Donnerstag, 9. Oktober 2008

Das Ende des Sozialismus

(... dem Fünf-Jahres-Plan 2003 - 2008 gewidmet!)

Vorgeschichte:
Dieser Tage gab es ja wieder einmal etwas zu feiern und zwar den Tag,

der unseren Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober erst möglich gemacht
hat: den 7. Oktober, einst Nationalfeiertag der Deutschen Demokratischen
Republik. Als es 1990 zur
Vereinigung von BRD und DDR kommen sollte,
wurde ein Zeitplan hierfür erstellt
, wonach der Deutschen Bundestag am
2. Dezember 1990 gewählt werden musste, wobei spätestens 8 Wochen
zuvor die Wählerlisten zu erstellen waren.

Da dieser Termin auf den Nationalfeiertag der DDR fiel, mussten alle
Wähler bis zu diesem Zeitpunkt offiziell zu Bürgern der Bundesrepublik
Deutschland werden. Die Volkskammer der DDR beschloss daher in der
Nacht vom 22. zum 23. August des Jahres 1990 mehrheitlich den Beitritt
der DDR zur BRD und nach Feststellung des letzten SED-Vorsitzenden
Gregorowitsch Gysi* "nicht mehr und nicht weniger als den Untergang
der Deutschen Demokratischen Republik zum 3. Oktober 1990".

Vor einiger Zeit bekam ich von einem netten Herrn aus dem Publikum ein Email-Schild geschenkt, mit der Aufschrift 'Parteisekretär'. Er verband es mit der Bitte, ich möge doch irgendwann einmal eine kleine Nummer über die DDR machen, in der ich das Schild einbauen sollte. Dann verschwand der Herr unbekannter Weise. Ich habe das dann im 'Heimatkunde'-Programm auch gemacht und das Ganze geht so:

»Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Genossen. Man hat mich gebeten, aus gegebenem Anlass, einige Worte an Sie zu richten.

1949 wurde der erste sozialistische Staat auf deutschem Boden, die Deutsche Demokratische Republik, gegründet. Jeder, der sich damit ernsthaft befasst, denkt nicht ohne Bewegung an die Tage zurück, in denen die Arbeiter und Bauern im Bunde mit der Intelligenz und allen Werktätigen demokratisch ihre Republik errichteten, den sozialistischen deutschen Friedensstaat und Grundpfeiler der Stabilität und Sicherheit Europas.

Nach der Knute des Kaiserreichs, eines Chaos während der Weimarer Republik und dem Ende des faschistischen Regimes, war die DDR über vier Jahrzehnte lang eine der leistungsfähigsten Industrienationen der Welt, war fest verankert im Warschauer Pakt und bewährte sich an der Westgrenze der sozialistischen Länder als Wellenbrecher gegen Neonazismus und Chauvinismus. Während dieser vier Jahrzehnte richtete der Klassenfeind immer wieder und immer wieder neu seine Verleumdungen gegen die DDR, denn Sozialismus auf deutschem Boden, das war ihm so unerträglich, weil die vordem ausgebeuteten Massen in der DDR den Beweis erbrachten, dass sie fähig sind, ihre Geschicke ohne Herren und Kapitalisten selbst zu bestimmen.

Jede hatte in der Deutschen Demokratischen Republik seinen Platz, unabhängig von Weltanschauung und Religion, ob er in seinen eigenen Wohnräumen oder in denen des Staatsapparats saß. Jawoll. Zur Vorbereitung des XII. Parteitages der SED etwa, da gab es offene und vertrauensvolle Gespräche in Stadt und Land, in den Betriebs- und Wohnparteiorganisationen, in den Gewerkschaften, in der Nationalen Front. Und immer wusste die Führung mit Staatssicherheit ... äh ... die Staatsführung mit Sicherheit, was das Volk bewegt, hatte stets ein offenes Ohr für alles, was zu hause oder auf Arbeit gesprochen wurde. Das entsprach den Traditionen unserer sozialistischen Demokratie.

Wenn der Gegner von damals sich heute in einer beispiel- wie zügellosen Verleumdungskampagne als Vereiner Deutschlands darstellt, mit dem Ziel, Menschen zu verwirren und Zweifel in die Kraft und die Vorzüge des Sozialismus zu säen, dann muss man ihn an eines erinnern: Die einstige Staatsgrenze DDR-BRD, die zugleich die Trennlinie zwischen den Staaten des Warschauer Vertrages und der NATO war, ist im Interessen des Friedens und der guten Nachbarschaft gefallen, weil es die Menschen der DDR so wollten. Dies führte zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Deutschen Staaten. Die DDR-Volkskammer, also die Vertretung des sozialistsichen Volkes, entschied sich 1990 in freiem Willen, Deutschland zu vereinen. Nicht die BRD und ihr Apparat waren es - nein, es waren die Menschen der Deutschen Demokratischen Republik, die unser heutiges Deutschland möglich gemacht haben.

Und deshalb sage ich mit vollster Überzeugung: In der DDR war nicht nur nicht alles schlecht, in der DDR hat das Gute überwogen. Und was das Beste ist: Mit dem Beginn ihres fünften Jahrzehnts hat sich die DDR einfach abgeschafft. Wann hat das jemals zu vor ein Staat gemacht? Und dies obwohl die DDR der BRD in vielen Bereichen überlegen war ... bei der Kinderbetreuung, im Sport und, wie unabhängigen wissenschaftlichen Erhebungen zu entnehmen ist, bis hin in den zwischenmenschlich-geschlechtlichen Kontakt hinein.

Das, meine Damen und Herren, liebe Genossen, verehrte ausländische Gäste, soll das Ende des Sozialismus sein? Wo unsere Männer und Frauen an der heimischen Front durch ihre tägliche Bereitschaft zur Vereinigung wichtige Beiträge für Frieden, Sicherheit und Stabilität von Beziehungen und damit zum Wohle des gesamten Deutschen Volkes leisten, wo sie durch ihr Durchhaltevermögen und die ausgereifte Technik ständig neu beweisen, dass die Gründung der DDR im Oktober 1949 ein Wendepunkt war in der Geschichte des deutschen Volkes und Europas. Das soll das Ende des Sozialismus sein?

Nein, niemals. Der Sozialismus lebt, er lebt jeden Tag und jede Nacht neu. Er zeugt Nachkommen und Nachwirkungen und ist dadurch stärker als jemals zuvor. Die Stimmungen und Meinungen im Land bestätigen dies auf vielfältige Weise. Ich bitte Sie deshalb, mit mir das Glas zu erheben und zu Trinken: Auf das Leben in unserer neuen BRD, der Besten Republik Deutschland, die unser Land jemals hatte und ohne Sozialismus so niemals gehabt hätte. Vielen Dank - und Prost: Zum Wohle des Deutschen Volkes!«

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* = eigentlich Gregor Graf Gysi, bürgerlich Gregor Gysi; Gysis Großmutter entstammt dem russischen Hochadel. Nachdem Gysis Vater 1931 der KPD beigetreten war, hat die Familie den Adelstitel abgelegt, könnte ihn aber nach russischem Recht jederzeit wieder annehmen. (siehe auch bei WIKIPEDIA unter 'Gregor Gysi' bzw. unter 'Otto Graf Lambsdorff')

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