Mittwoch, 31. Dezember 2008

Kurz vor Jahresschluss

31. Dezember, 10 Uhr 00: Alle Menschen freuen sich auf die Silvesternacht. Allen voran die Seniorin Edith K., die in der Plattenbausiedlung Lobeda-West (einer Stadt, deren Name hier keine Rolle spielt) durch ihren Enkel Guntram eine defekte Elektrokerze in ihrem Schwippbogen auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers in der 8. Etage austauschen lässt. Endlich breitet sich bei ihr wieder nachweihnachtliche Stimmung aus, die Freude ist groß.

12 Uhr23: Beim Entleeren seines Müllsackes beobachtet Edith K.s Nachbar Werner O. die provokante Nachweihnachtsoffensive in der 8. Etage. Zwei Tage lang hatte er sich gefreut, dass Oma K.s Schwippbogen, der zuvor seit dem 1. Advent Tag und Nacht geleuchtet hatte, endlich abgeschaltet war. Nun kontert umgehend mit der Aufstellung des zwölfarmigen dänischen Kandelabers zu je 25 Watt im Küchenfenster. besorgte Nachbarn, die nach Weihnachten bereits abgerüstet hatten, sehen dies und handeln. Nur wenige Stunden später erstrahlt fast ganz Neu-Lobeda sieben Tage nach dem Heiligen Abend erneut im besinnlichen Glanz von Tausenden Fensterdekorationen.

Es ist 18 Uhr 16: Im Vorbeifahren sieht ein Autofahrer aus Gera den Glanz der Lobedaer Lichtstadt und baut nach der Rückkehr in seine Heimatstadt an seinem EInfamilienhaus die 1800 Watt Weihnachtsbeleuchtung wieder auf. In Gera-Lusan sieht man dies und reagiert.

19 Uhr 20: In der E.ON Schaltzentrale Mitteldeutschland registriert der wachhabende Ingenieur irrtümlich einen Defekt der Strommessgeräte für den Bereich Ostthüringen, ist allerdings zunächst arglos.

20 Uhr 04: Noch vor der Neujahrsansprache der Kanzlerin gelingt einem Elektrobastler in Jena-Winzerla der Anschluß einer Kettenschaltung von 96 Airbus Landescheinwerfern, durch die zwischen Göschwitz und Ammerbach Teile der heimischen Vogelwelt verwirrt mit dem Nestbau beginnen.

20 Uhr 51: Diskothekenbesitzer Torsten B. aus Apolda sieht sich genötigt seinerseits einen Teil zur Erhellung des silvesterlichen Himmels beizutragen und montiert auf dem Flachdach seines Industriebaus das Laseresemble Metropolis, eines der leistungsstärksten in Europas, dass er eigentlich erst im neuen Jahr ausprobieren wollte. Die Fassade eines angrenzenden Backsteingeäudes hält dem Dauerfeuer des Laserensembles mehrere Minuten stand, bevor sie mit einem häßlichen Geräusch zerbröselt und in sich zusammenfällt.

21 Uhr 46: Im Trubel einer kleinen, spontanen Silvesterfeier in der E.ON Schaltzentrale Mitteldeutschland, überhören die vier Mitarbeiter der Nachschicht, während man das RTL Fernsehprogramm verfolgt und einer Dame zuschaut, die mit ihren Riesenbrüsten Bierfässlein als Alu zerdeppert, das Alarmsignal aus Ostthüringen.

22 Uhr 05: Zwei verdiente Antifaschisten, die 1945 als Widerstandskämpfer im Untergrund gegen Nazi-Deutschland arbeiteten, holen aus bisher streng gehüteten Geheimverstecken, letzte Reserven an Leuchtmunition und verschießen diese in den Nachthimmel. In Jena und Gera eröffnen zwei weitere Diskothekenbesitzer derweil ihre Belechtungsoffensive, da sie nah einem Handyrundruf irrtümlich annehmen, die Leuchtmunition wäre das Laserensemble Metropolis aus Apolda. Jena zaubert mit Hilfe von amerikanischen Laserwerfern den Stern von Bethlehem an die tiefhängende Wolkendecke; Gera kontert mit einem 180.000 Watt Elektrofeuerwerk aus China, das bislang vom Deutschen TÜV aus gutem Gurnd noch gar nicht freigegeben wurde.

22 Uhr 12: Eine Gruppe ukrainischer Geschäftsleute irrt, nebst weiblicher Begleitung, verängstigt durch Lobeda, nachdem ihre Tupolev mit Ziel Erfurt versehentlich im Gewerbegebiet Jen A4, nahe dem mit 3000 bunten Neonröhren bestückten Autohaus Reichstein & Opitz gelandet ist.

22 Uhr 47: Von der internationmalen Raumstation ISS sendet der wachhabende Kosmonaut Grigori Kossonossow Bilder einer angeblichen Supernova auf der nördlichen Erdhalbkugel an die Bodenstelle in Baikonur. Ihm wird mit sofortiger Wirkung und trotz des Silvesterabends, für 24 Stunden der Genuss von Wodka untersagt.

23 Uhr 11: Die Erdbebenwarte im Wermsdorfer Forst nahe Leipzig registriert im Landkreis Hameln-Pyrmont in Niedersachsen ein leichtes Beben. Im E.ON-Kernkraftwerk Grohnde brüllen derweil sämtliche Turbinen jenseits der Belastungsgrenze um Strom nach Thüringen zu transferieren.

23 Uhr 58: In der Gaststätte "Mekong" wacht Studentin Kathleen R. aus einem kleinen Alkohol-Schlummer, freut sich, dass die Party immer noch läuft und sie den Jahreswechsel noch nicht verpennt hat, geht vor die Tür um mit den anderen Gästen zu feiern und wundert sich, dass es draußen schon taghell ist.

23 Uhr 58 und 30 Sekunden: Kathleen R. nimmt ihr Handy und ruft ihre veste Freundin Petra an, um diese zufragen, ob es bei ihr auch so hell ist.

23 Uhr 59 und 18 Sekunden: In die plötzliche Dunkelheit über Deutschland sieht man aus Richtung Niedersachen einen orangenen Vulkankegel pilzförmig Richtung Himmel aufsteigen. Durch stockfinstere Städte und Ortschaften streifen verwirrte Menschen, Menschen wie du und ich, und feiern im Schein ihrer bengalischen Fackeln und der Sternraketen das neue Jahr. Ein Jahr, dass die Energiewirtschaft in Deutschland, in Europa, ja in der ganzen Welt komplett verändern wird. Dank Edith K. und ihrem Enkel Guntram, aus der Plattenbausiedlung einer Stadt, deren Name hier keine Rolle spielt.

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Wissen Sie was Romantik ist?

Wissen Sie was Romantik ist? Ich erzähl's Ihnen mal:

Also neulich, kurz vor Weihnachten, gab es ein
Lehrerkonzert bei uns in Jena von der Musik- und Kunstschule und die spielten "Die schöne Melagone" ... oder heißt es "Magelone". Ich weiß nicht, aber ich meine mich noch erinnern zu können, dass die Dame sehnsüchtig-melancholische Liebeslieder sang und deshalb heißt sie wahrscheinlich Melagone. Jedenfalls gab es 15 Romanzen von Johannes Brahms, Opus 33, mit Uwe Anrecht (Bariton) und Helga Assing (Klavier). Zurück gehen die 15 Romanzen ja auf 'Tausendundeine Nacht' und da auf die Geschichte des Prinzen Kameralzaman von Khaledan und der chinesischen Prinzessin Budur. Kennen sie vielleicht, oder? Bei uns zu Lande besser bekannt als Graf Peter von Provence.

Im Original jedenfalls
begehrt Prinz Kamaralzaman, der Herrscher von Khaledan, bei einer Rast im Walde die schlafende Prinzessin Budur. Kaum hat er sie entkleidet, raubt eine Elster den Talisman, den die Prinzessin am Körper trägt. Prinz Khaledan verfolgt den Vogel und verirrt sich dabei in fremde Länder. Nach einer Reihe von Abenteuern gelingt es ihm, dem Vogel den Talisman zu entwenden und er findet gleichzeitig einen Goldschatz. Auf seiner Heimreise verschläft der Prinz die Abfahrt des Schiffes; der Schatz kommt ohne ihn im Palast von Khaledan an, wo die Prinzessin Budur mittlerweile die Regentschaft übernommen hat und sehnsüchtig auf ihren Prinzen wartet. Prinz Kamaralzaman jedoch muß noch einige Jahre durch die Welt ziehen, bis auch er wieder wohlbehalten zu Hause ankommt.

Das ist, gelinde gesagt, nicht ganz so romantsich, wie man es erwarten würde und deshalb hat sich Wilhelm Tieck 1828 der Sache angenommen und die Geschichte romantisiert. Bei ihm hat sich d
er jugendliche Graf Peter von seinen Eltern in der Provence verabschiedet und ist auf eine Abenteuerfahrt gegangen. Allerdings bereits in Neapel verliebt er sich in die Königstochter Magelone und schenkt ihr drei Ringe als Unterpfand seiner Liebe. Dieses Mal raubt aber ein Rabe die Ringe. Peter verfolgt den Vogel, die Ringe fallen ins Wasser und werden von einem Fisch verschluckt. Magelone hat sich mittlerweile aus Trauer in eine idyllische Schäferhütte zurückgezogen, wo sie beim Spinnen ihrem Liebsten die bereits erwähnten melancholisch-melancholischen Lieder nachsingt.

Auf der Jagd nach den Ringen gerät Graf Peter in Gefangenschaft des Sultans. Des Sultans Tochter Sulima verliebt sich in ihn und will mit ihm zusammen fliehen. Peter, der glaubt, Magelone sei inzwischen vor Kummer gestorben, geht zunächst auf Sulimas Angebot ein, doch dann denkt er herzzerreißend an Magelone und rudert allein aufs Meer hinaus, wo er von einem französischen Schiff aufgegriffen wird. Wieder in der Provence angelangt, wird der erschöpfte Peter von einer Schäferin gesundgepflegt, die sich schließlich als Magelone zu erkennen gibt.

Sehen sie: das ist romantisch. Die Zeit in der es geschrieben wurde, heißt deshalb: die Romantik und entsprechende Bücher ... richtig! ... Romane. Sooo ... wieder was gelernt.

Sonntag, 14. Dezember 2008

Justin Tyler Blue

Hallo, ick bin siem Jahre und meen Name iss Justin Tyler Blue, wah. Also det sinn meene Vornamen. Mit die Nachname heißt isch Geier ... weiß der Geier warum. Meene Oma wollte ja, dat ick George heißen sollte, wegen dem George Clooney, abba dat war nich drin bei meen Eltern. Also ick meene bei meina Mutta, weil mein Erzeuger, der hatte sich seinerzeit ja schnell verpisst jehabt.

Als Mama ihm jesteckt hat, dat se mich kriegen würde, hat der nur jesaacht - so wurde et mir aus verlässliche Quellen erzählt - "Mach dich von Acker, Schlampe. Willst mir jetzt das Balg anhängen. Weiß ich, mit wem du alles in die Kiste warst. Madam hat ja nischt anbrennen lassen. Fick dich, Alte. Und komm mir ja nisch mit Kohle, Schlampe." - Ja, so war det. Ick finde det ja voll scheiße, weil bei meiner Mutta brennt ständig det Essen an, von wegen: 'Hat nischt anbrennen lassen' und so. Voll die scheiß Sprüche. Det ham wa jerne. Erst mit meene Mutta wat rünvögeln un se dann hängen lassen, also neh. Abba, iss mir sowieso egal, wat mit dem Arsch iss. Ick hab ja jehört, dat der gerade wieder sitzt ...
wurde mir aus ne verlässliche Quelle erzählt.

Und deshalb wollte meine Mum mal wat vom ihr Leben ham und so wurde ikke Justin Tyler Blue jenannt.

"Unn wenn ick jroß bin, dann werd' isch Ghetto Rapking
Dat find isch cooler als wie Kidnapping
Oder ständig Kohle von Hartz IV
Hallo, Leute, wo leben denn wir
In unsrer Welt dreht sich alles nur ums Geld
Ich hab schon drei Laster von bestellt
Und ich bin ein Typ der verspricht was er hält.

Ich bin der Geld-Held, der größte der Welt-Held
Der verspricht was er hält-Held und d
en nichts davon ab-Held"

Freitag, 5. Dezember 2008

Wortschaften

"Die Wahrheit überdas Lügen" heißt eine neue Schallplatte von Jan Ulrich Max Vetter, der seinen Namen bereits vor Jahren geändert hat, da er der Merinung war unter Jan Ulrich könnte er keine Karriere machen, und da er gerne in Urlaub fährt hat er sich einst den Namen Farin Urlaub zugelegt. Das war jetzt die Wahrheit, die volle Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr ich Gott heiße. Goggeln Sie's doch mal nach.

Jan Ulrich Max Vetters Künsterlenamen hat bei mir die Horst Köhler Geschichte abgelöst, die ich sonst immer an dieser Stelle erwähnt habe. Weil ja inzwischenjeder weiß, dass Herr Horst Köhler vor Jahren schon seinen Namen abgelegt hat und als Guildo Horn firmiert, da er eben auch dachte, dass man als Horst Köhler in Deutschland nichts Großes leisten kann. Das ist jetzt überhaupt nicht politisch gemeint. Ja, doch ... ich weiß doch, dass Sie danach lechzen, dass ich hier auch mal ein paar politische Statements loslasse, sozusagen der herrschenden Klasse ihre Klasse um die Ohren haue ... nein, nein. Bei mir werden Sie selten ein bis gar kein Wort über unsere Polite-Elitiker hören, unsere Volkswagenvertreter und Gesinnungsnomaden im Berliner Regierungsviertel. Selten ein bis kein Wort. Haben wir uns verstanden?

Es geht mir doch um etwas ganz anderes. Unsere Sprache beherbergt einige Wortschaften, die mißverständlich sind weil sie einmal so und einmal so verstanden werden. Nehmen wir einmal die Situation, dass jemand eine wichtige Sache einfach verschwitzt hat. verschwitzt, da habe ich mir als Kind einen Eiswürfel vorgestellt, der sich langsam ins Nichts auflöst, bis am Ende sogar der feuchte Fleck verschwunden ist. Verschwitzt. "Also, ick hab det, offen jesaacht, verschwitzt." Verschwitzt: Wortstamm verschmitzt. Ist doch gar nicht so schlimm, oder. Der hat das verschwitzt, was solls.

Wenn Sie aber morgens in der Straßenbahn stehen und vor ihnen steht jemand mit verschwitzten Klamotten - Aber Hallo! Da kann der noch so verschmitzt lächeln ... oah. Dabei hat der vielleicht die ganze Nacht gearbeitet. Ehrlich gesagt wäre man froh, der hätte seine Nachtschicht verschwitzt. Hat er ja auch. Sonst würde er ... oah ... nicht so ... oah. Solche Gedanken mache ich mir täglich, warum und wieso wir in unserer Sprache solche Wortschaften zustande bringen und ob man nicht bessere Ausdrücke für solche Sachen finden kann. Ehrlichere. Für ich gehört zur Wahrheit über das Lügen aber nicht die direkte Art der Bezeichnung einer Sache. Bei den Frauen im Büro war, das ist schon Jahre her und deshalb kann ichs ja hier einmal erzählen, Herr Kanneberg nur 'Stinki'. Unerträglich. Unerträglich. Nicht Herr Kanneberg, obwohl ... oah ..., nein, ich meine diese direkte Respektlosigkeit: 'Stinki'. Aber auch das andere Extrem gibt es. Leute, auf die man angewiesen ist als Fahrer oder Helfer und die kommen zu spät und sagen dann eben nicht "Oh, ich hab das verschwitzt." sondern kurz und schmerzlos. "Ick hab verpennt. War 'ne lange Nacht mit der Tussnelda von jestern Abend, det sach ick Ihnen." - So was kann mir den ganzen Abend ruinieren.

Was kann man da machen? Gibt es neue Wotschaften zu entdecken? Was wäre adequat? Es darf nicht verletztend oder beleidigend sein und darf andererseits nicht wütend machen. - Um es mit den Kindern der 'Sesamstraße' zu sagen: "Wozu habt ihr Kopf und Hände? Denkt euch selber mal was aus!"

Dienstag, 2. Dezember 2008

Wesentliche Dinge

Ich habe heute Abend wieder einen wahren Parcour an Texten zusammengestellt. Für Sie. Doch, doch: da müssen Sie drüber. Und...wie meinen?..."Parkuhr"...also, das ist doch - Habe ich mich denn noicht deutlich ausgedrückt: "einen Parcour" hatte ich gesagt. Das ist Französisch und hat mit einer Parkuhr nicht zu tun.

Ich schlage s Ihnen gerne nach. Da ich es ja bereits vorgeschlagen hatte, macht mir das NAchschlagen nichts aus...Nachtreten sochn, aber nicht nachschlagen. Hier: "PARCOUR, franz. "Strecke", bezeichnet allgemein eine Strecke mit vorbereiteten Hindernissen. Sehen Sie, das ist ein Parcour. Was haben wir denn da noch. "Parcour", "Parfait", "Parforce". "Parforce" geht auch. Das ist vielleicht sogar noch besser.

Ich habe heute Abend einen wahren Parforceritt mit Ihnen vor. Im Parcour. Natürlich. "Parforce"...bis 2001 wusste ich nicht, das es so was gibt: "Parforce". Ich kannte nur den deutschen Begriff "mit Gewalt". Ein "Parforceritt" ist demnach ein "Gewaltritt". Kennen gelernt hatte ich das, als ich 2001 im "Parforcehof" bei Bernburg auftrat. Bei der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU. Damals war Angela Merkel noch gar keine Bundeskanzlerin gewesen. Nein, nein. Die ist auch gar nicht dabei gewesen, damals. Ich hatte nur meiner Tochter versprochen, dass ich Angelea Merkel heute Abend erwähne. Die ist ja übrigens mit einem Herrn Sauer verheiratet. "Eine gute Wahl"...das sage ich auch immer zu meiner Frau.

Und darauf sagt die mir immer: "Ja, ja. Aber die Merkel hat ihren Nachnamen behalten. Nicht wie ich." "Nicht wie Du", antworte ich dann. "Überhaupt ist die Angela Merkel ganz anders als Du", sage ich." Woher willst Du das denn wissen", sagt Maria. "Ach, das denke ich mir so. Zum Beispiel ist sie Physikerin und hat promoviert." "Was hat die?", fragt Maria. "Promoviert, also ihren Doktortitel gemacht. Dr. Angela Merkel. Das klingt ganz anders als Frau Maria Sauer...also...äh...viel schlechter."

Wie kam ich drauf? Ach so, wegen des "Parforcerittes" im "Parcour" meiner Texte. Als dann: Konzentrieren wie uns auf die wesentlichen Dinge des Lebens. Kanzler oder Kanzlerin sein, dass kann ja schließlich jeder. Aber wir selbst sein, das können nur wir. Jeden Tag, jede Stunde, jeden Herzschlag lang: wir selbst. - Sehen Sie, das sind die wesentlichen Dinge des Lebens: "Wir!"

Falscher Fünfziger

Ich will ja nicht zum Propheten werden, aber zu meinem 50. scheint sich etwas anzubahnen, von dem ich nichts erfahren darf. Das ist zumindest mein Gefühl, aber da man sich nicht nur auf sein Gefühl verlassen soll, stützt sich mein Gefühl auch auf folgende sieben Indizien:

1. Indiz: Meine Frau Maria erklärte mir schon vor Wochen, dass sie eine kleine unbedeutende Feier zu meinem 50. Geburtstag organisieren wollte, aber leider hätte zwischen dem 1. und dem 6. Dezember so gut wie niemand aus der Familie und unserem Bekanntenkreis Zeit dafür. Schon gar nicht am Samstag, den 6. Dezember, da dies ja bekanntlich der Nikolaustag sei und da hätten alle überhaupt keine Zeit wegen Nikolaus.

2. Indiz: Ich wurde gestern 50 und man gratulierte mir telefonisch, kaum jemand kam persönlich um zu gratulieren, nur mein Freund Lutz ... und auch der kam zwei Stunden später als angekündigt. Abends saß ich am Schreibtisch und Maria fragte, was denn so dringend sei. Ich zeigte ihr die sieben gerade frisch geschriebenen Briefe an meine Verwandschaft und Freunde, in denen ich ihnen bedauernd mitteilen musste, dass ich, wenn sie mich nicht mehr schätzen würden, auch ich auf ihre Besuche keinen Wert mehr legen würde. Maria war entsetzt.

"Nun warte doch erst mal ab. Vielleicht kommt ja doch noch jemand." "Wann denn? Möglicherweise zu Nikolaus?" fragte ich. "Nein, nein, natürlich nicht", sprach Maria. "Da kann ja niemand. Aber als Ausgleich, weil niemand kommen kann, habe ich eine Überraschung für Dich. Wir gehen zu Nikolaus ins Kino." "Aha", sagte ich. "Und in welchen Film?" "In den neuen Film mit Woody Allen." - Mehr brauchte ich nicht zu wissen. Maria geht freiwillig in einen Woody Allan Film? Das ist ungefähr so wahrscheinlich, als wenn der amerikanische Präsident in China eine Tele-Tubbi-Konferenz eröffnet, wobei dies, wenn ich es mir recht bedenke, sogar noch wahrscheinlicher ist, als das mit meiner Frau und Woody Allan ... was aber vom jeweiligen Präsident abhängt. Ich für meinen Teil wäre übrigens gerne in 'Madagascar 2' gegangen, aber mich kommt es ja nicht an.

3. Indiz: Mein Vater brauchte dringend eine spezielle Beton-Bohrmaschine. Ich habe so eine, aber da er ja in nächster Zeit nicht zu uns kommen konnte oder wollte, hatte ich die Idee, sie ihm mit der Post zu schicken. Maria hörte das und sagte: "Was für ein Quatsch. Gib sie doch Deinem Vater mit, wenn Deine Eltern kommen." Ich schaute Maria ungläubig an. "Äh" machte Maria und fügte nach einer kleinen Sprechpause an. "Äh, wollten Deine Eltern nicht zu Weihnachten kommen." "Nein" antwortete ich ihr.

4. Indiz: Als Maria mich letzte Woche darum bat, von Ihren Schreibtisch ein Buch zu holen, da lag neben dem Buch eine Liste mit Namen, die mir alle wohlbekannt waren. Neben vielen dieser Namen waren Häkchen. Ich habe darüber natürlich kein einziges Wort verloren.

5. Indiz: Meine Frau hat von ihrem Arbeitgeber überraschend mehrere Tage Urlaub bekommen, einfach so, und macht seitdem Weihnachtsputz. Mit jedem Tag wird unser Haus schöner und sauberer. Es ist schon eine Schande, dass niemand aus dem Verwandten- oder Freundeskreis dieses blinkende und blitzende Haus sehen. Eine Schande ist das. Wirklich.

6. Indiz: Auf meine Frage, ob bei meinen Eltern alles klar geht, schauten mich meine Frau und die beiden Kinder mit großen Augen an. "Ich meine mit der neuen Wohnung", sagte ich. "Ach so", antworteten sie. "Mit der neuen Wohnung. Da geht wohl alles klar."

7. Indiz: Maria selbst hat mir noch nichts geschenkt. Sie habe "ein großes Paket" über unsere Tochter bei eBay bestellt und das sei noch nicht angekommen, wie das ja gelegentlch bei eBay der Fall sei. Aber ich solle mir keine Sorgen machen, am Wochenende käme es wahrscheinlich an. Schön, dachte ich mir, aber leider nicht an Nikolaus, denn da hat ja doch keiner Zeit.

Nun stelle ich mir den Samstag folgendermaßen vor: Morgends wird gebacken und gekocht, einfach so, Weihnachtskochen nennt man das. Eine Tradition ohne näheren Hintergrund oder Vorwand. Wahrscheinlich eine alte, kaum bekannte Nikolaustagtradition?

Gegen Mittag werden die Betten frisch überzogen, dann macht sich Maria fein und fordert mich auf, das Gleiche zu tun, weil im Kino ist die Kleidung ja bekanntlicher weise besonders wichtig. Dann werden wir uns Richtung 'Schillerhof' aufmachen, denn dort ist das einzige Kino in 30 Kilometern Umkreis, in dem der neue Woody Allan Film läuft. Praktischerweise verfügt der 'Schillerhof' auch über eine Gaststätte, die aber leider, soviel habe ich durch eine diskrete telefonische Nachfrager erfahren, am Nikolaustag wegen einer geschlossenen Gesellschaft nicht geöffnet hat. Auch Mick, mein Freund und Gitarrengott, der mir, so versprach er es mir im Sommer, gerne zum 50. ein kleines Ständchen gebracht hätte, ist am Samstag ausgebucht, so besagt es seine Internetseite.

In der Nähe des 'Schillerhofs' werden mir dann bereits einige auswärtige Autokennzeichen auffallen (die Parkmöglichkeiten am 'Schillerhof' sind wie immer äußerst eiungeschränkt) und bei den dazugehörigen Fahrzeugen werden Erinnerungen wach. Maria schaut die Auton nichtan und hofft nur, dass ihr niemand die Überraschung für mich verdirbt. Auch ich werde das natürlich respektieren und nicht noch im letzten Moment meine bequeme alte Strickweste anziehen oder darauf bestehen, dass wir ins Kinocenter zu 'Madagaskar 2' gehen.

So gesehen bin ich ein falscher Fünfziger ... oder. Aber ich freue mich schon auf Nikolaus. Und wehe es gibt dann nur einen Film von Woody Allan. Unter einer kleinen, mir gewidmeten, Klarinettenummer von ihm läuft bei mir da gar nichts.

Sonntag, 30. November 2008

Togal oder nicht Togal

Dass der Mensch Dinge falsch versteht, liegt in seiner Natur. Nicht auszudenken, wie wenig er sich in den Jahrmillionen seiner Existenz weiterentwickelt hätte, wenn er immer alles verstanden hätte, was um ihn herum passiert. Vielleicht wäre er ja heute auch schon durch Massensuizid gar kein Bestandteil der Säugetierkette mehr, wenn man bedenkt, wass Wissen um Sinn und Unsinn des Lebens und der Natur so alles in einem Menschen anrichten kann.

Dass dem nicht so ist, liegt an unserer Unwissenheit und dem Drang, diese zu beseitigen. Aber dieser Drang ist gelegentlich auch bereits befriedigt, wenn ein Mensch einfachste Erklärungen erhält, die nicht der Wahrheit entsprechen müssen, ihm aber gefallen oder zumindest plausibel klingen. Zum Beispiel die Geburt Jesu in der Krippe eines Stalls in Bethlehem. Wir alle erinnern uns noch daran, dass der Kerl Jesus von Nazareth gehießen haben soll und nicht Jesus von Bethlehem und König Herodes zu dem Zeitpunkt, als er laut Bibel im Jahr 0 den Kindermord von Palästina in Auftrag gegeben haben soll, schon lange tot war. Historisch gesehen. Nicht biblisch Aber weil das alte Testament die Geburt des Messias im Städtchen Bethlehem vorausgesagt hatte, wäre es wohl etwas unpassend gewesen, den kleinen Kerl nicht in Bethlehem zur Welt kommen zu lassen. Also erfand man das Mittel der Volkszählung als Grund für den Weg von Maria uns Josel nach Bethlehem. Selbstredend gab es nach Prüfung aller historischen Quellen damals auch keine Volkszählung im römischen Reich.

Da kann man ja wirklich noch froh sein, dass das Jesuskind überhaupt in Bethlehem zur Welt gekommen ist, wo doch dort wegen der Volkszählung alle Herbergen überfüllt waren und weder Ochs noch Esel...ich meine natürllich Maria und Josef, irgendwo gelitten waren. Ich könnte jetzt noch Stundenlang weitererzählen über die Konstruktion des Datums 24. 12. und dass die Geburt schon gar nicht im Dezember statgefunden haben kann, denn die Hirten waren ja auf den Feldern als ihnen der Engel erschien und eine Woche vor Jahreswechse ist es nachts auf den Feldern Palästinas schweinekalt, also um die fünf Grad + Celsius, und die Hirten gehen ab Ende November sowieso nicht mehr auf die Felder, weil da die Arbeit schon erledigt ist. Und, und, und. Aber darum geht es mir hier gar nicht. Die Menschen glauben solche Geschichten eben gerne und basta. Da interessiert es eher weniger, was wirklich war oder gewesen sein kann.

Es ist überhaupt zu bemerken, dass sich Dinge, die sich einmal im Gehirn festgehackt haben und plausibel sind, nur ungern wieder aufgegeben werden. So etwas nennt man landläufig "Klischee". Zum Beispiel das des "Wehmutstropfens". Wermut ist eine Flüssigkeit und die kann bekanntlich tropfen; Wehmut dagegen ist ein Gefühl und das tropft bekanntlicherweise nicht. Und weil nur tropfen darf, was tropfen kann, wurde aus dem unfassbar wundervollen Begriff des Wehmutstropfen - entstanden zu Zeiten der Romantik und von wehmütigen Dichtern und Denkern geprägt - ein Wermutstropfen (idealerweise vn einem Wermutsbruder verschüttet9 und schwirrt seither durch Zeitungsartikel, Nachrichtensendungen, Talkshows und die Köpfe der Menschen. Kann denn etwas, was andere sagen/schreiben/meinen Sünde sein? - Ein Blick bei Google reicht. Hier findet man bei "Wehmutstropfen" rund 21000 Einträge und bei "Wermutstropfen" schon deren 230000. Und weil 10 zu 1 ungefähr 90 % sind, müssen 90 % wohl recht haben. So ist das.

Ich weiß ja nicht, was Ihnen Ihr freundlicher Nachbar empfiehlt, ich empfehle Ihnen bei Kopf- und Gliederschmerzen keine Wermutstropfen sondern denke mit Wehmut an die alten Zeiten, als es noch kein Google gab und die Macht seiner Einträge, und empfehle: Sagen Sie zukünftig das Richtige. Aber nur, wenn Ihnen nicht all das, was ich gerade erzählt habe, völlig togal ist.

In diesem Sinne.

Texte anlässlich meines bevorstehenden 50. Geburtstags (No. 7 von 7)

Donnerstag, 20. November 2008

Texte anlässlich meines bevorstehenden 50. Geburtstags (No. 6 von 7)

HERR S. UND DIE LIEBE

"Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum ander'n. Sie nimmt uns alles, doch sie gibt auch viel zu viel. Die Liebe ist ein seltsames Spiel." Diesen Song von Connie Francis habe ich gehört, als ich noch im Säuglingsalter war und er prägte mich für mein Leben. Nicht auszudenken, wenn sich damals die amerikanische MGM bei der deutschen Polydor durchgesetzt hätte, Connie Francis - damals ein großer internationaler Star, der in meinem Geburtsjahr in Großbritannien mit 'Who's Sorrry Now' Platz 1 und in den USA Platz 4 der Charts erreicht hatte - zu untersagen, ein Lied in Deutsch zu singen; man hatte dies mit einem künstlerischen Selbstmord gleichgesetzt ... zu nahe war da einigen Managern noch das Kriegsende. Die Manager hatten nicht recht und Connie F. hatte danach noch einige Nr. 1 Hits "all over the world", wie Nina Hagen sagen würde.

Meine Lieben sind vielschichtig.Was die Frauen angeht, so gibt es in dieser Species ja ohnenin nur zwei Frauentypen. Erstens den Typ Schwanensee und zweitens den Typ Nussknacker. Folgerichtig betrachte ich mir Frauen immer unter dieser Vorgabe ... vielschichtig, wie gesagt. In einem gesunden Körper steckt meist auch ein gesunder Geist, das mag sein, aber ich habe auch viele gesunde Körper gesehen, in denen sich kein gesunder Geist versteckte, wenn überhaupt ein solcher in Aussicht stand. Ebenso gab und gibt es nicht ganz gesunde Körper mit einem schönen Geist. Wohlgemerkt bei Frauen ... bei Männern kenne ich mich nicht so gut aus, in die bin ich noch nicht so tief eingedrungen.

Wenn man liebt, empfindet man Leid und Freude, die Freude sollte überwiegen, sonst heißt man Chopin und stirbt an gebrochenem Herzen. Ich weiß, dass dies nicht zu 100 % wissenschaftlich untersetzt ist, aber ich habe es jetzt hier einmal so behauptet ... es muss ja icht stimmen. In meinem Liebesleben gibt es natürlich auch eine größte Freude und eine größte Enttäuschung. Die größte Enttäuschung? ... Wie könnte ich sie jemals vergessen. - Die größte Freude? ... Einen Menschen fürs Leben gefunden zu haben, der einen wirklich und so liebt, wie man ist. Ohne Vorbehalte und Hintergedanken und doppelten Moralboden.

So ist das und so soll es bleiben. Halt, ich muss ja noch die Ballettgeschichte auflösen. Also Schwanensee ... das i
st keine Villa in Ahlbeck (hoffe ich jedenfalls) sondern der Typ Frau, der einfühlsam und grazil durch eines Mannes Leben streift, selbst unattraktive Dienste wie Kochen, Putzen, Bügeln bis zur Sehnenscheidentzündung erträgt, ab und an vom Gegenpart bei letzteren Tätigkeiten Gleichberechtigung fordert und diese auch gewährt bekommt, der die Familie will und achtet und trotzdem noch liebenswert ist.

Typ Nussknacker ist der Typ Frau, der einem Mann ständig an und auf die Nüsse geht, der Wein vom Lebenspartner fordert und Wasser in die Beziehung einbringt, der Familien zerstört, anstatt sie zu achten und (ja nach Intellekt) die Notwendigkeiten dieser Dinge auch noch wunderbar erklären kann. Merke: Nussknacker sind noch härter als die härtesten Nüsse der Welt und haben einen Sprachfehler: aus 'Nüsse und Welt' wird bei ihnen immer 'Küsse und Geld'. Schwanensee-Frauen dagegen sind wie Elfen, zerbrechliche Wesen, die ein Mann hegen muss und einfach nur lieb haben kann.

Dass ein Mann - auch ich - gelegentlich den geraden Weg verlassen hat, dass Frauen "Ich kann immer nur einen Mann lieben" sagen und zwar zu jedem Mann, das liegt wohl daran, dass Connie Francis in ihrem Lied
"Die Liebe ist ein seltsames Spiel" die Sache auf den Punkt gebracht hat. Sie kommt und geht von einem zum ander'n. Sie nimmt uns alles, doch sie gibt auch viel zu viel. Die Liebe ist ein seltsames Spiel.

Montag, 17. November 2008

Unbekannter Salamander

Diese Text-Interpretation in Deutsch ist aus dem Jahre 1977 und ich hatte bei ihr Probleme, Übersetzung und Sinngehalt des Textvorbilds gleichermaßen zu erreichen. Als großer Marc Bolan Verehrer, der ich damals war, gehörte "Salamanda Palaganda" zu meinen Lieblingssongs.
Ich stellte meine Textversion nur wenige Tage vor Bolans plötzlichem Todam 16. September 1977 fertig. Live gespielt und gesungen hatte ich den Originalsong schon seit 1976.



"UNBEKANNTER SALAMANDER

Ein junges Mädchen hat einen lächelnden Affen
Der bietet den Menschen stets was zu gaffen
Er trägt Rüschenhemd und Palomino Hosen
Und sein Fell duftet nach Curasao Rosen

Ein altes Weib windet sich auf einem Kissen
Hat viel Lust und kein Gewissen
Ihre stahlblauen Augen halten nach Krummsäbeln ausschau
Ihre Haut ist fleckig ihre Kopfhaare mausgrau

Der lächelnde Affe streift ihren Blick
Streichelt ihn und wirft ihn zurück
In der Nacht tauscht der Affe Geld gegen Glück
Doch am Tag kehrt er zu dem Mädchen zurück

Unbekannter Salamander in Palomino-Blau
Unbekannter Salamander ich bin Deine Frau
Bei der Pariser Modenschau
au-au, au-au, au-au, au-au
au-auuuh ..."


[Musik: Mark 'Marc Bolan' Feld, "Salamanda Palaganda" = Single B-Seite/1968]

Mittwoch, 5. November 2008

Texte anlässlich meines bevorstehenden 50. Geburtstags (No. 5 von 7)

EIN FÜNFZIGSTER GEBURTSTAG

Zur zweiten Hälfte meiner Texte anlässlich des bevorstehenden 50. Geburtstags berichte ich einmal fremd, denn gelegentlich trete ich ja nicht in Tagungs- und Stadtteilzentren auf, in Büchereien und Kirchensälen oder Kleinkunst- Kabarettbühnen und Mensen, sondern bei privaten Anlässen. Bei Hochzeiten eher selten, da treffen meine Eheerlebnissgeschichten und Tuchholskys 'Ideal und Wirklichkeit' nicht immer auf Gegenliebe, aber immer öfter auch bei runden Geburstagen, so wie neulich in Forchheim anlässlich eines Fünfzigsten. Forchheim ist eine alte Königsstadt und wird das Eingangstor zur Fränkischen Schweiz genannt. Die Stadt ist auch bekannt geworden durch das in der Adventszeit zum schönsten Adventskalender der Welt umgestaltete Rathaus. Ich war aber im Herbst dort gewesen und das ging so:

„Lieber Ulli, wir feiern heute Deinen Fünfzigsten. Steh doch mal auf, damit alle wissen, wer gemeint ist; kleiner Scherz am Rande, weil ja doch nur geladene Gäste ... äh ... geladen worden sind. Natürlich sind nicht alle geladen, sondern mehr entspannt. Ihr merkt daran, ich bin kein Kabarettist. Der sitzt da drüben und ist in Jena weltberühmt, hat uns seine Orgel mitgebracht und wird uns gleich auch was orgeln, gell, Herr Sauer - drücken Sie doch mal auf eine Taste und wir drücken die Daumen, damit wir hören, dass die Orgel auch geht. Obwohl: Füße hat sie ja keine, mit denen sie gehen könnte ... ehä... ehä ... ehä ... nur Beine aus Stahl. Apropos Beine: Neulich sage ich zu einer jungen Dame 'Madame' sage ich 'Sie haben Beine wie ein Reh. Da lächelte sie mich an. 'Jawohl' sage ich weiter 'zwar nicht so schlank, aber so haarig'. - Na die hat rumgetobt, sag' ich Euch.

(...) 'Sauer macht ja bekanntlich lustig' - in diesem Sinne, dann legen Sie mal los, Herr Sauer."

Sphärenrausch

Im September 1966 fieberte ich via Bildschirm mit, bei den Abenteuren von Major Cliff Allister McLane und seinem weiblichen Gegenpart Leutnant Tamara Jagellovsk im schnellen Raumkreuzer Orion. Zwanzig Jahre später, Ende August 1986, übersetzte ich einen Text von David Bowie und dichtete ihn um. Grund dafür war der Weltraumflug von Oberstleutnant (später Generalmajor) Sigmund Jähn. Dies ist mein Text:


"SPHÄRENRAUSCH

Kontrollzentrum an Sigmund Jähn
Kontrollzentrum an Sigmund Jähn
Nehmen Sie ihre Pillen und schließen Sie den Helm

Kontrollzentrum an Sigmund Jähn
Countdown läuft, Sie sind gut zu versteh'n
Checken Sie die Zündung und möge Gott mit Ihnen sein

Zehn, neun, acht, sieben sechs,
Fünf, vier, drei, zwei, eins - Guten Flug!

Kontrollzentrum ruft Siegmund Jähn
Das lief ja wirklich toll
Nun ist es Zeit den Menschen etwas zu zeigen
Vielleicht möchten Sie aus Ihrem Raumfahrzeug aussteigen

Siegmund Jähn ruft das Kontrollzentrum
Ich betrete nun das Weltall
Und ich schwebe leichter als gedacht
Und die Sterne sehen anders aus heut' Nacht

Ich fliege in einer Blechbüchse
Weit über unsere Welt
Der Planet Erde leuchtet so blau
Warum weiß keiner so genau

Ich bin jetzt hunderttausend Meilen über dem Meer
Alles hat sich so veränert
Und ich denke mein Raumschiff findet alleine seinen Weg
Sagt meiner Frau ich liebe sie auf ewig

Kontrollzentrum an Sigmund Jähn
Ihr Signal wird schwächer, hier stimmt was nicht
Können Sie uns hören, Siegmund Jähn?
Können Sie uns hören, Siegmund Jähn?
Können Sie uns hören, Siegmund Jähn?
Können Sie uns hören ...

Ich fliege in einer Blechbüchse
Weit hinter unseren Mond
Der Planet Erde leuchtet so blau
Warum weiß keiner so genau"


[Musik: David 'Bowie' Robert Heyward-Jones, "Space Oddity" aus "Man Of Words, Man Of Music "/1969]

Dienstag, 4. November 2008

Unschuld und Erfahrung

Heute, da Barack Obama zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wird, um, so Gott will, im Januar in sein Amt eingeführt zu werden, ist mir eines meiner Lieblingslieder aus den 70er-Jahren eingefallen, dessen kurzen Text ich seinerzeit ins Deutsche übersetzt hatte. Es ist von der Gruppe 'Supertramp' und heißt ...

NARREN OUVERTÜRE

Die Geschichte sie erzählt
Nicht von ungefähr
Während alle Menschen schlafen
Ihre uralte Mär
Geboren aus dem Geist der Zeit
Liegt unsere Zukunft in ihr bereit
"Zu spät" schreit der Prophet
Und sieht voraus wie alles untergeht

Stellt ihn an den Pranger
Und nehmt ihm seinen Stolz
Wie lächerlich er jetzt aussieht
Kopf und Hände in Holz
Werft ihn in den Kerker
Das wäre ja gelacht
Trotzdem ruft er zu euch
Mitten in der Nacht
"Freunde, ihr seid nicht allein
Ich warte auf euch und bringe euch heim

Ihr sagt mir, euch fehle der Beweis
Ja, ich weiß, ich weiß, ich weiß
Aber ich sage, alles hat seinen Preis
Ich weiß es, ich weiß, ich weiß

Hört ich, was ich euch sage?
Könnt ihr erkennen, was ich ertrage?
Ich bin euer Messias - kommt schon, Leute
Ich hab's eilig, bin auf dem Sprung und zwar schon heute

Habt ihr des Rätsels Lösung gefunden?
Was macht ihr in euren letzten Stunden?
Es ist Zeit zu feiern
Keiner muss bedrückt werden

Jetzt ist es an der Zeit
Um verrückt zu werden.

Jaaaaaaaaaaaa!"


[Musik: Roger Hodgson, "Fool's Ouverture" aus "Even In The Quietest Moments"/1977]


In dem Song geht es zwar grundsätzlich um den II. Weltkrieg und was man daraus lernen sollte (um nicht zusagen: 'Nach dem Zweiten sieht man besser'), aber ich mochte und möge ihn wegen des gesamten Klangbildes von etwa zehn Minuten Länge. Überrascht war ich seinerzeit über die Klangfetzen, von denen einer den Anfang von William Blakes Gedicht 'Jerusalem' wiedergibt ... "And did those feet in ancient Time". Ich bin zugegebener Maßen ein großer Fan von WIlliam Blake und als ich 1980 meine Frau Rita heiratete, sagte mir Pfarrer Manteuffel, ich dürfe mir von ihm ein Buch wünschen. Ich wünschte mir Blakes 'Lieder von Unschuld und Erfahrung'.
Diesen Tipp möchte ich Obama mit auf den Weg geben.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Das Jahr Null

Ich bin vor einiger Zeit so ganz nebenbei einem Riesenskandal auf die Spur gekommen, an dem die Kirche nicht ganz unschuldig ist, die Katholische wie die Evangelische, ein Skandal also, den nicht einmal der große Marrtin Luther aufdecken konnte. Es geht dabei um das Jahr von Jesu Geburt ... äh ... ich hellsehe, was sie jetzt denken und zwar "Das wissen wir doch schon. Jesus ist nicht im Jahr Null geboren sondern wahrscheinlich schon ein paar Jahre früher" ... aber jetzt warten sie es doch mal ab.

Ein Riesenskandal also und an ihrer Reaktion erkenne ich, dass sie ebenfalls auf diese Sache hereingefallen sind und zwar ist es eine globale Verschwörung, an der die Mathematiker Schuld haben ... dieses Mal waren es also einmal nicht die Illuminaten , auch nicht die Flaschenautomaten und schon gar nicht die Coca-Colaborateure (schwieriges Wort :Coca-Colaborateure) ... es waren die Mathematiker. Historiker beurteilten die beiden Geburtsgeschichten des Neuen Testamentes weitgehend als Legenden, da bislang die Originale fehlen und sie sich untereinander stark unterscheiden sowie viele mythische und legendarische Züge enthalten, wie etwa den historisch unbelegten Kindermord von König Herodes dem Großen der fast identisch an den Kindermord des Pharao im Alten Testament erinnert ... sei's drum.

In Betlehem, einer jüdischen Kleinstadt nahe Jerusalem, soll also Jesus geboren sein. Bethlehem passt ganz gut, den dort sollte ja nach biblischer Weissagung der Messias geboren werden. Nicht erst seit 'Das Leben des Brian' weiß man, zu welchen Verwechslungen so etwas führen kann. Aber schon der Ort von Jesu Geburt ist umstritten, weil seine schwangere Mutter ja in Nazaret, obwohl die fruchtblase schon geplatzt war, kein Obdach fanden und für die Geburt rein zufällig nach - richtig! - Bethlehem ausweichen mussten; glauben sie mir: ich kenne solche Zufälle. Gleich nach der Geburt von Jesu zugen seine Eltern, ohne dass man ihnen unterwegs Gold, Weihrauch und Myrrhe gestohlen hätte, nach Nazaret zurück, weshalb der Junge später auch Jesus von Nazaret genannt wurde - sie verstehen?

Geburtstag und -jahr Jesu waren den Urchristen unbekannt. Allen Informationen nach soll er jedoch noch zu Lebzeiten von König Herodes geboren sein und der starb nachweislich im Jahre 4 vor Christi Geburt, wogegen es sie erste römische Volkszählung unter Publius Sulpicius Quirinius erst im Jahre 6 nach Christi Geburt gab; eine frühere Steuererhebung in Palästina ist nicht bekannt.

Kommen wir nun zum Stern von Betlehem, der ja die Menschen, Knechte wie Könige, zum Geburtsort Jesu geführt haben soll (schauen sie sich hierzu bitte das Video 'The Power Of Love' von Franbkie goes to Hollywood an). Ob es bei der Geburt von Jesus tatsächlich ein besonderes Himmelsphänomen zu beobachten gab, ist ungewiss; jedenfalls gab es im Jahr 7 vor Christi Geburt
im nahen Osten eine außergewöhnliche Sternenkonjunktion. Wie sie also richtig bemerkt hatten, ist das Jahr 1 der christlichen Zeitrechnung also tatsächlich ein Rechenfehler.

Wann ist er aber wirklich geboren, wann war das Jahr Null? - Sehen sie, das ist der Skandal. Ein Jahr Null gibt es nämlich gar nicht. Weder eine Stunde Null, noch einen Tag Null und auch kein Jahr. Alles anderslautenden Informationen, die man uns gegeben hat sind sozusagen null und nichtig.

Montag, 20. Oktober 2008

Texte anlässlich meines bevorstehenden 50. Geburtstags (No. 4 von 7)

BRAUNE SCHUHE SIND NICHT ALLES

Wenn man seit einem Drittel-Jahrhundert ein Beamter ist, dann stellt sich natürlich die Frage nach der Nebentätigkeit und bei mir kommt da Einiges ans Tageslicht, was so überhaupt nicht zusammen zu passen scheint. Hier nur vier Merkwürdigkeiten:
ab 1975 = Beamtenlaufbahn
ab 1977 = Sänger in einer linken Polit-Rockband
ab 1978 = Beamter auf Lebenszeit
ab 1978 = literarischer Kabarettist, Sternbild Hüsch, Aszendent Tucholsky

Wie kann so etwas sein, wurde und werde ich oft gefragt. Kann man als Beamter überhaupt Kabaretist mit dem Hintergrund zweier Beamten- und Bürokratie-Hasser sein und darf ein Beamter in einer linken Polit-Rockband singen?

Da die Auswirkungen diese Dinge inzwischen verjährt sind und selbst, wenn ich dafür zwei Mal Lebenslänglich bekommen hätte heute schon wieder auf freiem Fuß wäre, gebe ich als Antwort folgende Übersetzung eines Frank Zappa Songs, die ich 1990 auf Wunsch meinen Plattenbosses Bernd Gruber gemacht habe.


BRAUNE SCHUHE SIND NICHT ALLES

Braune Schuhe sind nicht alles
Braune Schuhe sind nicht alles
Denn im Falle eines Falles
Sind braune Schuhe wirklich nicht alles

Gala-Dines am Swimmingpool
Damit hab ich nichts am Hut
Wahrscheinlich sind die alle schwul
Also ich find so was nicht gut
"Werde Beamter,
Sei ein Staatsdiener."
"Er ist jetzt Beamter und Staatsdiener.
Ein staatstreuer Gutverdiener."
In einer Welt die das nicht schätzt? -
Das fetzt!

Setz ein Lächeln auf
Putz deine Schuhe, geh zum Frisör
Sei ein Kerl - mach deine Arbeit
Sei ein Kerl - mach deine Arbeit
Sei ein Kerl - mach deine Arbeit
Sei ein Kerl - mach deine Arbeit
Gib dir Mühe
Bei deinem Job
Das Leben ist schön
Und die Bezahlung top
Ob du es liebst
Ob du es hasst
Es ist dein Leben
Und es passt

"Eine Welt voller Gesetze
Verändert den Menschen und dessen Prinzipien
Jeder Wunsch wird schnell versteckt
In einer Schublade eines Schreibtischs vor einem Bürostuhl
Oder unter einen Teppich gekehrt
Der schon viele Büro-Romanzen erlebt hat."

Im hinteren Teil
Einer Rathaus-Flügels ist
Ein traumhaftes Mädchens so um die dreizehn
Raus aus den Klamotten und rein ins Bett
Wo sie alles für ihn macht
Die ganze Nacht

Sein Weib will zu 'Orchideen-Schmidt'
Sie zetert und quietscht: "Du gehst jetzt mit."
Aber hinten im Bett seiner Teenage Queen
Da rockt es und rollt es machtig obszön
"Baby, Baby ..." - hechel/hechel, hechel/hechel
"Baby, Baby ..." - hechel/hechel, hechel/hechel
hechel/hechel, hechel/hechel
"Komm, gib mir alles, uh!"
"Wenn ich das mache, dann verliere ich meine ...“

Und er liebt es, er liebt es
Bis in die Fußzehn
Sie reibt seinen Hals
Und die Nase wird schön
Aber man kann ihn nicht täuschen
Den alten Rathaus-Fuchs
"Es ist böse, es ist böse."
Das ist ja die Krux -
Jawoll!

Spiel's noch einmal, Sam
Und spiel's mir noch öfter vor
Hey, das ist es, bei Gott
Und sie ist wirklich böse
Böse, böse, böse
Böse, böse, böse
Erst dreizehn und weiß trotzdem schon, wie's läuft
Ein junger, schmutziger, schöner Geist
Und so geld-geil
OK, sie ist dreizehn
Und voller Träume
Wenn sie meine Tochter wäre, würde ich ...
"Was würdest Du tun, Papi?"
Also, wenn sie meine Tochter wäre, dann würde ich ...
"Was würdest Du tun, Papi?"
Wenn sie meine Tochter wäre, würde ich ...
"Was würdest Du tun, Papi?"
Mal schau'n:
Ich leg sie in ein Bad voller Vanillesoße
Und dann schlecke ich sie ab, oh Baby
Ich bade mein Mädchen in Vanillesoße
Und dann schlecke ich sie ab
Sie ist meine Teenage Queen
Gibt meinem Leben Sinn
Auf dem Rathausplatz
Öffne ich meine Hose
Und sie badet ihre Hände
In Vanillesoße
Und zwar solange bis die Kuh nach Hause kommt.

Es ist Zeit aufzuhör'n
Die Kuh wird mich bald stör'n
Ich treffe gleich Plebejer und ein Dutzend Rechtsverdreher
Gala-Dines am Swimmingpool
Also, mein Leben find ich cool
Die ganze Stadt ein Sauß und Braus
Und ich sitze im Rathaus

[Musik: Frank Zappa, "Brown Shoes Don't Make It" aus "Absolutly Free"/1967]


So viel zu diesem Thema, wenn Sie noch Fragen haben, dann schreiben Sie mir eine E-Mail. Die Adresse ist email@brauneschuhe.de

Freitag, 17. Oktober 2008

Die wahren Helden

Die wahren Helden sind doch wir, die Kleinsparer. Wir haben doch die Welt gerettet, als sie aus den Fugen geriet, damals 2008, als Angela Merkel und Peer Steinbrück den halbtoten Autofahrer aus seinem Wrack gezogen haben mit ihrem 500 Milliarden Rettungsprogramm. Diesen arroganten Wichtigtuer, der mit Hundertachtzig im geliehenen Porsche gegen den Betonpfeiler gerast war, sich viermal überschlagen hatte und schon fast über dem Jordan war. Aber die Kanzlerin sagte uns "Wir müssen alle mithelfen, damit er durchkommt. Seine Gattin ist nämlich die Weltwirtschaft und die sitzt bang zuhause und wartet, ob er wieder wird oder ob Schäden zurückbleiben. Der Porsche gehört freilich den Kleinsparern, oder was von ihm übrig geblieben ist. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Jetzt geht es darum, den Mann durchzubringen", sagte die Kanzlerin damals und Onkel Peer nickte stumm.

Angefangen hatte alles damit, dass der Porschefahrer, also der im geliehenen Porsche, uns Jahre zuvor weismachen wollte,
dass eine Internetfirma, die im Welt-Weit-Netz online Dienstleistungen verkauft, quasi über Nacht ein paar Millonen DM wert ist. War sie natürlich nicht, denn wie bei dem Prinzip 'Nimmst du mein Tier nehm ich dein Tier', dem Maria sich damals intensiv gewidmet hatte - teilweise war unser Haus gleichzeitig Herberge für einen Pinscher, einen Dalmatiner und einen Königspudel mit Mundgeruch -, geht anfangs alles gut, d.h. Maria nahm die Gasthunde in der Urlaubszeit bei uns auf. Nur als wir in Urlaub wollten, war niemand in der Lage, unseren Hund zu beherbergen, keine von den drei Familien. Bei den einen hatte es einen Wasserrohrbuch gegeben, bei der zweiten Familie war gerade jemand gestorben und die Ditten meldeten sich gar nicht mehr ... wie gesagt: wie bei diesem Prinzip, ging bei der Internet-Blase zuerst alles gut, aber am Ende platzte der Ballon und es kam der große Knall, die Firmen waren plötzlich gar nichts mehr wert. Wer damals gierig Aktien erworben hatte, dem ging es nachher schlecht, uns Kleinanlegern, die sich aus Allem heraus gehalten hatten, dagegen nicht.

Dann kam aber alles anders, war einem irgendwie näher. Nachts wachte man auf und hörte ein leises Kratzen an der Scheibe, so eines, bei dem man wirklich nicht nachschauen will, wo es her kommt. Aber an Sich-Umdrehen und Weiterschlafen war auch nicht zu denken. Morgens in der Straßenbahn hörte man plötzlich Leute hinter einem reden, über die Geldeinlage bei der isländischen Bank oder die amerikanische Immobilie, an der man sich beteiligt hatte. Zwar war es nicht die eigene Geldeinlage oder Immobilienbeteiligung sondern nur die eines Bekannten des Schwagers oder Arbeitskollegen und niemand in der Straßenbahn besaß Lehman-Anteile; die Stimmung war trotzdem fast panisch. "Und was ist, wenn alles zusammenbricht?" fragte eine ältere Frau besorgt, während die Straßenbahn in eine Kurve fuhr. Schweigen. Dann hörte man einen Herrn fragen, was nun eigentlich aus Amerika werde. Tja, arme USA! Vielleicht gibt es das ganze Land oder einzelne Bundesstaaten bald bei eBay zu kaufen - was solls -, aber was war in Deutschkland los? War das Ende der Gemütlichkeit bereits gekommen? Und als im Zeitungsladen die Bedienung sagte: "10 Euro? Haben Sie's nicht kleiner?", schrecken hinter einem die Menschen in der Schlange auf: "Was ... gibt's kein Kleingeld mehr?"

Es herrschte latente Panik im Land. Manchmal schreckte man aus einem Tagtraum hoch, nur weil einem der Gedanke gekommen war, irgendjemand geht in irgendeine Bankfiliale und sagt dort zum Spaß den Satz: "Ich will mein Geld ... sofort!" und alle anderen machen es ihm wie die Lemminge nach und das Chaos ist da. Stattdessen sollten ausgerechnet wir, die Kleinsparer, jetzt jenes Vertrauen zeigen, dass Kanzlerin und Finanzminister nicht mehr hatten, als sie panisch 500 Milliarden zu einem Rettungspaket zusammenschnürten, durch die politischen Gremien peitschten und das Paket dann verabschiedeten, vielleicht auf nimmer wiedersehen. Nicht ihr Geld wohlgemerkt, wäre dann verschwunden, Unser Geld, unsere Steuern, unsere Pro-Kopf-Neuverschuldung von 6.000,-- Euro.

Wir Kleinsparer sollten also dabei zusehen, wie dieser
arrogante Wichtigtuer, der mit Hundertachtzig im geliehenen Porsche, unserem Porsche, gegen den Betonpfeiler gerast war, sich viermal überschlagen hatte, schon fast über dem Jordan war, re-animiert wird. Wir sollten nichts weiter tun, als zuzusehen - vor allem aber kein Geld abheben - und damit die Welt retten. Einzig Friedrich Merz wagte es indiesen schweren Tagen, die richtigen Worte an uns zu richten, als er sein Buch 'Mehr Kapitalismus wagen' vorstellte. Vielleicht hatte er aber auch nur den richtigen Zeitpunkt zur Buchveröffentlichung verpasst, in diesem dramatischen Herbst 2008.

In der ersten Oktoberwoche 2008 stellten so ziemlich alle Finanzexperten den Kapitalismus grundsätzlich in Frage. Eine Woche später war er als Wirtschaftsmodell beerdigt. Zu Beginn von Woche drei wollte Bundespräsidentschaftskandidat und Sodann den Chef der Deutschen Bank verhaften lassen, wie er der 'Sächsischen Zeitung' versprach. Zur Wochemitte hatten sich dann aber, überraschend für die Regierung in Berlin, genügend Banken gefunden, die
Kanzlerin und Finanzminister die 500 Milliarden Euro zur Verfügung stellten, die beide dringend brauchten, um sie ... genau ... den Banken wieder zurückgeben zu können. Das war realsatirische Wochenend-Politik mit der Auswirkung, dass montags mit dem Wiederaufbau der Bankenwelt begonnen werden konnte.

Fazit: Geld regiert doch die Welt, selbst wenn es nicht mehr da ist. Es war ja im Grunde nir wirklich das Geld der Bankene. Denn es war ja unser, also der Kleinsparer, Geld, dass wir, abgespeist mit 3 bis 4 % Zinsen, brav zu den Banken gebracht hatten. Und schon, als wir noch auf dem Weg nach draußen waren, hatte man es für 10 bis 15 % weiterverliehen. Jetzt, wo sie es, also unser Geld, nicht wieder zurückbekamen, dann sollten wir, die Kleinsparer Ruhe bewahren und nichts unternehmen. Sagten jedenfalls Kanzlerin und Finanzminister.

Aber ich sage: Wir sind die wahren Helden der Krise.
Denn mit der Bürde ihrer eigentlichen Opfer, mit zusätzlichen 6.000 Euro Schulden pro Kopf, haben wir gleichsam die Würde der Unschuld. Bleibt zu hoffen, dass man die uns nicht auch noch nimmt, dass nicht diejenigen, die früher von Gier befeuert wurden und die jetzt die nackte Angst antreibt (auch im Wort 'Regierung' steckt das Wörtchen 'Gier') oder diejenigen, die wir gewählt haben, uns am Ende sagen, WIR wären schuld.

"Warum habt ihr die da oben nur gewählt?" - diesen Satz will ich nicht hören. Nicht weil wir am Ende natürlich
die Suppe mit höheren Steuern auslöffeln werden. Auch nicht, weil Politiker das Stillhalten von uns verlangt hatten. Sondern weil wir Kleinsparer schon immer wahre Größe zeigten. Egal wie schlimm die Krise weltweit auch war.

(aus: "Was hinter einen vorgeht - Ein neues Programm -"/2008)

Dienstag, 14. Oktober 2008

Ideen, die im TV noch nicht umgesetzt wurden

"Der Preis war eine Beleidigung, da wurden lauter miserable Sachen preisgekrönt, da gehöre ich nicht dazu", sagte der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nach der gescheiterten Überreichung des Deutschen Fernsehpreis an ihn und schimpfte weiter über das Mattscheiben-Niveau. "Ich wollte mitmachen, als man mich zur Preisverleihung einlud, aber als ich sah, was geboten wurde, habe ich gesagt: Nein, das muss man mal sagen, das ist ein Skandal." Verbesserungsvorschläge diskutierte der Kritiker dann einige Tage später mit Thomas Gottschalk.

Ich hätte da auch ein, zwei Ideen für neue Fernsehproduktionen, wobei ich allerdings nicht weiß, wie Herr Reich-Ranicki sie findet.

1.) Künstler sucht Muse: In acht Folgen suchen bekannte Künstler ihre Traumfrau und Muse. Doch wer sind diese Künstler? Und wie sehen die Wunsch-Frauen überhaupt aus? - In 'Künstler sucht Muse' suchen Maler Heinz, Rapper Serkan, Poet Torsten, Bildhauer Frank und Fotograf Thilo nach dem Liebesglück. Beim großen Kunstfest lernen sie zum ersten Mal die Kandidatinnen kennen. Danach müssen sie sich entscheiden. - Welche Frau wird es schaffen, sich einen Promi zu angeln? Petra, 30 und angehende Berufsschullehrerin oder Biggi, 27, die als Betreuerin im Fitness- und Wellnessbereich arbeitet? Und wie steht es um
Carola, 35 und Systemgastronomin oder Conny, die 43-jährige Altenpflegerin? Vielleicht finden aber Sonia, 40 und als Chemielaborantin tätig oder Uschi (48), die Managementtrainerin ihr Glück? - Frank zum Beispiel wünscht sich eine aufgeschlossene, gesellige und vor allem selbstbewusste Frau, die zumindest Verständnis für seinen Beruf aufbringen sollte.

2.) Die Popstar-Nanny: Der Boom hält ungebrochen an, obwohl die Musikindustrie kränkelt. Junge Bands und Interpreten wollen nach oben in die Charts. Doch wie steht es um die Interpreten, deren große Zeiten schon Jahrzehnte vorüber sind. Viele von ihnen haben Schwierigkeiten, den Anschluss zu finden. Hier hilft 'Die Popstar-Nanny': Sie prüft, ob der Traum wirklich realisierbar ist oder ob die Vorstellungen vom Comeback nur Luftschlösser sind. Warum will der oder die Betreffende noch einmal in die Charts? Ist man für die jungen Musikmagazine überhaupt interessant? Wie sieht es mit den Kenntnissen aus über die Erwartungen der Käuferschicht? Reichen Kapital und Potential? - Wenn Nanny Franziska loslegt, bleibt kein Star sprachlos zurück. Sie gibt alles, um dem von ihr auserwählten Künstler wieder in die Erfolgsspur zurück zu helfen. (1. Staffel = vier Folgen + Finale 'Wo die Liebe hinfällt - Franziska heiratet ihren Star').

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Weitere Informationen über deutsche Fernsehproduktionen findet man hier.

Montag, 13. Oktober 2008

konflikttraining.org (Aspekt Nr. 2)

Zwei Menschen verlieben sich, ziehen zusammen oder zumindest nahe beieinander und verbringen ihre Zeit zu Zweit. Es vergehen Monate oder Jahre und die Gewohnheit kehrt ein in die Zweisamkeit. Dabei passiert es, dass Männer sich wieder vermehrt auf ihre Interessen aus der Zeit vor der Beziehung konzentrieren, mit Freunden etwas unternehmen oder Sport treiben. Gespräche finden nun nicht nur mit der Partnerin sondern verstärkt außerhäuslich statt. In den meisten Beziehungen ist dies eine ganz normale Entwicklung - für viele Frauen aber gleichsam ein Problem. Denn anders als Männer wünschen sie sich, dass Kommunikation wie Intimität in ihrer Beziehung nicht nachlassen sondern stetig wachsen. Sind sie zudem eifersüchtig, dann können sie gedanklich die außerhäusliche Kommunikation des Mannes um die Befürchtung außerhäuslicher Intimität erweitern. All das ist psysisch belastend.

Nähe-Distanz-Probleme zwischen Männern und Frauen treten in den letzten Jahren immer häufiger auftretenden auf und sind inzwischen für den Zustand vieler Beziehungen prägend. Dabei sollte man wissen: Die erste Bindung erlebt ein Mensch im Uterus. Nach der Geburt und der Entwöhnung vom Zustand der Geborgenheit erfährt der Mensch unterschiedlichsten Beziehungssituationen. Mit den Jahren multiplizieren sich die Beziehungserfahrungen und es entwickeln sich zwei Grundverhaltensmuster.

1.) Wünschen Menschen mehr Nähe oder 'verbeißen' sie sich in ihrem Partner, sind häufig persönliche Unsicherheit oder schlechte Beziehungserfahrungen und die damit verbundene Angst, verlassen zu werden, der Grund.

2.) Bei Partnern, die sich langsam zurückziehen, besteht oft eine latente Sorge und die Eigenständigkeit und den Verlust von Freiheiten.

Gibt es Beziehungskonflikte, so ist zu fragen: Weshalb? Ist der Partner daran schuld oder benutzen wir sie/ihn um eigene Defizite oder einen Selbstwertmangel zu kompensieren? Damit eine Beziehung nicht mit dem Wunsch der einer Seite nach mehr Distanz endet und die andere Seite anfängt zu klammern, sind folgende Beziehungstipps von Wichtigkeit:

1.) Niemals den Partner/die Partnerin mit ständiger Nähe überfluten sondern ihm/ihr die Möglichkeit eröffnen, sich selbst anzunähern

2.) Niemals davon ausgehen, dass ihr Gegenüber über telepatische Fähigkeiten verfügt. Wünsche und Kritik gehören ausformuliert

3.) Niemals versuchen, von sich selbst auf den Partner/die Partnerin zu schließen. Wenn ein Mensch sich z. B. mehr Zeit für sich allein wünscht, heißt dies nicht unbedingt, dass ihm die Beziehung weniger wichtig geworden ist

4.) Niemals einem klärenden Gespräch aus dem Weg gehen. Das Schlimmste für eine zu Ende gehende Beziehung wäre eine Trennung per Telefon; ein solches Verhalten kann für den Trennenden in der Reflektion auch nach Jahren noch zu traumatischen Momenten führen und für den Getrennten zu weit Schlimmerem.

konflikttraining.org (Aspekt Nr. 1)

Ob Wissenschaftler im Da-Vinci-Kot rumschnüffeln, Frauen sich liebend gerne Nervengift ins Gesicht spritzen lassen, Marcel Reich-Ranicki die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises an ihn ablehnt oder Menschen sich scheiden lassen um kurz danach wieder zu heiraten, immer muss man, um das zu verstehen, von groben Missverständnissen ausgehen. Missverständnisse begleiten schattengleich unser Leben, das wissen wir nicht zuletzt seit dem Untergang der unsinkbaren 'Titanic' und Rom wurde ja bekanntlich auch nicht an einem Tag abgebrannt. Kennzeichnend für Missverständnisse ist ja, dass sie erst dann bemerkt werden, wenn es schon zu spät ist. Dennoch sind wir Menschen immerfort darauf angewiesen, auf unser Verstehen von Intentionen zu vertrauen und sind damit Missverständnis nahezu schutzlos ausgeliefert. Wir nehmen etwas als gesichertes Wissen an, obwohl es nicht bestätigt ist, oder gehen mit einer Sache unter falschen Vorausetzungen um.

Um bei den vier Beispielen Da Vinci, Reich-Ranicki, Nervengift und dem HSH*-Prinzip zu bleiben:

1.) Leonardo war ein Ketzer, das steht außer Frage. Um sein Leben, in einer von der absoluten Macht der Kirche geprägten Zeit, zu schützen und seine selbst erarbeiteten Erkenntnisse nicht zu gefährden, benutzte Da Vinci Spiegel- und Geheimschriften. Möglicherweise hat er der Kirche auch so manchen Streich gespielt (Turiner Leichentuch? - 'Abendmahl'-Fresco), aufgrund schlechter oder ausbleibener Bezahlung für seine Werke oder einfach nur, weil er es dank seiner Intelligenz konnte und die Kirche es nicht bemerkte. Aber dass er ein Tempelritter gewesen sein soll, mit dem Wissen um die Tatsache, das Jesus verheiratet gewesen sei und Nachkommen gezeugt habe, so wie es Schrifsteller Dan Brown erfand, das scheint in der Tat ein Missverständnis zu sein.

2.) Um bei den Themen Jesus und Literatur zu bleiben: In Ermangelung eines telegenen Messias aus Nazareth, dem man für sein Lebenswerk ein 'Bambi' hätte überreichen können, kam man innerhalb der Jury der Deutschen Fernsehpreises 2008 auf die Idee, Marcel Reich-Ranicki mit einem Fernsehpreis (!) für dessen Lebenswerk als Literaturpapst zu ehren. Kein Redakteur hatte irgendwelche Bedenken, keiner in der Kulturredaktion des ZDF stellte dies in Frage, kein Intendant schritt ein. Stundenlang lies man diesen großen alten Mann leiden, eingepfercht in einer seelenlosen Halle in Köln-Ossendorf zwischen dem Fernsehpreis für die beste Comedysendung ('Switch/reloaded') und dem für die beste Unterhaltungssendung ('Deutschland sucht den Superstar'), zwischen den tele-promt-spontanen Sprüchen des Hauptmoderators Thomas Gottschalk und seinen vielen Helfern namens Atze Schröder und so weiter. Und als er mit fortschreitender Zeit erkennbar unruhiger wurde, ob der Situation, in die er sich durch seine Teilnahme an der Veranstaltung selbst gebracht hatte, da erklärte der Moderator dem Publikum, man zöge den letzten Programmpunkt, die Ehrung Reich-Ranickis, jetzt einfach schon mal vor, weil Reich-Ranicki ja nicht mehr der jüngste sei. Das lies dieser Mann sich nicht bieten.

"Heute bin ich in einer ganz schlimmen Situation. Ich möchte niemanden kränken, beleidigen oder verletzen. Aber ich möchte auch ganz offen sagen: Ich nehme diesen Preis nicht an", erklärte der beinahe 90-Jährige und fügte hinzu, er fände es besonders schrecklich, all dies miterleben zu müssen, bevor er dies sagen konnte. Entsetzen bei den Verantwortlichen. Er habe hin und wieder bei 'Arte' schöne Fernsehabende verbracht, aber noch niemals einen Abend mit solch einem Blödsinn. - Der ZDF-Intendant nannte den Auftritt Reich-Ranickis anschließend als eine (Zitat) "Sternstunde" des Fernsehens, worauf Elke Heidenreich in der FAZ resignierend schrieb: "Man schämt sich, in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten." - Vielleicht fragt sich mancher TV-Produzent noch heute, warum man nicht doch Jesus genommen hatte, und, falls der verhindert gewesen wäre, ersatzweise den Papst.

3.) Dass einige Frauen für das Erreichen oder die Erhaltung von Schönheit wirklich Alles tun würden, bis hin zu Mord, soll nicht weiter beunruhigen, denn das ist die Ausnahme. Neuere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass nicht nur einige sondern sehr viele Frauen bereit sind so einiges für das Schön-Sein an sich in Kauf zu nehmen. Minderjährige Mädchen wollen ihre Brüste vergrößern lassen, weil sie das natürliche Wachstum nicht abwarten können, volljährige lassen sich Kinn, Wangen und Nase abschleifen und 'richten', lassen sich Silikon vor die 'Hüttn' operieren und mit Collagen die Lippen auffüllen. Und immer mehr Frauen vertrauen auf das Nervengift Botox, das entwickelt wurde um Bewegungsstörungen, Schielen und herabhängende Augenlider zu behandeln. In die Stirnmuskeln des Gesichts injiziert, lähmt es diese und die zuvor faltige Haut wird glatt. Bei Botox (eigentlich: Botulinumtoxin) ist der Name Programm: es ist giftig. Nur die Dosierung bewahrt die Patientinnen vor einer Lungenlähmung mit obligatorischer künstlicher Beatmung über längere Zeit und dem darauf möglicherweise folgenden Tod. Wird bei der Behandlung mit Botox ein Muskel falsch getroffen, so kann dies zu einer dauerhafte n Gesichtslähmung führen, was nicht schön ist und damit erklärt sich hier bereits das Missverständnis an sich.

4.) Wenn man heiratet, geht man den Bund fürs Leben ein, eine Ehe auf Zeit gibt es nicht, auch wenn Ex-CSU Mitglied Gabriele Pauli, seinerzeit im bayerischen Wahlkampf auf Stimmenfang, eine Ehe auf Zeit, befristet auf sieben Jahre (wenn nicht einen Monat vor Ablauf der Verheiratungsfrist gekündigt wird, verlängert sich die Ehe automatisch um ein Jahr) gefordert hatte. Nachdem Frau Pauli für die Freien Wählen in den Landtag eingezogen war, ist diese Forderung llerdings verschallt. Also noch einmal: Wenn man heiratet, geht man den Bund fürs Leben ein. Sollte es in der Ehe unlösbare Differenzen** geben, dann kann man sich hernach auch scheiden lassen. Missverständlich wird das Ganze jedoch bei Menschen, die eine erste Ehe eingehen, sich scheiden lassen, zum zweiten Mal heiraten, sich zum zweiten Mal scheiden lassen, dann erklären, für sie käme eine weitere Heirat niemals mehr in Frage, dann zum dritten Mal heiraten, und so weiter und so weiter. Die müssen noch nicht einmal Schröder und Fischer heißen und Kanzler und Vizekanzler sein, obwohl es die beiden bis auf weiteres zusammen auf rekordverdächtige 9 (!) Ehen brachten; derzeit steht es 5:4 für Fischer. - Warum heiratet man überhaupt, wenn man denn keinen Bund fürs Leben schließen will? ... Richtig: Aufgrund von Missverständnissen.


Deshalb an alle Forscher, TV-Schaffenden, Schönheitswahnsinnigen und an die heiratswilligen Mehrfachtäter: Wenn Konflikte das Salz des Erfolgs sind, dann sind Missverständnisse das Salz des Lebens. Das sollte man wissen, um aus Missverständnissen, wenigstens ab und zu einmal, Verständnisse zu generieren.


-----------
* =
Heiraten/Scheidung/Heiraten; dies hat nichts mit dem HTH-Prinzip, dem Hilfreichen Tritt in den Hintern, zu tun
**= nach dem lat. Begriff "differo" = auseinander bringen

Sonntag, 12. Oktober 2008

Texte anlässlich meines bevorstehenden 50. Geburtstags (No. 3 von 7)

DOPPELPACK

Ich bin ja nicht nur von meinem Sternbild 'Schütze' her ein Jäger, sondern mütterlicherseits hat sich bei mir auch der Sammlertrieb durchgesetzt. Außerdem muss ich als Kind nicht nur in verschiedenste Fettnäpfe getreten sein - nein: das müssen Fässer gewesen sein, gefüllt u.a. mit Maggi-Würze und Nimm2-Bonbons. Genaueres weiß ich nicht, denn als ichgeboren wurde, war ich zugegebener Maßen noch sehr jung. Aber die Auswirkungen zeigen sich bei mir bis heute. Nehmen wir beispielsweise einmal die Nimm2-Bonbons.

Wenn ich schon sammle, dann versuche ich Dinge, mit denen es mir ernst ist, am liebsten gleich zwei Mal zu bekommen. Unter anderem trifft das zu auf Schuhe, Orgeln, Jeans-Hosen, Pocket-Computer, bedruckte T-Shirts, Internetadressen oder Lautsprecherboxen. Lautsprecherboxen habe sammle ich dann folgerichtig gleich im Vierer-Pack; bei Quadroanlagen müssen es ... richtig ... gleich acht Stück sein.

Warum das so ist, konnte mir auch Dr. Gabelsberger, mein Privat-Psychologe, nicht genau erklären. Er fragte mich nur einmal, bevor er den Umfang unserer Therapie festlegte, ob ich nur einen Job hätte oder vielleicht zwei. Möglicherweise sind es ja, so die von Gabelsberger bevorzugte Deutung, Verlustängste, gegen die ich mich absichern möchte. Oder ich bin eben ein Feingeist, ein Ästhet, ein Symmetrist, der ein ausgeglichenes Leben führen muss, sonst ist er unruhig, so Gabelsbergers andere Interpretation, die er dadurch unterstützte, dass er mir gleich zwei Rechnungen schreib.

Wenn Letzteres zutrifft, dann hat er auch recht mit meiner Frau, die mich gelegentlich an den Rande des Wahnsinnns bringt, aber dafür wahrscheinlich gar nichts kann, wurde sie doch als Einzelkind geboren. Andererseits beunruhigt mich die Ansicht meines Psychologen, dass ich möglicherweise wesentlich glücklicher wäre, wenn es meine Frau zwei mal gäbe und ich mit ihr und mit ihrer Zwillingsschwester verheiratet wäre.

Sei es, wie es will. Ich bin Jäger und Sammler und, nach der chinesischen Kunst des Sternwahrsagens, ein im Jahreszeichen des treuen Hundes als Ying und dem Element Erde als Yang geborener Mensch. Das sagen jedenfalls Lehren der alten Chinesen und die müssen es ja schließlich wissen, weil ich weiß es nicht. Ich bin dafür ein Indivi-Dualist, was bedeutet, dass in mir zwei Menschen leben.

Bleibt mir nur noch eine Sache aufzuklären: Von Maggi-Würze kann ich gar nicht genug bekommen. Bratkartoffeln, Reis oder Nudeln würze ich mit der Maggi-Flasche nach, Suppen verfeinere ich mit ihr und a
n Ostern pelle ich Ostereier, beiße ihnen den Kopf ab und träufle dann Maggi auf den Dotter. Im Sommer 1967 wurde die Sache legendär, als durch die Bayerischen Berge mein enthusiastischer Ruf hallte "Die Maggi-Weiber kommen!", der nach neuesten, noch geheimen, Erkenntnissen der Wissenschaftssendung GALLILEO mit dazu führte, dass in Newark bei New York Rassenunruhen ausbreiteten, in deren Folge Martin Luther King seine erste öffentliche Rede gegen den Vietnamkrieg hielt, nach der Cassis Clay den Kriegsdienst verweigerte, die Hippie-Bewegung sich um die ganze Welt verbreitete, was zum Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschecheslowarkei und damit zur 68er-Studentenbewegung in Deutschland führte.

Dabei habe ich das doch gar nicht gewollt. Ich wollte, nachdem ich eine Woche zuvor auf einem Campingplatz am Chiemsee einen Verköstigungswagen der Brühwürfelfirme Maggi, die damals künstliches Kartoffelpüree, Instantsuppen und Fertigsaucen auf dem Markt einführte, entdeckt hatte, an dem sich eine lange Schlange von Vorkostern gebildet hatte, an die ich mich immer wieder neu anstellte um einen rot-gelben Wasserball zu gewinnen, in Berchtesgaden nur der ganzen Welt kund tun, dass die netten Damen mit ihrem Verköstigungswagen nun auch auf dem Campingplatz am Fuße des Watzmanns angekommen waren und tat dies mit den Worten "Die Maggi-Weiber kommen!", wobei bis zum Schluss zwischen meinem Vater und mir ungeklärt blieb, wer den Maggi-Damen zuerst das Nomen 'Weib' gegeben hatte. Sollte ich es gewesen sein, dann sei es drum, denn Kindermund tut bekanntlich Wahrheit kund.

Samstag, 11. Oktober 2008

Führer-Los

Der Kärntner Landeshauptmann und Rechtspopulist Jörg Haider ist vor wenigen Stunden* bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, wie ORF soeben vermeldete. Haider war allein mit seinem VW Phaeton unterwegs gewesen, als er in der Ortschaft Lambichl im Süden von Klagenfurt von der Straße abkam.

Kurz vor dem tödlichen Unfall hatte Jörg Haider ein anderes Fahrzeug überholt, dessen Lenkerin den Unfall meldete. Ohne, mögliecherweise später aufkommende, Verschwörungstheorien stützen zu wollen, möchte ich hier einen meiner frühen Texte platzieren, der vor 30 Jahren meiner ersten Lesereise ihren Titel gab:

FÜHRER-LOS

Ich mache drei Hakenkreuze, wenn wir den Führer endlich los sind.


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* =
Dass mein Eintrag zeitlich vor Jörg Haiser Ableben datiert, ist der internationalen Zeitverschiebung dieses Blogs von ca. drei Stunden geschuldet und hat nichts mit übersinnlichen Fähigkeiten meinerseits zu tun; geschrieben wurde er kurz vor 04 Uhr.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Das Ende des Sozialismus

(... dem Fünf-Jahres-Plan 2003 - 2008 gewidmet!)

Vorgeschichte:
Dieser Tage gab es ja wieder einmal etwas zu feiern und zwar den Tag,

der unseren Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober erst möglich gemacht
hat: den 7. Oktober, einst Nationalfeiertag der Deutschen Demokratischen
Republik. Als es 1990 zur
Vereinigung von BRD und DDR kommen sollte,
wurde ein Zeitplan hierfür erstellt
, wonach der Deutschen Bundestag am
2. Dezember 1990 gewählt werden musste, wobei spätestens 8 Wochen
zuvor die Wählerlisten zu erstellen waren.

Da dieser Termin auf den Nationalfeiertag der DDR fiel, mussten alle
Wähler bis zu diesem Zeitpunkt offiziell zu Bürgern der Bundesrepublik
Deutschland werden. Die Volkskammer der DDR beschloss daher in der
Nacht vom 22. zum 23. August des Jahres 1990 mehrheitlich den Beitritt
der DDR zur BRD und nach Feststellung des letzten SED-Vorsitzenden
Gregorowitsch Gysi* "nicht mehr und nicht weniger als den Untergang
der Deutschen Demokratischen Republik zum 3. Oktober 1990".

Vor einiger Zeit bekam ich von einem netten Herrn aus dem Publikum ein Email-Schild geschenkt, mit der Aufschrift 'Parteisekretär'. Er verband es mit der Bitte, ich möge doch irgendwann einmal eine kleine Nummer über die DDR machen, in der ich das Schild einbauen sollte. Dann verschwand der Herr unbekannter Weise. Ich habe das dann im 'Heimatkunde'-Programm auch gemacht und das Ganze geht so:

»Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Genossen. Man hat mich gebeten, aus gegebenem Anlass, einige Worte an Sie zu richten.

1949 wurde der erste sozialistische Staat auf deutschem Boden, die Deutsche Demokratische Republik, gegründet. Jeder, der sich damit ernsthaft befasst, denkt nicht ohne Bewegung an die Tage zurück, in denen die Arbeiter und Bauern im Bunde mit der Intelligenz und allen Werktätigen demokratisch ihre Republik errichteten, den sozialistischen deutschen Friedensstaat und Grundpfeiler der Stabilität und Sicherheit Europas.

Nach der Knute des Kaiserreichs, eines Chaos während der Weimarer Republik und dem Ende des faschistischen Regimes, war die DDR über vier Jahrzehnte lang eine der leistungsfähigsten Industrienationen der Welt, war fest verankert im Warschauer Pakt und bewährte sich an der Westgrenze der sozialistischen Länder als Wellenbrecher gegen Neonazismus und Chauvinismus. Während dieser vier Jahrzehnte richtete der Klassenfeind immer wieder und immer wieder neu seine Verleumdungen gegen die DDR, denn Sozialismus auf deutschem Boden, das war ihm so unerträglich, weil die vordem ausgebeuteten Massen in der DDR den Beweis erbrachten, dass sie fähig sind, ihre Geschicke ohne Herren und Kapitalisten selbst zu bestimmen.

Jede hatte in der Deutschen Demokratischen Republik seinen Platz, unabhängig von Weltanschauung und Religion, ob er in seinen eigenen Wohnräumen oder in denen des Staatsapparats saß. Jawoll. Zur Vorbereitung des XII. Parteitages der SED etwa, da gab es offene und vertrauensvolle Gespräche in Stadt und Land, in den Betriebs- und Wohnparteiorganisationen, in den Gewerkschaften, in der Nationalen Front. Und immer wusste die Führung mit Staatssicherheit ... äh ... die Staatsführung mit Sicherheit, was das Volk bewegt, hatte stets ein offenes Ohr für alles, was zu hause oder auf Arbeit gesprochen wurde. Das entsprach den Traditionen unserer sozialistischen Demokratie.

Wenn der Gegner von damals sich heute in einer beispiel- wie zügellosen Verleumdungskampagne als Vereiner Deutschlands darstellt, mit dem Ziel, Menschen zu verwirren und Zweifel in die Kraft und die Vorzüge des Sozialismus zu säen, dann muss man ihn an eines erinnern: Die einstige Staatsgrenze DDR-BRD, die zugleich die Trennlinie zwischen den Staaten des Warschauer Vertrages und der NATO war, ist im Interessen des Friedens und der guten Nachbarschaft gefallen, weil es die Menschen der DDR so wollten. Dies führte zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Deutschen Staaten. Die DDR-Volkskammer, also die Vertretung des sozialistsichen Volkes, entschied sich 1990 in freiem Willen, Deutschland zu vereinen. Nicht die BRD und ihr Apparat waren es - nein, es waren die Menschen der Deutschen Demokratischen Republik, die unser heutiges Deutschland möglich gemacht haben.

Und deshalb sage ich mit vollster Überzeugung: In der DDR war nicht nur nicht alles schlecht, in der DDR hat das Gute überwogen. Und was das Beste ist: Mit dem Beginn ihres fünften Jahrzehnts hat sich die DDR einfach abgeschafft. Wann hat das jemals zu vor ein Staat gemacht? Und dies obwohl die DDR der BRD in vielen Bereichen überlegen war ... bei der Kinderbetreuung, im Sport und, wie unabhängigen wissenschaftlichen Erhebungen zu entnehmen ist, bis hin in den zwischenmenschlich-geschlechtlichen Kontakt hinein.

Das, meine Damen und Herren, liebe Genossen, verehrte ausländische Gäste, soll das Ende des Sozialismus sein? Wo unsere Männer und Frauen an der heimischen Front durch ihre tägliche Bereitschaft zur Vereinigung wichtige Beiträge für Frieden, Sicherheit und Stabilität von Beziehungen und damit zum Wohle des gesamten Deutschen Volkes leisten, wo sie durch ihr Durchhaltevermögen und die ausgereifte Technik ständig neu beweisen, dass die Gründung der DDR im Oktober 1949 ein Wendepunkt war in der Geschichte des deutschen Volkes und Europas. Das soll das Ende des Sozialismus sein?

Nein, niemals. Der Sozialismus lebt, er lebt jeden Tag und jede Nacht neu. Er zeugt Nachkommen und Nachwirkungen und ist dadurch stärker als jemals zuvor. Die Stimmungen und Meinungen im Land bestätigen dies auf vielfältige Weise. Ich bitte Sie deshalb, mit mir das Glas zu erheben und zu Trinken: Auf das Leben in unserer neuen BRD, der Besten Republik Deutschland, die unser Land jemals hatte und ohne Sozialismus so niemals gehabt hätte. Vielen Dank - und Prost: Zum Wohle des Deutschen Volkes!«

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* = eigentlich Gregor Graf Gysi, bürgerlich Gregor Gysi; Gysis Großmutter entstammt dem russischen Hochadel. Nachdem Gysis Vater 1931 der KPD beigetreten war, hat die Familie den Adelstitel abgelegt, könnte ihn aber nach russischem Recht jederzeit wieder annehmen. (siehe auch bei WIKIPEDIA unter 'Gregor Gysi' bzw. unter 'Otto Graf Lambsdorff')

Sonntag, 5. Oktober 2008

Im fliegenden Fall

Vor bald drei Jahrzehnten schrieb ich ein kurzes hüschiges Lied, das mir derzeit im Kopf herumgeht, wenn ich mir anschaue, wie sich die Kurse an den Börsen der Weltmärkte im fliegenden Fall nach unten bewegen. Es ist ...

DAS LIED VON DER INSOLVENZ

"Heut' sind wir in Trient

Und Morgen insolvent

Also mein Schatz das fänd ich in-tres-sent

Die Banken werden blass

Weil keiner kann uns was

Also mein Schatz das wär' ein Riesen-Riesen-Spaß

denn ..."

(... das Ganze noch Mal von vorne* ...)


* = für Börsianer im Zehn-Jahres-Rhythmus

Samstag, 4. Oktober 2008

Müntefering

Müntefering hat zwei Löcher im Kopf. Bekleistert hat man ihn mit einer Drahtschlinge um den Hals an eine Straßenlaterne festgebunden. Strelitz schaut ihn an, Müntefering baumelt im Wind. Strelitz ist unsicher, ob er sich strafbar machen und Franz Müntefering abhängen soll, oder ob er einfach zur nächsten Laterne geht, an der man Angela Merkel aufgehängt hat. Sie sieht übel aus, irgendwelche Vandalen haben ihr die Zähne eingeschlagen und jetzt hat sie nichts mehr zu sagen.

Überhaupt sieht es in der Stadt aus, als hätten die Menschen endlich Deutschlands Schicksal in ihre Hände genommen, die Französische Revolution in die Neuzeit verlegt und ihren Volkszorn an den Politikern ausgelassen. Guido Westerwelle wurde mit Farbbeuteln beworfen. Den Gesichtern der Grünen dagegen hat die Sonnenenergie zugesetzt und sie verbleichen lassen. Hier und da sieht man den unvermeidlichen Gregor Gysi kommen, und das obwohl er schon lange gegangen ist. Und auf die Plakate der REPs - ihnen fehlen ganz offensichtlich die markanten Gesichter - hat ein patridiotischer Musiker mit braunem Filzstift geschrieben: "Deutsche spielen nur auf weißen Tasten!".

Strelitz hat sich nun doch entschlossen, nichts zu tun, was den Politikern und ihren Parteien helfen würde. "Hilf dir selbst, dann hilft Dir Gott" denkt er und passend dazu sieht er das Plakat der 'Partei Christlicher Kraft' deren nette Aufforderung "Hast Du Jesus, dann hast Du das Leben" lautet und an alle Topterroristen der Welt gerichtet ist: "Hast Du Jesus, dann hast Du das Leben"! - Stimmt zwar, denkt Strelitz, kommt aber ein paar Tausend Jahre zu spät.

Abends im Fernsehen laufen die Wahlwerbespots. Strelitz zappt schnell Helga LaRouche weg, deren Mann mit der FFW schon wieder eine neue Partei gegründet hat - diesmal geht es wahrscheinlich um "Freiheit für Wanderdünen" - und landet prompt bei Sabine Christiansens Puppenkiste, in der zwar der Münchner Löwe los ist, Jim Knopf bei den von FORSA ermittelten wilden 13 % einen deutlichen Aufwind spürt und Don Blech viel um den heißen Brei herum redet. Franz Müntefering aber macht alles wieder wett. Wie so oft gelingt ihm schlafwandlerisch die Punktlandung in dem er sagt: "Zukunftsgerecht heißt, den Sozialstaat zu sichern." So liebt Strelitz ihn, denn jetzt ist er sich sicher, dass ihn Onkel Franz gleich wieder einmal sanft in den Schlaf reden wird. Und recht hat er.

"Unser Modell ist die Vorstellung davon, wie Gesellschaft sein soll, das ist der Sozialstaat", erklärt der Parteivorsitzende. "Nur ist der Kapitalismus nicht mehr national, sondern globalisiert", betont er. "Deshalb müssen wir in Bildung, Wissenschaft, Forschung und Entwicklung investieren, um Wohlstand auch in Zukunft sichern zu können. Das wird weiter die Aufgabe der Sozialdemokratie sein: Den Sozialstaat zukunftsgerecht zu gestalten und zu sichern", erklärt Franz Müntefering und Strelitz ist bereits sanft entschlummert.

(aus: "Die letzte Lesung",
2004)

Freitag, 3. Oktober 2008

Der 3. Oktober 2008 im TV-TODAY Programmguide

07 Uhr 00 | MDR | Go Trabbi Go (Wendekomödie mit Wolfgang Stumpf)
09 Uhr 05 | ARD | Gemeinsam nie einsam (Doku-Soap)

10 Uhr 00 | ZDF | Ökumenischer Gottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit
11 Uhr 00 | WDR | Romantisches Mecklenburg, danach: Elefant, Tiger & Co.
12 Uhr 00 | ARD | aus Hamburg: Festakt zum Tag der Deutschen Einheit
13 Uhr 00 | ARD | Wie der Schuhplattler nach Südafrika kam
14 Uhr 00 | DAS VIERTE |
Kleines Arschloch (Zeichentrickfilm, Deutschand 1997)
15 Uhr 00 | SAT1 | Richterin Barbara Salesch (Gerichtsshow)
16 Uhr 05 | WDR | Ein Herz und eine Seele (Satireserie, BRD 1974)
17 Uhr 15 | VOX | Familie Drews - Der verunglückte Urlaub *
18 Uhr 15 | NDR |
Ein Herz und eine Seele - Besuch aus der Zone
19 Uhr 15 | ZDF | Geboren am 3. Oktober - Kinder der Einheit
20 Uhr 00 | ARD | Tagesschau
20 Uhr 15 | ARD | Das Leben der Anderen (Oscar-Drama mit Ulrich Mühe)
22 Uhr 25 | ARD | Tagesthemen
22 Uhr 40 | ARD | Good Bye, Lenin! (Wende-Komödie mit Katrin Saß)
00 Uhr 35 | DAS VIERTE | Trabi, der Film!, danach: Manta, der Film!
... alternativ auf MDR bis 03 Uhr 30 | Familie Rechlin (TV-Sozialdrama, DDR 1982)
... anschließend: Sport im Osten

* = Kommentar: "Schlagersänger Jürgen Drews und Familie durchleben in den Ferien Pannen und Peinlichkeiten"

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Texte anlässlich meines bevorstehenden 50. Geburtstags (No. 2 von 7)

SÜSSSTOFF

"Das ist ja die Höhe. Sie sind wohl nicht ganz gesund!" - So etwas bekomme ich hin und wieder bei meinen Gastspielen zu hören und in der Tat: Ich bin wirklich nicht ganz gesund, bin seit fast zehn Jahren Diabetiker. Diabetiker zu sein heißt, dass sich viele Menschen in meinem Umfeld Sorgen machen über meine gesunde Ernährung. Allesamt sind das Menschen, denen es in diesem Gesundheitssegment besser geht als mir selbst, die zehntausend Kalorien am Tag zu sich nehmen können, ohne, dass deren Bauchspeicheldrüse auch nur eine Überstunde machen muss. Kurzum: Es sind Menschen, die mir Eis schleckend, Schnaps trinkend oder Bratwurst essend klarmachen, dass für mich diese Vergnügungen leider tabu sind. Vielen Dank, kann ich da nur sagen.

Noch etwas stört mich an meinem Leiden: Man kann stundenlang durch die Lebensmittelabteilungen von Einkaufszentren gehen, ohne auch nur die Spur von zuckerfreien Lebensmitteln zu finden. Das ist zwar heutzutage auch für gesunde Menschen so, dass diese, oft tagelang, durch endlose Regalreihen irren, ohne das gesuchte Produkt zu finden, nur weil der Laden gerade wieder einmal komplett umgeräumt wurde, die Nudeln jetzt nicht mehr links vom Eingang im Parterre sondern seit neuestem mittig in zweiten Stock zu finden sind, direkt neben den Windeln, die zuvor noch im ersten Stock rechts hinter den Kühltheken standen, die wiederum nun im Erdgeschoss stehen, dort wo früher das Katzenfutter war - egal. Jedenfalls haben es Kranke aller Art, also auch Laktoseunverträgliche und Neurodermiten, in solchen Einkaufstempeln schwer, etwas zu finden, was ihrer Gesundheit zuträglich ist.

Hat man dann aber als Diabetiker etwa den Süßstoff gefunden, dann staunt man über die Mange dessen, was man kaufen soll. Ich trinke z. B. zwei mal am Tag eine Tasse Kaffee und verwende hierfür zwei Stücke Süßstoff. In dem Kunststoffbehälter, den ich gefunden habe, befinden sich aber nicht etwa 730 Stücke Süßstoff für ein Jahr Kaffeegenuß, sondern etwa 14 Millionen Stück, die für die nächsten 19.178 Jahre ausreichen (bzw. 19.171, falls ich alle 200 Jahre mal ein Stück Süßstoff mehr nehme). Warum verkauft man Diabetikern so viel Süßstoff auf ein Mal? Will man uns in den Frühtod treiben? "Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich nehme jetzt allen Süßstoff, den ich habe, auf einmal." Wo ist da die Packungsbeilage oder was sagt mein Arzt oder Apotheker dazu?

Mein Hausarzt jedenfalls hat zu mir gesagt: "Also Herr Sauer. An ihrer Stelle würde ich gar keinen Süßstoff nehmen. Ist doch alles Chemie.
Treiben Sie statt dessen viel Sport, laufen, walken, wandern sie und ab und zu essen Sie mal gedünsteten Fisch mit Fenchel. Sie werden sehen, da brauchen Sie gar keinen Süßstoff mehr." - Recht hat der Mann. Außerdem kann ich beruhigt Fischfilets einkaufen, ohne das ich mir damit etwas antuen kann. Da führt das Verzehren der maximalen Packungsgröße maximal zu einem verdorbenem Magen.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Anmerkungen zu einem Text

"Ich wünsch mir, ich wär beim Sicherheitsdienst ..."
textete Heinz Rudolf Kunze 1982 und fügte an
"... Sicherheits-, Sicherheits-, Sicherheitsdienst"

Ganz nebenbei bemerkt: Der Sicherheitsdienst/SD
war im nationalsozialistischen Machtapparat der
Zeit des Nationalsozialismus im Deutschen Reich
ein Teilbereich von Heinrich Himmlers SS. Er war
Reinhard Tristan Eugen Heydrich unterstellt.

(siehe hierzu auch diese Webseite!)