Mittwoch, 17. September 2008

Texte anlässlich meines bevorstehenden 50. Geburtstags (No. 1 von 7)

MORGEN WIRD MAX GOLDT FÜNFZIG

... und das soll Grund genug sein, die mir noch verbleibenden 75 Tage bis zu meinem Übergang vom alternativen zum alten Sack zu nutzen, um die wenigen weißen Flecken auf meiner Weste ("Nein, ich hatte niemals sexuelle Beziehungen zu Miss Lewinsky und habe auch nie versucht, dabei zu inhalieren.") mit Leben zu erfüllen.

Hierzu zählt auch die sexuelle Grundausrichtung meiner Person. Darüber habe ich so gut wie noch nie etwas erzählt und wer mich nur über meine Texte kennt, der ist diesbezüglich vielleicht schon am grübeln. Also Folgendes:
Meine sexuelle Ausrichtung lässt sich grundsätzlich daran festmachen, dass ich über Jahre an sämtlichen Schuhgeschäften in - aufgepasst - Deutschland, Frankreich, Tschechien und Tunesien, den Niederlanden, Polen und Ägypten vorbeilaufen konnte, ohne auch nur einem Paar Schuhen meine Aufmerksamkeit zu widmen. Dagegen habe ich in all diesen Ländern stets viel Zeit in den ortsüblichen Tempeln für Unterhaltungselektronik verbracht und ein Vermögen in die sinnlosesten Neu- und Torheiten investiert, egal ob ich diese wirklich gebraucht oder später je noch einmal genutzt habe.

Ein besonders inniges Verhältnis habe ich dabei zu Funkuhren entwickelt, was sich vielleicht auf ein Kindheitserlebnis zurückführen lässt, als meine Eltern bei der zwecks Lektüre erworbenen Fernsehzeitschrift von der lange Jahre in Verwendung befindlichen HÖR ZU des Axel Springer Verlags nicht auf die, von mir wegen der immer auf der letzten redaktionellen Seite
als kleine Beschäftigungsaufgabe versteckten Maus im Rätselbild des Zeichners Sepp Arnemann favorisierte, TV HÖREN UND SEHEN aus dem Bauer Verlag, der zum Beispiel auch die BRAVO herausgab, umgestiegen sind, sondern auf eine Zeitschrift, die sich FUNK UHR nannte und erneut aus dem Springer Verlag kam. Das hat natürlich nichts mit Funkuhren im Allgemeinen zu tun, deren digital kodierte Zeitübertragung 1967 von Prof. Wolfgang Hilberg aus Darmstadt erfunden und zum Patent angemeldet wurde und die seit 1990, angefangen mit der 'Mega 1' von JUNGHANS als welterste Funkarmbanduhr, die gesamte Erde erobert haben.

Vor allem Funkwecker und Wandfunkuhren sind es, die heute meine Begierde erregen. Inzwischen sind diese sogar für weniger als 10 Euro erhältlich und so kann es durchaus sein, dass sich z. B. in meinem Büro eine analoge Wandfunkuhr von HECHINGER befindet, eine ebensolche digitale von LIDL, ein Funkwecker von TECHNOLINE und noch einer von MARANELLO; letzteren habe ich vom Nachttisch meines verstorbenen Schwagers genommen, zwei Tage nach dessen Tode. Wahrscheinlich schaut der jetzt gerade von oben zu und liest diesen Satz und deshalb sage ich: "Karl, er steht immer noch auf Weckfunktion 7 Uhr, so wie Du es Dir eingestellt hattest."

Das mit
der Wandfunkuhr von HECHINGER, der von LIDL sowie den TECHNOLINE und MARANELLO Funkweckern betrifft, wie gesagt, nur mein Büro. Insgesamt nenne ich in meinem Lebensbereich etwa zwanzig Funkwecker und Funkuhren mein Eigen und diese Zwanzig sind nur ein Teil meines geheimen Lebens als Elektronik Junkie. Gar nicht reden möchte ich hier von meinen Radios, Funkapparaten, Walkman- und MiniDisc-Geräten, Tonbandmaschinen, CD- und Schallplattenspielern, Keyboards, Orgeln und Synthesizern, Computern, Beschallungsanlagen, Fernsehern und Atomkraftwerken. - Gut, bei den Atomkraftwerken habe ich jetzt etwas übertrieben, aber im Grunde bin ich süchtig nach jeglicher Art von Elektronik.

Ich wollte das hier nur einmal erwähnt haben.

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