Mittwoch, 27. April 2011

Ein Jugendgeweihter

Ein Jugendgeweihter
Ist ab jetzt viel gescheiter
Denn er sieht, dass die Welt
Regiert wird vom Geld.

Er bekommt Buttercreme und Plätzchen
Und ein kleines schlaues Sätzchen
Mit für sein weiteres heiteres Leben
Was kann es Schönres geben?
Und einen dunkelblauen Anzug zieht er an
Der kleine scheue Nunschonfasterwachsenmann.

Vorher kannt' er die Welt noch nicht
Und kannte das Geld noch nicht
Und kannte noch nicht alle Tanten
Und die andren Anverwandten.

Dann sprach sein Patenonkel ein paar kluge Worte
Doch er schielte nur auf die Torte
Denn ein Jugendgeweihter
Denkt ab jetzt immer einen Schritt weiter.

Dann hub im Jembopark das Essen an
Und der Nuschschonfasterwachsenmann
sollte noch etwas dazu sagen
Und das mit knurrendem Magen.
Nein, nein, der Junge will bestimmt noch ein Törtchen
deshalb spricht Onkel Karl die wichtigen Wörtchen.

Aber keiner hört auf ihn, jeder erzählt dem anderen seine
Sicht der Dinge und vergisst nicht Opas Gallensteine
Oder fragt: "Lässt sich Petra jetzt schon die Haare färben?" -
Solch' Konversationen sind wichtig, will man später etwas erben.

Der Jugendgeweihte sitzt derweil ganz alleine
Mit seiner goldnen Armbanduhr im Kerzenscheine
Und kennt den Streit noch nicht
Und kennt den Neid noch nicht
Und was er später sagt,
wenn man ihn zu diesem und jenem befragt.

Ds sagt ihm der Vater nicht
Das sagt ihm die Mutrer nicht
Das sagt ihm der Onkel nicht
Das sagt ihm der Lehrer nicht
Das sagt ihm kein Doktor und kein Pfarrer
Und kein Herr Jugendweihorganisator.

Das muss er selbst heraus bekommen
Das hat noch niemals einer abgenommen
Dem scheuen kleinen Jugendgeweihten
Dem alle als Krönung der Weisheiten
Geld schenkten und das nicht zu knapp
Und als Wertschätzungsmaßstab.

Ein Jugendgeweihter
Ist nun wenigstens in einem Punkt gescheiter
Denn er sieht, dass die Welt
Regiert wird vom Geld.

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