrachten. Doch das sind wir nicht.", sagte Ballard einmal in einem Interview mit einer australischen Zeitung.

1930 in Shanghai geboren, begann Ballards Schriftstellerkarriere 1961 mit dem Roman "The Wind from Nowhere". Einige seiner Romane wurden verfilmt, darunter "Crash", die Geschichte von dekadenten Jugendlichen, deren Liebe zu Autos und zu Schmerzen in einer Selbstzerstörungs-Orgie endet. Weltrweit bekannt wurde Ballards persönliche Geschichte durch die Steven-Spielberg-Verfilmung seines autobiografischen Romans "Empire of The Sun" ("Das Reich der Sonne").

Am 19. April 2009 erlag
James Graham Ballard im Alter von 78 Jahren in London den Folgen einer Krebserkrankung. Mein persönliches Denkmal habe ich ihm bereits vor einigen Jahren gesetzt mit meinem, an Ballards "Vermilion Sands" angelehnten, Erzählungsband "Tausand Träume". Wie und wann er einmal erscheinen wird, das ist ungewiss, aber dass er nur durch J. G. Ballards Inspiration entstanden ist, das steht außer Frage.

Wenn "Tausand Träume" irgendwann einmal erscheinen sollte, dann hat dies allein mit dem Mann zu tun, der gerade von uns gegangen ist, in seinem Werk und dessen Auswirkungen aber immer präsent sein wird.

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