"Die Wahrheit überdas Lügen" heißt eine neue Schallplatte von Jan Ulrich Max Vetter, der seinen Namen bereits vor Jahren geändert hat, da er der Merinung war unter Jan Ulrich könnte er keine Karriere machen, und da er gerne in Urlaub fährt hat er sich einst den Namen Farin Urlaub zugelegt. Das war jetzt die Wahrheit, die volle Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr ich Gott heiße. Goggeln Sie's doch mal nach.
Jan Ulrich Max Vetters Künsterlenamen hat bei mir die Horst Köhler Geschichte abgelöst, die ich sonst immer an dieser Stelle erwähnt habe. Weil ja inzwischenjeder weiß, dass Herr Horst Köhler vor Jahren schon seinen Namen abgelegt hat und als Guildo Horn firmiert, da er eben auch dachte, dass man als Horst Köhler in Deutschland nichts Großes leisten kann. Das ist jetzt überhaupt nicht politisch gemeint. Ja, doch ... ich weiß doch, dass Sie danach lechzen, dass ich hier auch mal ein paar politische Statements loslasse, sozusagen der herrschenden Klasse ihre Klasse um die Ohren haue ... nein, nein. Bei mir werden Sie selten ein bis gar kein Wort über unsere Polite-Elitiker hören, unsere Volkswagenvertreter und Gesinnungsnomaden im Berliner Regierungsviertel. Selten ein bis kein Wort. Haben wir uns verstanden?
Es geht mir doch um etwas ganz anderes. Unsere Sprache beherbergt einige Wortschaften, die mißverständlich sind weil sie einmal so und einmal so verstanden werden. Nehmen wir einmal die Situation, dass jemand eine wichtige Sache einfach verschwitzt hat. verschwitzt, da habe ich mir als Kind einen Eiswürfel vorgestellt, der sich langsam ins Nichts auflöst, bis am Ende sogar der feuchte Fleck verschwunden ist. Verschwitzt. "Also, ick hab det, offen jesaacht, verschwitzt." Verschwitzt: Wortstamm verschmitzt. Ist doch gar nicht so schlimm, oder. Der hat das verschwitzt, was solls.
Wenn Sie aber morgens in der Straßenbahn stehen und vor ihnen steht jemand mit verschwitzten Klamotten - Aber Hallo! Da kann der noch so verschmitzt lächeln ... oah. Dabei hat der vielleicht die ganze Nacht gearbeitet. Ehrlich gesagt wäre man froh, der hätte seine Nachtschicht verschwitzt. Hat er ja auch. Sonst würde er ... oah ... nicht so ... oah. Solche Gedanken mache ich mir täglich, warum und wieso wir in unserer Sprache solche Wortschaften zustande bringen und ob man nicht bessere Ausdrücke für solche Sachen finden kann. Ehrlichere. Für ich gehört zur Wahrheit über das Lügen aber nicht die direkte Art der Bezeichnung einer Sache. Bei den Frauen im Büro war, das ist schon Jahre her und deshalb kann ichs ja hier einmal erzählen, Herr Kanneberg nur 'Stinki'. Unerträglich. Unerträglich. Nicht Herr Kanneberg, obwohl ... oah ..., nein, ich meine diese direkte Respektlosigkeit: 'Stinki'. Aber auch das andere Extrem gibt es. Leute, auf die man angewiesen ist als Fahrer oder Helfer und die kommen zu spät und sagen dann eben nicht "Oh, ich hab das verschwitzt." sondern kurz und schmerzlos. "Ick hab verpennt. War 'ne lange Nacht mit der Tussnelda von jestern Abend, det sach ick Ihnen." - So was kann mir den ganzen Abend ruinieren.
Was kann man da machen? Gibt es neue Wotschaften zu entdecken? Was wäre adequat? Es darf nicht verletztend oder beleidigend sein und darf andererseits nicht wütend machen. - Um es mit den Kindern der 'Sesamstraße' zu sagen: "Wozu habt ihr Kopf und Hände? Denkt euch selber mal was aus!"
Freitag, 5. Dezember 2008
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