Montag, 30. November 2009

Sterne

Ich habe vorhin ein Auto gesehen, das hatte Sterne auf dem Kotflügel. Vom Scheinwerfer bis zur Tür so eine Reihe vo Sternen. Das gibt's ja auch beim menschen. Vielleicht haben sie das schon einmal gesehen. Vom Handgelenk bis hin zum Ellbogen eine Reihe von Sternen. Tätowiert. Es gibt da so eine Frau in der Videothek, die hat sich rote Sterne auf den Arm tätowieren lassen das sieht aus ... ich will das jetzt nicht übertreiben, aber es sieht verheerend aus. Nicht dass die Sterne schlecht tätowiert wären. Nein. Alle sind perfekt gearbeitet, aber es sieht eben ... unter uns gesagt ... verheerend aus. Der ganze schöne Arm verunstaltet.

Andererseits hat ja der eine von ... wie sagt man, wenn jemand Scheiße labert? ... richtig: Mundstuhl ... also der eine von Mundstuhl hat sich auch so eine Reine von Sternen auf den Unterarm tätowieren lassen - sieht aus verheerend aus - aber, den Kerl mag ich und ich denke, der ist doch schlau und hat sich dabei doch irgendwas gedacht. Nicht so wie Kimberley Vlaminck, die, so erzählte sie, mit ihrem Vater zu einer Tatoo Box in ihrer Heimatstadt Kortrijk gegangen war, dem Laden des Tätowierers Rouslain Toumaniantz, um sich drei Sterne auf die Wange stechen zu lassen. Während ihr Vater dann Essen gegangen war, so werzählte sie säter der Polizei, habe der Tätowierer, der die gesamte Zeit nur französisch gesprochen habe, während Kimberley nur Niederländisch und gebrochen Englisch spreche, ihr irgendetwas gesagt, was sie nicht verstanden habe. Dann sei sie eingeschlafen.

Erst durch die Schmerzen beim Stechen an der Nase sei sie aufgewacht und habe dann bemerkt, dass ihr Rouslain Toumaniantz 56 Sterne ins gesicht tätowiert haben. Genau in diesem oment sei ihr Vater wiedergekommen und sich von dem Werk alles andere als begeistert gazeigt. Im Gegenteil: der Vater habe erklärt, dass er zr Polizei gehen würde, um Toumaniantz anzuzeigen. Der Tätowierer jedoch sagte der Polizei, das Mädchen habe die 56 Sterne haben wollen undn er habe sie tätowiert. Punkt, aus. Schlafen, während das Gesicht tätowiert wird - das sei unmöglich ... und ich muass sagen, da glaube ich ihm mehr als dem Mädchen, denn ich denke, Tätowieren ist schlicht zu schmerzhaft um dabei einzuschlafen. Wenig später gestand Kimberley einem Fernsehteam, sie habe die 56 Sterne wirklich gewollt. Die erste Version habe sie erfunden, weil sie ihren Vater beruhigen wollte. Der war nämlich außer sich vor Wut gewesen, als er seine Tochter mit dem 56 -Sterne-Tattoo sah.

Und die Moral von der Geschicht (und ganz persönlich ausgedrückt): Ich mag tätowierte Sterne nicht - weder an Armen, noch im Gesicht.

Donnerstag, 19. November 2009

Nicht mehr Herr meiner selbst

Ich werde jetzt einmal persönlich. Nicht gegen sie sondern gegen mich selbst. Oder für mich, oder wie auch immer. Was mich betrifft, so muss ich zugeben, dass ich mich gelegentlich den psychischen Herausforderungen der heutigen Zeit nicht mehr gewachsen fühle. Zum Beispiel im "Nordsee"-Restaurant. Gut, die Geschichte mit dem "Backfisch- Satt!" habe ich schon lange durch, aber trotzdem besuche ich hin und wieder ein solches Restaurant, weil, ich denke mir so: ein paar Fischatome, gelegentlich konsumiert, können schließlich nicht schaden, die sollen ja - ganz im Gegenteil - sogar eine wichtige Abwechslung im Einerlei des typischen thüringer Speiseplans sein, dem ein Rotationsprinzip zwischen Bratwurtst, Hamburger und Döner eigen ist, ab und an ergämzt durch "26 mit viel 18"...sprich: Nudeln mit Hühnerfleisch.

Also ich springe rein in die "Nordsee", was wörtlich zu nehmen ist, denn vor dem Außenverkaufsfenster hat ein Batallion von Senioren und Senioprinnen Aufstellung genommen, die alle eine Bismarkheringsbrötchen wollen und mit ihren Rollatoren den Eingang zum Restaurant versperren. Drinnen angekommen stelle ich mich an die Fischtheke und will Alaska-Seelachs mit Kartoffelsalat und zwei mal Remouladensauce bestellen (Anm.: Mein Leibgericht in "Nordsee"-Restaurants!), aber muss erst warten, bis alle Fahrgäste des Mumien-Express mit Bismarkheringsbrötchen versorgt sind. Das ist so, weil eine Verkäuferin bedient und die andere mit der Dame hinter der GEschirrrückgabe schnattert; es geht um das Thema: "Heike hätte doch mal früher Bescheid sagen können, dass sie heute nicht kann." Da bleibt natürlich keien Zeit zum Bedienen, vor allem weil die Dritte Ktaft hinter der Theke andauernt gebratenen Fisch von der Bratplatte nimmt und in der Theke verstaut.

Als ich dann trotzdem noch bedient werde, sind gute fünd Minuten vergangen und bei "Kaufland" hätte ich für's Warten schon fünf Mark bekommen, wenn es dort noch "Markstücke" und die Aktion "Wenn Sie an einer Kasse länger als fünf Minuten warten, erhalten Sie an der Information fünf Mark von uns. Garantiert." - So ging sie also dahin, die Garantie. Ebenso wie die "Lidl"-Freundlichkeitsgarantie. Eine Zeit lang hatten die Mitarbeiterinnen von "Lidl" Schlüsselbänder um den Hals hängen, auf denen stand "100 % freundlich".

Ich dachte erst, das wäre durch Kamaraüberwachung belegt worden, hatte dann aber schnell den Eindruck, dass einige Kassenkräfte Bänder mit dem Aufdruck "ca. 70 % freundlich oder weniger" bekommen sollten. Dannb schaffte man bei "Lidl" diese Aktion wieder ab und es ist dort so wie immer. Billig!

Aber jetzt war ich ja bei der "Nordsee" und aß meinen Fischteller. Da kam eine der drei Thekenkräfte auf mich zu, ging aber zu dem älteren Herrn neben mir und der sagte lauthals: "Meine Jacke ist weg!" Sie wissen ja, dass mich solche, kostenlos mit anzuhörenden gespräche fasziniern und deshalb wollte ich gerade dezent meine Lauscher in Richtung Nebentisch drehen, da hörte ich doch, wie die Dame in meine Richtung rief: "FRagen sie doch den Herrn da. Der hat auf ihre Gaderobe geachtet."

"Wie bitte was", rief ich und drehte mich um. "Aber Hallo", sage ich. "So geht das aber nicht. Ich habe überhaupt nichts mit der Jacke des Herrn zu tun." "Na, aber", sagte die Dame nun zu mir. "Sie können wohl nicht lesen"...und ich laß das Schild hinter mir: "Bitte achten Sie auf die Gaderobe!" stand da. "und, was sagens nun?", fragte mich die Thekla und ich war sprachlos. So was kommt bei mir sehr selten vor, aber ab und zu, bin ich eben nicht mehr Herr meiner selbst.

Mittwoch, 18. November 2009

BILD am Sonntag

Tuut ... Tuut ...

Wir sind’s, BILD am Sonntag.
Hallo Frau Enke, haben Sie kurz Zeit für uns.
Ja, Frau Enke, das haben Sie ja sicher schon gemerkt,
dass wir heute den ganzen Tag an Ihnen dran waren
vorm Haus, auf dem Weg zum Auto, auf dem Friedhof,
mit Ihrer süßen Tochter - die ist ja aber auch wirklich ein Schatz.

Ja, das haben wir natürlich alles fotografiert.
Doch, doch, auch auf dem Friedhof.
Das haben Sie vielleicht gar nicht mitgekriegt,
weil wir so ein Tele hatten, von hinter dieser kleinen Baumgruppe!
Naja doch. Wir wollten da ja auch nicht mehr stören
als es für das öffentliche Interesse notwendig ist.

Jedenfalls, sehen Sie mal, das sind alles schöne Fotos,
die wir haben machen lassen,
Sie kriegen davon auch eine kleine Auswahl zugeschickt.
Und, naja, das soll ja nun nicht so aussehen,
als würden wir hier Fotos gegen Ihren Willen veröffentlichen,
ist ja auch gerade eine schwere Zeit für Sie.

Vielleicht können Sie einfach welche raussuchen,
die Ihnen gefallen ... äh ... also ich meine: die okay wären?
Da ist so eines, aus dem parkenden Auto,
wo der Rückspiegel so eine malerische Unschärfe macht
und Sie, ganz in Schwarz in der Ferne - also, das hat was.

Na, also, eine Handvoll würde schon reichen, muss ja gar nicht viel sein.

Vielleicht auch das, wo Sie allein mit einem Regenschirm
am Grab Ihrer Tochter Lara stehen. Also, das können wir zum Beispiel
ganz groß auf die Titelseite ziehen, mit der Schlagzeile:
"Die tapfere Witwe am Grab ihres Schatzes" - also, das wär schon schön.

Nun, Frau Enke, überlegen Sie sich’s doch mal in Ruhe.
Letzten Ende kommt es ja doch in die Zeitung.

In diesem Sinne ... und Beileid nochmal!

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Jetzt, wo sie's mir sagen ...

Ich wollt sie mal was fragen. Passt ja auch ganz gut ... sie sind ja gerade alle da. Sagen sie mal, kennen sie Frau Holla? Nein, nicht die aus Schweden. Da sagt man zwar auch ab und zu "holla", oder war's Spanien? Ist ja auch egal. Wahrscheinlich ist es doch Schweden. "Holla" sagt man da zur Begrüßung, genau wie man in Thüringen "No" sagt, wenn man "Ja" sagen will. Aber das sind ja so Floskeln; sagt man das: Floskeln? Ich dachte als Kind immer, 'Floskeln und Schnorcheln', das machen die Schweden, wenn sie zwischen den Schären nach Muscheln und Krebsen Aussau halten. Doch doch, 'Floskeln und Schnorcheln' ist Volksspor tin Schweden. "Musste tauchen bei den Schären Licht, vergiss Floskel und Schnorchel nicht ... altes schwedisches Sprichwort. Doch, doch: Das ist ein altes schwedisches Sprichwort!!!

Wo war ich stehengeblieben? Bei Frau Holla, richtig. Also nochmal von vorn ... Sagen sie mal: kennen sie Frau Holla. Wahrscheinlich die Gegenspielerin von Frau Sunna,oder ist das Frau Holle? Die immer die Betten schüttelt, damit es schneit. In letzter Zeit schüttelt sie aber eher ihre Heizdecke ... das nennt man 'Globale Erwärmung'. So, jetzt wissen sie auch das. Also zum dritten und letzten Mal: kennen sie Frau Holla. Also die müssen sie doch kennen. Ist doch uns allen ein Begriff: Holla, die Waldfee.

Ich will endlch wissen wo die wohnt. Wahrscheinlich wohnt die in Sicht. Kennen sie doch auch: Sturmböen in Sicht, gutes Wetter in Sicht, politischer Wandel in Sicht, Verminderung der Arbeitslosigkeit in Sicht, Ende der Dauerbaustelle in Sicht. Das alles passiert in Sicht. Bei uns ist ja nie was los. Nur ich Sicht. Aber wo liegt denn dieses Sicht? In der Oberpfalz, der Uckermark, bei Oer-Erckenschwick oder nahe Leipzig. Es gibt ja so viele Orte, die "Nahe Leipzig" liegen - ist ihnen das schon mal aufgefallen? Es gibt sogar einen neuen Flughafen "Nahe-Leipzig". Dabei ist die Naheein 125 km langer linker Nebenfluss des Rheins im Saarland und in Rheinland-Pfalz und liegt gar nicht bei Leizig.

Aber Ernst beiseite: Holla, die Waldfee, ist das nicht die Kameradin von Öff Öff dem Waldmensch aus der Oberlausitz ... nahe Leipzig? Man weiß es nicht; deshalb frage ich sie ja. Man weiß es nicht - das stimmt ja auch nicht so. Oft weiß der Mensch Dinge, die es gar nicht gibt und regt sich auf über Sachen, die genau umgekehrt aufregenswert sind. Schulden zum Beispiel. Vor Jahren, zu einer Zeit, als Deutschland mal einen Kanzler hatte ... keine Kanzlerin ... da machte das ZDF mal eine Umfrage über das Schulden machen. "Was sagen sie dazu", war eine Frage, "dass Gerhard Schröder 625 Millionen Euro neue Schulden machen will?" "Was, 625 Millionen? Also das ist doch, da hört sich doch alles auf, da muss man doch ..." - "Frau Merkel als Bundeskanzlerin wäre dagegen bereit, maximal. 1,3 Milliarden Euro neue Schulden zu machen." "Also, nun ja, 1,3 ... das hört sich doch schon besser an. 1,3 also, das ist doch mal was. Aber 625 Millionen? Was anderes habe ich dem Verbrecher im Kanzleramt nicht zugetraut." "Aber 1,3 Milliarden ist doch mehr als doppelt so viel wie 625 Millionen." "Ist das so, 1,3? Jetzt, wo sie's mir sagen. Aber warten wir's doch erst Mal ab. Rom ist ja auch nicht in einem Tag abgebrannt worden. Aber 625 Millionen? Also so was. Was denkt sich dieser Mensch überhaupt dabei ... 625 Millionen."

Na dann: Holla, die Waldfee.

Mittwoch, 30. September 2009

Müntefering

... aus gegebenem Anlass ein Text aus dem Jahre 2004:

Müntefering hat zwei Löcher im Kopf. Bekleistert hat man ihn mit einer Drahtschlinge um den Hals an eine Straßenlaterne festgebunden. Strelitz schaut ihn an, Müntefering baumelt im Wind. Strelitz ist unsicher, ob er sich strafbar machen und Franz Müntefering abhängen soll, oder ob er einfach zur nächsten Laterne geht, an der man Angela Merkel aufgehängt hat. Sie sieht übel aus, irgendwelche Vandalen haben ihr die Zähne eingeschlagen und jetzt hat sie nichts mehr zu sagen.

Überhaupt sieht es in der Stadt aus, als hätten die Menschen endlich Deutschlands Schicksal in ihre Hände genommen, die Französische Revolution in die Neuzeit verlegt und ihren Volkszorn an den Politikern ausgelassen. Guido Westerwelle wurde mit Farbbeuteln beworfen. Den Gesichtern der Grünen dagegen hat die Sonnenenergie zugesetzt und sie verbleichen lassen. Hier und da sieht man den unvermeidlichen Gregor Gysi kommen, und das obwohl er schon lange gegangen ist. Und auf die Plakate der REPs - ihnen fehlen ganz offensichtlich die markanten Gesichter - hat ein patridiotischer Musiker mit braunem Filzstift geschrieben: "Deutsche spielen nur auf weißen Tasten!".

Strelitz hat sich nun doch entschlossen, nichts zu tun, was den Politikern und ihren Parteien helfen würde. "Hilf dir selbst, dann hilft Dir Gott" denkt er und passend dazu sieht er das Plakat der 'Partei Christlicher Kraft' deren nette Aufforderung "Hast Du Jesus, dann hast Du das Leben" lautet und an alle Topterroristen der Welt gerichtet ist: "Hast Du Jesus, dann hast Du das Leben"! - Stimmt zwar, denkt Strelitz, kommt aber ein paar Tausend Jahre zu spät.

Abends im Fernsehen laufen die Wahlwerbespots. Strelitz zappt schnell Helga LaRouche weg, deren Mann mit der FFW schon wieder eine neue Partei gegründet hat - diesmal geht es wahrscheinlich um "Freiheit für Wanderdünen" - und landet prompt bei Sabine Christiansens Puppenkiste, in der zwar der Münchner Löwe los ist, Jim Knopf bei den von FORSA ermittelten wilden 13 % einen deutlichen Aufwind spürt und Don Blech viel um den heißen Brei herum redet. Franz Müntefering aber macht alles wieder wett. Wie so oft gelingt ihm schlafwandlerisch die Punktlandung in dem er sagt: "Zukunftsgerecht heißt, den Sozialstaat zu sichern." So liebt Strelitz ihn, denn jetzt ist er sich sicher, dass ihn Onkel Franz gleich wieder einmal sanft in den Schlaf reden wird. Und recht hat er.

"Unser Modell ist die Vorstellung davon, wie Gesellschaft sein soll, das ist der Sozialstaat", erklärt der Parteivorsitzende. "Nur ist der Kapitalismus nicht mehr national, sondern globalisiert", betont er. "Deshalb müssen wir in Bildung, Wissenschaft, Forschung und Entwicklung investieren, um Wohlstand auch in Zukunft sichern zu können. Das wird weiter die Aufgabe der Sozialdemokratie sein: Den Sozialstaat zukunftsgerecht zu gestalten und zu sichern", erklärt Franz Müntefering und Strelitz ist bereits sanft entschlummert.

Donnerstag, 24. September 2009

Kalorienbombon im Oktober

An dieser Stelle wollte ich Sie mal was fragen, es ist ja zwar im Moment schon eine ganze Ecke her oder noch hin, aber: Feiern Sie eeigentlich auch im Oktober Weihnachten, so wie ich? Nein?? Da bin ich jetzt aber ein klein wenig enttäuscht. Schließlich wissen wir doch alle, was wir von der Bibel zu halten haben. Ist ja inzwischen fast alles entmystifiziert, was in der Bibel geschrieben steht, analytisch zerbröselt, gut durchgeschüttelt und neu gemischt worden. Doch, doch.

Denken Sie doch mal an den Papst, unseren Papst. Der tritt ja gemeinhin recht wenig in Erscheinung und warum? Weil der eben viel Zeit braucht um im Vatikan alles in Ordnung zu bringen. Früher war er der Großinquisitor der Katholischen Kirche. Doch, doch. Bevor er Papst war, da war Benedikt der XVI. Präfekt der Glaubenskongregation, wörtlich: der "Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition", also Chef der Zentralbehörde der römisch-katholischen Kirche zum Schutz der Kirche vor abweichenden Glaubensvorstellungen. Demnach war, unser Papst - und das können Sie mit Fug und Recht sagen - der Großinquisitor.

Un da oblag es ihm zum beispiel die vatikanische Bibliotheka zu hüten und zu hegen und heute als Papst hat er ja alle Möglichleiten, da ein wenig Ordnung hineinzubringen, aufzuräumen, sow ie man das auch zuhause macht, das, was man nicht mehr benötigt, wegzuschmeißen, und das übrig zu behalten, was einem Spaß macht und was einem nicht weh tut. So ost das. Und da das Leben ja bekanntlich aus einer Kalorie entstand, also einer Bazille entspranz oder war es eine Gazelle - wie auch immer -, jedenfall ist die Katholische Kirche heute da, wo sie schon immer hinwollte. Mitten im Leben. Und das dank Benedikt dem XVI. und dessen Ordnungsliebe.

Wie kam ich drauf? - Egal. Jedenfalls ging es mir ja um Weihnachten. Darum, dass Sie mit mir Weihnachten im Oktober feiern. JA, WANN DENN SONST? Es geht doch schlicht und einfach um den Geburtstag des Herrn. Oder wer von Ihnen hat immer am 1. Geburtstag...außer mir natürlich? Sehen Sie. Und bei Mr. J. ist das auch nicht anders.

Jetzt ma angenommen in 2000 JAhren würde man...aus welchen Gründen auch immer. - Das lasse ich jetzt einfach mal dahingestllt (nachher hole ich das dann auch bestimmt wieder ab) - Und ich weiß ja auch so gut wie nichts über Ihr Privatleben...ich habe ja heute noch nichts bei WIKILEAKS nachschlagen können...VORSICHT beim Lachen. ich sagte: SO GUT WIE NICHTS...Also würden Sie sich da freuen, wenn man Ihren Geburtstag im Hochsommer feiern würde? Oder zu Silvester? Nur weil irgendjemand das irgendwann mal so festgelegt hat? - Sehen Sie.

Und dem Herrn, da oben, der es nach seinem Tode ja doch ziemlich weit gebracht...gut: es ist der Sohn vom Chef, das kennt man ja, aber vom Ex-Zimmermann zu einem Typen, der in jeder Kirche rumhängt, das ist ja immerhin etwas...jedenfalls habe ich den Eindruck: Mit dem kann man es ja machen.

Schaut man in der Bibel nach, dann hat der angeblich am 24.12. Geburtatg. Leute: Am "24." "12."...12 ist eine heilige Zahl und wenn man die verdoppelt, dann ist das Ganze noch heiliger. Wahrscheinlich ist Jesus ja sogar um 24 Uhr 48 geboren. Sehen Sie. Jetzt habe ich sie auf meine Fährte gebracht. Wenn Sie nun noch berücksichtigen, dass der "Dezember" gar nicht der zwölte Monat spondern wie das Wort "dezi" schon sagt, der zehnte, dann sind wir im Oktober.

Die Kirche hat das ja im Grunde recht geschickt hinbekommen, Papst Gregor und sein Kalender. Aber Gregor war halt nich Benedikt und so finden sich in der Bibel trotzdem noch einige kleine Fehler zur Geburt Jesu. Zum Beispiel, dass die Hirten auf dem Feld waren. Leute! Am 24. Dezember in Palästina. Wo es für die Sxchafe und Ziegen ncihts zu fressen gibt und es des nachts aschweinekalt wird.

Also feiere ich Weihnachte, die gebrut des Herrn, immer im Oktober. Und wenn Sie es genau wissen wollen: Am 7. Oktober. Nicht wegen der DDR, sondern weil die "7" eine Glückszahl ist und ich wollte auch einmal ein Datum einfach so festlegen. Gell...

Donnerstag, 17. September 2009

12 GOLDENE REGELN für ein Drehbuch

Wenn sie mal in die Verlegenheit kommen sollten, ein Drehbuch für einen Film schreiben zu müssen, dann sollten Sie folgende 12 GOLDENE REGELN beachten, sonst wird es nichts:

1.) Raumschiffe explodieren immer in einem riesigen Feuerball, obwohl man das im Vakuum des Weltalls eher nicht vermuten würden.

2.) Weil wir gerade beim Science-Fiction-Genre sind: Lichtschwerter machen immer "bseeeehhh-swehhh-bswzzzz".

3.) Bomben haben immer eine Digitalanzeige, damit der Zuschauer sekundengenau sehen kann, wie viel Zeit der noch Held hat, sie zu entschärfen. Dies ist so, weil hier im Film Sekunden zu Minuten werden.

4.) Finden sich Protagonisten irgendwo gestrandet oder ausgesetzt wieder, dann wachsen ihnen KEINE Bärte, obwohl niemand Rasierzeug dabei hat.

5.) Die Guten haben niemals schlechte Zähne oder einen irren Blick, im Gegensatz zu den Bösen.

6.) Muss ein Polizist sterben, dann passiert dies immer weniger als eine Woche vor dessen Pension.

7.) Der Held muss niemals auf Toilette und falls doch, wartet genau dort und in diesem Moment eine böse Überraschung auf ihn.

8.) Gegner des Helden müssen immer wieder im Größenwahn des sicheren Sieges dumme Fehler machen, wie zu Beispiel ihm den Plan zur Weltherrschaft zu verraten sowie dessen einzige Schwachstelle noch dazu.

9.) Sind Gegner in der Übermacht, der Gute völlig auf sich allein gestellt, dann dürfen die Bösen ihn nur der Reihe nach angreifen.

10.) Die immer weiß gekleideten Guten (Anm.: Gibt es viele Böse, dann sind die guten Bösen weiß gekleidet und der böse Böse schwarz) können mit ihrem Revolver mehr als hundert Patronen auf ein Mal verschießen, während bei den Bösen die Waffe schon nach kurzer Zeit klemmt oder funktionsuntüchtig wird.

11.) Hat der Held gerade einen Bösen niedergeschlagen und braucht er dessen Uniform um weitere Heldentaten zu begehen, dann passt sie ihm immer wie angegossen.

12.) Wenn jemand jemanden anruft, dann sitzt der schon die ganze Zeit am Telefon und wartet, denn er meldet sich bereits nach dem zweiten Klingeln.

Mit diesen Schablonen, nach denen heute jeder gute Film funktioniert, müssen sie arbeiten, denn das Publikum erwartet dies. Und noch etwas sollten sie niemals vergessen, wenn der Film dann ein Erfolg ist: Jeder Hauptdarsteller, egal ob Gott oder Oberschurke, wird nach seinem Tode noch einmal aufstehen in einer Forsetzung des ersten Films.

Sonntag, 23. August 2009

Bilanzen

Heute ging in Jena die, jeden Sommer neu inszenierte, KULTURARENA zu Ende, für unser Städtchen so etwas wie das größte kollektive Erlebnis seit Erfiindung der feuerfesten Sanduhr durch Otto Schott und Ernst Abbe, unter Berücksichtigung bahnbrechender Forschungen von Carl Zeiss und Geheimrat Goethe, wobei bis auf Friedrich von Schiller und Heike Drechsler die größten Geister Jenas gleich mit erwähnt sind. Wenn ich morgen die Lokalzeitung aufschlage, dann wird man wieder vom großen Erfolg dieses "Weltmusikfestivals von Rang", wie es so schön heißt, lesen können. Erfolgsgeschichten stehen hierzulande, nicht nur weil man sich auf dem Boden der ehemals sozialistisch geprägten DDR befindet - wenn auch im Jahre 20 nach Honecker - im Plan, denn Jena war einst Fackel im Sturm, später Leuchtturm des Ostens und ist heute "Lichtstadt"; "Leuchtland", "Glühplanet" und "Girlande der Milchstraße" stehen indes noch aus.

So wird natürlich auch die gerade zu Ende gegangene KULTURARENA ... die Namensschöpfung stammt übrigens von dem Wessi Norbert Reiff: einst Kulturamtsleiter, später Stühlerücker unter dem Wendekreis des Krebses, seit einigen Jahren nicht mehr unter den Lebenden, weshalb er auch gerne mal vergessen wird ... so wird also auch die
diesjährige KULTURARENA wieder von Erfolg gekrönt sei. Ihre Bilanz wird mehr als positv ausfallen, selbst wenn die Besucherzahlen erneut rückläufig gewesen sein sollten, wobei ich mich immer frage, was sein würde, wenn sie wieder einmal nach oben gehen würden: käme da der alte DDR-Jargon von der größten Leistung, der mit Abstand besten Steigerung des was-weiß-ich-was oder der ... durch?

Egal: Jeder sollte selbst wissen, wie er Leistungen und Erfolge beschreibt und/oder schönredet. Wer wüßte das besser als Gerhard Schröder. Einmalig als Zweifler, dreifach geschiedener Hartz IV-ituose, zweitausendfünf gescheiterter Super-6er mit Zusatzzahl, daführ aber ohne Gewähr ... hach, was soll ich noch zur Steigerung dieser Persönlichkeit erwähnen? Mir fehlen die Worte. Jedenfalls trauert ihm die SPD nach, versucht verzweifelt nach einer personellen Alternative, wobei ihr nur zwischen 20 und 25 % der Wählerstimmen ins Netz gehen ... da hilft auch keine Super-Nanny. Noch Fragen, Kanzler? Wobei Gerhard Schröders Politik der ruhigen Hand noch gar nicht einmal schlecht war, gab es bei ihr während des Regierens doch weitaus weniger Kaffeeflecken als derzeit.

Nachtrag:

Donnerstag, 9. Juli 2009

Politaktik

Katharina Saalfrank, die Super-Nanny von RTL, steigt ja in die Politik ein und wird für die SPD Bundestagswahlkampf machen. Ich könnte sie mir aber auch gut als Familienministerin vorstellen. Das öffnet natürlich weiteren TV-Größen die Türen in die Bundespolitik.

Vorstellbar wäre auf jeden Fall Günther Jauch als Bildungsminister, Tine Wittler als Bauministerin, Boris Becker aus Frauenbeauftragter, Peter Zwegat als ... na was? ... richtig: Finanzminister. Als Justizministrein kommt dann natürlich nur Barbara Salesch in Frage und als fähigen Bahnchef würde ich Bernd Stromberg empfehlen.

Donnerstag, 4. Juni 2009

Wohl dem, der flexibel ist

Mein Nachbar ist gestern wieder selbständig geworden. Früher nannte man das arbeitslos, doch "The Times they're A Changing" und mit ihnen auch die Begriffe. Selbst Nichtstun hat heute eine Bezeichnung, die sich allerdings von Mensch zu Mensch anpasst.

Große Köpfe unseres Landes, vornehmlich weibliche (beispielsweise Claudia Effenberg oder Alexandra Meyer-Wölden verlob. Pocher - um mich hier nicht vor Namensnennungen zu drücken), nennen sich, wenn mal gerade macl nichts mehr zu tun ist, sie in keiner neue Fernsehsoap neue Männer oder Bleiben suchen, enfach: Schmuckdesignerin, Charity-Lady oder Society-Expertin. Meist wird diese Berufsbezeichnung während einer Fernsehsendung unten links unter dem Namen der Person eingeblendet, sich abwechselnd mit Statements wie: "Ist gegen NATO-Einsätze in Afghanistan", "Liebt One-Night-Stands" oder "Hatte mal was mit der Schule am laufen".

Meine Frau hat zwei Berufe gelernt, darunter ein Examen in Altenpflege, aber für eine examierte Altenflegerin ist im deutschen Gesundheitssystem finanziell nicht viel zu holen. Das wissen alle, die im Dienstleistungsgeschäft angestellt sind in Zeiten der Krise. Verdoppeln kann man sich da nur die Arbeitsstunden, nicht das Entgelt dafür. Von Praktikanten diverser Agenturen und Doktoranden, deren Professoren kurz vor dem Abschluss von der Uni München zur Uni Aachen wechselt, einmal ganz zu schweigen.

Die erwähnten Society-Expertinnen, Charity-Ladies und Schmuckdesignerinnen ("Ihre neue Linie heißt LE DIES FÖRST"), haben sich irgendwann einmal mit vollem Körpereinsatz durch sämtliche Medienbetten nach oben gecastet und frönen nun in bunten Laibchen von Ed Hardy dem Nichtstun auf Steh- oder Liegeparties, wobei sie ihre neuen Körperteile ebenso stolz ins Blitzlicht halten, wie manche Männer die runderneuerten Autoreifen ihrer Rennboliden.

Meine Tochter hat sich noch nicht für Geld casten lassen, selbst nicht für Ruhm, dabei ist auch sie seit drei Monaten selbständig und findet einfach keinen neuen Job. Dies, obwohl sie die Arbeitsagentur bereits zu Bewerbungsgesprächen zwischen Hamburg, Berchtesgaden, Düsseldorf und Guben hat hin- und herpendeln lassen, weil: wer Arbeit sucht und will, der muss flexibel sein. Ich frage mich ernsthaft, ob sie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen könnte, wenn sie sich nach Arabien verkaufen lässt. Das wäre megaflexibel und würde Deutschland auch noch Devisen bringen.

Flexibel sein ist also die richtige Devise. Das gilt ja auch für die genannten und die ungenannten Charity-Ladies, Society-Expertinnen und Schmuck-Designerinnen. Mit wem hat Frau Meyer-Wölden gerade wieder was? War das nicht ... oder ... oder ... ? - Egal. Hauptsache flexibel sein.
Dann funktioniert es auch mit dem Kapitalismus.

Samstag, 23. Mai 2009

Altersgerecht

Es gibt ja so Sprichwörter, die haben sich bei uns eingebürgert, wie die Made in Germany. "Es ist noch kein Hobel in den Brunnen gefallen, ohne dass nachher Späne auf dem Wasser geschwommen wären." ist so eins. ... Späne, nicht Schwäne, wie neulich ein Herr verstanden hatte ... aber in das Alter kommen wir alle mal, allemal.

"Schwerhörigkeit, Grauer Star und Alzheimer sind die Gnade des Alters", das hat ja sogar schon der alte Goethe gesagt - das behaupte ich jetzt einfach mal so, es muss ja nicht stimmen. Jawohl. Schwerhörigkeit, Grauer Star und Alsheimer. Die Schwäre hatte ich ja schon erwähnt, beim grauen Star muss ich immer an meine Großmutter väterlicherseits denken. Die sah am Ende nur noch Schatten und wenn sie uns Kinder hütete, dann rief sie einfach einen Namen und wenn sich dann der rechte Schatten bewegte, oder der linke, je nachdem, wen sie rief, wusste sie, wer wo war. Ja, d
amals hat man noch auf seine Eltern und Großeltern gehört. Manchmal rief sie auch alle Namen der Enkel hintereinander: Arnd, Rainer, Helge, Barbara, Ina. Und wenn sich dann nichs tat, wusste sie, dass wir mit den Schatten, die si sah, nichts zu tun hatten. Es ist übrigens niemals etwas passiert.

Was Alzheimer angeht, ist das für die Angehörigen oder das Pflegepersonal eine schlimme Qual. "Ich habe Hunger, wann kriege ich mein Essen?", "Aber Du hast doch gerade gegessen." "Wer sind Sie überhaupt, dass Sie mich Duzen? Kennen wir uns?" "Ich bin Deine Tochter." "So ein Quatsch. Meine Tochter ist noch jung, nicht so alt wie Sie. Wann kriege ich was zu essen?"

Für den Betroffenen selbst ist Alzheimer aber vielleicht die einzige Möglichkeit, um zu vergessen. Sehen Sie mal, wir schleppen doch unser ganzes Leben lang einen Ballast an schlimmen Erinnerungen mit uns herum, schöne natürlich auch, möglicherweise sogar mehr schöne als schlimme, aber die schlimmen vergraben wir tief in unserem Gehirn, und das funktioniert oft auch, doch dann wieder reicht schon irgend ein Geräusch, ein fremdes Gesicht; ein einziges Wort und Alles ist wieder da, als wäre es niemals vergessen gewesen. Deswegen heißt es ja auch "Vergeben kann man, vergessen nicht".

Und da hilft einem Alzheimer aus der Patsche. Ungefragt, aber ziemlich effizient. Der liebe Gott wird sich schon etwas dabei gedacht haben, als er Alzheimer erfand. Und wenn einen an Alzheimer erkrankten Manschen dann doch noch einmal die Erinnerung an alte Zeiten überkommt, freuen sich die Angehörigen dann um so mehr darüber. So ist das. Man muss eben alles von zwei Seiten sehen.

In diesem Sinne.

Freitag, 22. Mai 2009

Waltraud

Freitag, 15. Mai 2009

Morgen Stund

Man soll den Tag ja nicht vor dem Abend loben, aber man kann ihn zumindest früh beginnen. Bei mir ist das meistens nach dem Aufstehen, Und ich meine das wörtlich. Wer den Tag früh beginnen will, der muss aufstehen, aus dem Bett oder dem Flussbett naben der Brücke, in das man in der Nacht gerollt ist,aus Versehen oder Obdachlosigkeit. je nach dem, also, wenn man früh aufstehen will, dann muss man aufstehen. Da gibt es gar nichts dazwischen. Aufstehen ohne aufzustehen, wie man es einst in der DDR vorhatte, das geht nicht. Hat ja auch Erich Honegger schmerzlich festetllen müssen.

Wenn ich also aufstehe, dann strecke ich mich erst einmal und recke mich und nehme mir dann eine neue Unterhose und ein Paar Strümpfe. Die werden aber nicht einfach so angezogen. Im Gegenteil: Die Strümpfe sehe ich mir erst einmal in Ruhe an, wäge ab welcher Strumpf auf welchen Fuß muss oder soll, welcher Fuß also mit welchen Strumpf am besten kann, denke mir dann, "ja, dieser Strumpf passt ideal zu meinem rechten Fuß" und so weiter. Und wenn das alles erledigt ist, dann kan der Tag beginnen.

Das Aufstehen ist ja früher mal nach einem berühmten schwedischen Pirat benannt worden. Den kenne Sie auch. ich glaube, der hieß Morgen. Nicht Cäpten Morgen oder Morgen Freeman sondern, denn er war ja Schwede, Morgen Stund, der mit dem Goldzshn. Es gibt ja sogar ein Sprichwort über ihn: Morgeb Stund hat Gold im Mund, das kennen Sie doch, oder. Morgen Stund hat Gold im Mund. ... in diesem Sinne.

Montag, 27. April 2009

Schlafe gut, Tausand Träumer

Niemand lebt ewig. Aber er überlebt in seinem Werk. Gelernt habe ich diese Erkenntnis 1972 in einem Buch, dessen Autor nun gestorben ist: James Graham Ballard. Sein "Vermilion Sands" (in Deutschland: "Die Tausend Träume von Stellavista", da dem Verlag die exakte Übersetzung "Zinnober Strand" zu nichtssagend war), eine Sammlung von Science-Fiction-Erzählungen, las ich schon unmittelbar nach dem Erscheinen und es veränderte mein Bild davon, was Zukunftsvisionen sind oder sein können. Science-Fiction, das war in den Texten von J. G. Ballard nicht mehr Raumschiffschlacht oder Zeitreise, sondern er schuf kulturpolitisch-soziale Szenarien, die ebenso möglich wie beängstigend sein konnten.

"Aufklärung ist für die Menschheit ein völliger Mythos und führt uns dazu, dass wir uns die meiste Zeit unseres Lebens als gesunde und klar denkende Wesen betrachten. Doch das sind wir nicht.", sagte Ballard einmal in einem Interview mit einer australischen Zeitung.

1930 in Shanghai geboren, begann Ballards Schriftstellerkarriere 1961 mit dem Roman "The Wind from Nowhere". Einige seiner Romane wurden verfilmt, darunter "Crash", die Geschichte von dekadenten Jugendlichen, deren Liebe zu Autos und zu Schmerzen in einer Selbstzerstörungs-Orgie endet. Weltrweit bekannt wurde Ballards persönliche Geschichte durch die Steven-Spielberg-Verfilmung seines autobiografischen Romans "Empire of The Sun" ("Das Reich der Sonne").

Am 19. April 2009 erlag
James Graham Ballard im Alter von 78 Jahren in London den Folgen einer Krebserkrankung. Mein persönliches Denkmal habe ich ihm bereits vor einigen Jahren gesetzt mit meinem, an Ballards "Vermilion Sands" angelehnten, Erzählungsband "Tausand Träume". Wie und wann er einmal erscheinen wird, das ist ungewiss, aber dass er nur durch J. G. Ballards Inspiration entstanden ist, das steht außer Frage.

Wenn "Tausand Träume" irgendwann einmal erscheinen sollte, dann hat dies allein mit dem Mann zu tun, der gerade von uns gegangen ist, in seinem Werk und dessen Auswirkungen aber immer präsent sein wird.

Dienstag, 7. April 2009

Jenachdem I: Es ist wie es ist

Dass unsere Kinder so ganz anders sind als wir, in ihren Lebensumständen, ihrer Körpergröße und so, ganz anders, als wir es früher waren, daran können wir nichts ändern. Gelegentlich und mit viel Humor, stelle ichaber doch Parallelen fest. Meine jüngtse Tochter etwa, die hasst, wie ich, abgelaufene Dinge. Bei mir waren es abgelaufene Schuhe und bei ihr sind es abgelaufene Lebensmittel. Während ich gerne was einkaufe, was billig ist, weil es gerade abläuft, schüttelt sie sich immer, wenn sie nur das orange-rote Etikett sieht. Dabei habe ich ihr schon tausend Mal erklärt, dass die Haltbarkeitsangaben Mindesthaltbarkeitsangaben sind und die Lebensmittel natürlich noch Tage oder, wie sogar mal Günther Jauchin eine seiner Sendungen selbst getestet hat, Jahre lang danach verzehrbar sind. Ohne MHD-Angaben könnte die Tafeln in Deutschland gar nicht überleben. Aber natürlich hat auch meine Tochter recht, denn die sieht, wie ich einkaufe: von den abgelaufenen Lebensmitteln nehme ich gleich zwei oder drei mit - von den normalen Artikeln hätte ich wahrscheinlich nur eines mitgenommen.

Und dazu fällt mir dann immer die alte persische Geschichte ein, von dem alten Wesir, der sieben Körbe Datteln geschenkt bekam und ob so viel frugalem Reichtum ganz aus dem Häuschen war. Aber zuerst aß er die leicht angematschten Datteln aus jedem Korb. Das machte er jeden Tag und am Ende hatte er nur angematschte Datteln gegessen. Da sagte der Narr Buhlul zu ihm "Hättest Du am ersten Tag nur sieben angematschte Datteln weggeworfen, dann hättest Du die ganze weitere Zeit über reife Date genießen können." - Leider verstanden die alten persischen Herrscher bei Datteln keinen Spaß und so wurde Buhlul hingerichtet.

Heute sind Hinrichtungen abgeschafft, wenigstens bei uns, dafür richten wir unsere Gesundheit zugrunde. Haltungsschäden holen sich unsere Jugendlichen zu Beispiel, den Berufsgenossenschaften sei Dank, nicht mehr am Arbeitsplatz. Dafür wird die nachfolgende Generation eine sein, die sich ihre Haltungsschäden am Computer geholt hat, sie wird zudem noch diabitös, übergewichtig und ... nein, das war jetzt nicht sehr gerecht von mir ... habe ich doch glatt die Gehirnschäden durch übermäßigen Alkoholgenuss vergessen. An der SU sieht man ja, wohin so etwas führt.

Aber es gibt eine Lösung aus dem Dilemma. Ich weiß zwar nicht welche, aber es klingt doch erst einmal gut, wenn man eine Lösung verspricht. Einige von Ihnen waren doch tatsächlich wieder beruhigt, als ich davon sprach. Vielleicht hätte ich doch Politiker werden sollen.

Donnerstag, 19. März 2009

Die ewigen Schaltkreise

Vielleicht lassen sich sog. Killerspiele wie 'Counterstrike' dadurch in harmlosere Bahnen lenken, dass die Computerspieler per Gesetz dazu verpflichtet werden, nach dem Tod eines jeden getöteten virtuellen Gegners eine Schweigeminute einzulegen, damit dieser in Ruhe und Würde in die ewigen Schaltkreise eingehen kann.

Wenn Europa bei dieser Idee geschlossen mitziehen würde, könnte man auch alle anderen online mitspielenden Wohnzimmer-Guerrillas dazu verpflichten, mitzutrauern. Das würde diese Killerspiele ein für alle mal etschärfen und europaweit zu maximal 360 toten Computerfiguren pro Stunde führen. Immer noch viel, aber bei weitem nicht so schlimm, wie momentan.

Freitag, 13. März 2009

Schweren Herzens

»Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger ...

(Steht da im Manuskript wirklich 'Neger'? Tatsächlich. Man sollte sich die Texte einfach mal vorher durchlesen, bevor man sie unters Volk bringt.)


... ähem, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und ich habe hier eben ganz bewusst, ganz bewusst das Wort 'Neger' ausgesprochen, weil ich sie hierdurch auf die Bedeutung von und den Umgang mit Nicht-Weißen Menschen aufmerksam machen wollte. Oft weiß man ja nicht, die man mit unseren farbigen Mitmenschen umgehen soll. Das fängt beim Hautfarbenklischee an und hört bei der Ausweisung auf.

Schauen wir mal nach England; da wird der Indoarier von Mitgliedern des Königshauses schon mal verächtlich „Paki“ genannt. In Russland ist der Chinese ein „Gelber“, in China der Russe ein „Graubrot“. Die Beispiele lassen sich rund um die Welt finden und für Millionen von Menschen sind wir Deutsche die „Krauts“. Aber auch innerhalb unserer Nation gibt es unterschiedliche Verfahrensweisen. Während in Westdeutschland der Vietnamnese ein Chinese ist, verlebt man im Osten seine Heimat immer noch in den Südpazifik und nennt ihn schlicht „Fidji“. Überhaupt waren die Sitten in der DDR durchaus lockerer als in der BRD.

Als ich im Sommer 1991, oder, wie ich gelegentlich zu sagen pflege, kurz nach der Wende, sozusagen unmittelbar nach dem Mauerfall oder besser ausgedrückt: als die beiden Deutschen Staaten gerade frisch siamisiert waren ... ähä ... ähä ... ähä ... jedenfalls zu Zeiten, als die Autobahnen zwischen Eisenach und Dresden, zwischen Rostock und Karl-Marx-Stadt noch keine Leitplanken hatten, als ich da nach Leipzig fuhr und zur Ortskrankenkasse ging, die damals noch vom AOK-Landesverband Rheinland freundschaftlich unterstützt wurde, bevor es zur feindlichen Übernahme kam, da fiel mir ein gedrucktes Heftchen in die Hand, für die Kinder der Versicherten und das hieß schlicht und ergreifend „Bimbo“. Heute würde eine solche Publikation niemals den Ethik-Vorstellungen der PKP, der Bundesstelle für Politisch Korrekte Phrasen, entsprechen; die gesamte Produktion müsste eingestampft werden.

Aber ich war ja beim Neger stehen geblieben. Ich hoffe, Sie erinnern sich noch, dass ich „liebe Neger“ sagte und das sagt doch alles. Ich liebe Neger. Ich liebe ... ich liebe doch alle ... alle Menschen. Na ich liebe doch ... ich setzte mich doch dafür ein! Und es ist doch unbestritten, dass der Ausdruck „Neger“ Menschen dunkler Hautfarbe bezeichnet. Heutzutage ist er wegen seines rassistisch abwertenden Charakters weitgehend aus dem öffentlichen Sprachgebrauch verdrängt. Unser Duden empfiehlt dringend, den Ausdruck „Neger“ zu vermeiden. Das haben wir alles den Nazis und Neo-Nazis zu verdanken. Ich finde, es wird allgemein unterschätzt, was die Deutschland angetan haben und uns immer noch antun. Von all dem anderen, was Hitler und Konsorten der Welt angetan haben einmal ganz abgesehen ... ganz abgesehen.

Bis hin ins 19. Jahrhundert war der Ausdruck „Mohr“ - lat. Abgeleitet von „maurus“, für das Volk der Mauren - gängig, selbst der große Friedrich von Schiller dichtete vom Mohr, der seine Schuldigkeit getan. Weil aber die Engländer, die Spanier, die Niederländer und die Franzosen seinerzeit in Afrika auf Menschenjagd gingen und Millionen als Sklaven nach Amerika schafften ... schauen Sie sich doch Nordamerika und Südamerika einmal in Ruhe an, meinen Sie, in Brasilien oder Venezuela, in den USA oder Kanada, das seien alles Ureinwohner? ... wegen dieser Nationen, die mit der Entführung von Afrikanern ihre kolonialen Weltreiche begründeten, dürfen wir in Deutschland heute nicht mehr erotisch angehauchten „Negerkuss“ sagen. Statt dessen will man uns einen „Schaumkuss“ aufzwingen. Ist das nicht absurd?

Natürlich hat Deutschland auch am Imperialismus teilgehabt, woher kommt denn wohl der Ausdruck des Kolonialwarenladens? Aber Deutschland hatte keine Aktie dran, an der ganzen Versklaverei. Na, ja, vielleicht ein paar Aktion, aber wir haben da vom Grunde her nicht mitgemacht. Erst der Ausländer Adolf Hüttler und seine Ermordung von Millionen Menschen, hat die Menschen von der Geschichte der Sklaverei und der ethnischen Umwandlung ganzer Kontinente abgelenkt ... äh ... zurecht, zurecht, weil man das, was zu Hüttlers Zeiten passiert ist, den Holocaust, den Genozid, die Massenvernichtung, niemals wieder gut machen kann.

Wir Deutsche haben da, schweren Herzens, eine ganz besondere Verpflichtung und müssen da sehr, sehr auf den richtigen Umgang mit Wörtern achten. Man darf noch nicht einmal, wie Eva Hermann es getan hat, sagen: „Aber es sind auch Autobahnen damals gebaut worden. Und wir fahren heute darauf.“ - Also, also. „Damals gebaut“ hat sie gesagt, also, das geht so nicht. Und „Autobahn“, das geht ja gar nicht. Entsetzen allenthalben! Man muss einfach lernen, dass man über den Verlauf unserer Geschichte nicht reden kann, ohne in Gefahr zu geraten, sagt Eva Hermann. Und das hat sie wirklich gesagt. Nicht so wie Heinrich Lübke. Der hat das mit den „Lieben Negern“ nämlich niemals gesagt. Und trotzdem hängt es ihm auch Jahrzehnte nach seinem Tod noch an.

In diesem Sinne, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger. Ich wünsche Ihnen alles nur erdenklich Gute.«

(aus: "Heimatkunde"/2007)

Dienstag, 3. März 2009

Pecunia non olet

Commerzbank-Chef Blessing sagt bei BECKMANN
„Nur weil's mal regnet

kann man nicht auf den Platz gehen und sagen, ich spiele heute nicht“
will heißen: Staat schmeiß deine Pumpe an und Geld her.
Wobei das interessante ja der Kreislauf an sich ist.

Das Geld, dass der Staat den Banken leiht
das hat er ja nicht wirklich, in Goldreseren oder so.
Nein, das holt er sich erst mal bei Banken,
Verschuldet sich bei denen, bevor er es ihnen wieder zurück gibt.
„Ja hier Steinbrück.
Ich brauche von der Commerzbank mal drei Milliarden Euro

die kriegen sie morgen wieder als Staatshilfe zurück.
Aber machen Sie sich keine Umstände
... lassen Sie es einfach im Tresor liegen.“


Das muss man sich einmal vorstellen. Unser Erspartes geben wir der Bank

die gibt es dann dem Staa leihtt, der die neuen Milliardenschulden auf den Steuerzahler (das sind meistens wir, also alle, die ihr Geld nicht in Liechtenstein haben) abwälzt und wir zahlen dann Zinsen für unser eigenes Geld.

Und warum das?

Weil Commerzbank-Chef Blessing sagt: „Nur weil's mal regnet
kann man nicht auf den Platz gehen und sagen, ich spiele heute nicht“
So ist das!

Montag, 2. März 2009

Musik von Mauli, Text von Schimanski

Ich wache auf, es ist 3 Uhr 30. Der Fernseher läuft noch, ich denke mir, was muss ich da jetzt wieder für Schweinereien sehen.

"0180 und kein mal 6. Ruf OMA an und sag zu ihr: 'Zieh Dich An!'"

Aber es war weit schlimmer.

Ich sah menschliche Fäkalien und Tiere. Im Deutschen Fernsehen nachts um halb vier. Ich sah ... seien Sie stark und entschuldigen Sie bitte meine Ausdrucksweise ... einen großen Haufen Scheiße. Ich kann es nicht anders sagen, es war so. Im Deutschen Fernsehen, kein Spaß und kein modernes Theater auf 3Sat.

Ein großer Haufen Scheiße ... ja, aber wie soll ich das anders sagen? Der Maulwurf singt doch ... ich zitiere wörtlich...

"Was die anderen sagen, das ist mir egal
Du bist zwar scheiße, doch bei mir erste Wahl
Ich mag deine Art, genau wie sie ist
Obwohl du richtig scheiße bist!
Noch nie hab' ich jemanden so vermisst
Obwohl du richtig scheiße bist!"

Musik von Mauli, Text von Schimanski - die aktuelle Nr. 1 der Download Charts in Deutschland. Dicht gefolgt von Kate Perry und Rihanna . Das ist es, worauf die Kids im Moment so richtig abfahren und abzahlen.

Freitag, 20. Februar 2009

Gedanken über die Natur des Menschen

Achten Sie mal auf den Unterschied zwischen Menschen, die eine Nachricht im heimischen Wohnzmmer empfangen haben, und denen, die sie in freien Natur empfangen haben. Menschen, die mit viel Mühe vom heimischen Herd via Helicopter auf einen Gipfel geflogen wurden, und den Gipfelsturm auf einem Foto festhalten wollen, die sagen sich oft: "Warum können die anderen Gipfel im Hintergrund nicht ein wenig zusammenrücken, damit alle auf das Bild passen?" Aber die Berge bewegten sich nicht, schon gar nicht auf Kommando. Keinen Zentimeter. Dafür muss man sie einfach lieben. Sie sind so erfrischend natürlich und uneitel. Sowas muss man erlebt haben, indem man sie selbst besteigt, erst kleine Hügel, dann hohe Gipfel. Dabei hilft einem keine BBC-Dokumentation im TV.

Gipfeln ist es im Übrigen gleichgültig ob oder in welcher Gesellschaft sie fotografiert werden, die schütten auch nicht noch schnell mal eine Lawine über ihre Problemzonen. Berge denken in anderen Dimensionen - sie meditieren und ruhen in sich. Von wegen: Berge versetzen ... der Brüller schlechthin ... unter Bergen.

Oder Wiesen. Alles auf ihnen ist vergänglich und trotzdem bin ich fest überzeugt, dass auch sie sich Gedanken machen. Über den nächsten Winter oder welche Grasnaben sie an der Wetterbörse abstoßen, welche Salamander-Durchwanderungsquote die richtige ist. Welches Wasser sie wohin fließen oder sickern lassen. Wie lange sie in der Sonne liegen können, bis sie braun werden.

Und dann erst die Luft und das Wasser. Alles Großmeister der Naturfestspiele. Was uns die Wolken so alles an Gestalten hinzaubern. Und vor allem: ihnen kann keiner was. Wer dem Wind lauscht, was er uns zuraunt, der wird feststellen, es ist nichts anderes als: "Bezwing mich!". Diese tiefe erdverbundene Botschaft. "Bezwing mich ... wenn du es kannst. Aber nimm dich nicht zu ernst dabei. Mensch, mach dir Gedanken wie du es schaffen willst." - So ist auch der älteste Witz der Menschheitsgeschichte entstanden: "Ich krieg dich!" ... "Wer lacht, lässt alle Hemmungen fallen", sagte ja Siegmund Freund. Dann ist so gut wie alles möglich.

So absurd es klingt, Gedanken über die Natur machen sich Menschen schon seit Urzeiten. Seit der Zeit, als sie eins waren mit der Natur. Mit jedem Schritt in eine bessere Zukunft haben wir Menschen uns von der Natur wegbewegt, sind ihr entlaufen. Nun wird die Ozonschicht dünn, die Atemluft zum Sturm, ein Schluck Wasser zum Luxus und wir ziehen uns in unsere Höhlen zurück. Wo sind die Zeiten, als wir uns unter freiem Himmel die Nächte um die Ohren schlugen, den Blick auf das Firmament gerichtet und uns Gedanken machten?

Ich sage nur: Moses hat seine Gebote nicht am heimischen Herd erhalten, er hat sie in der Natur empfangen. Glauben sie mir: in freier Natur ist der Empfang besser.

Dienstag, 3. Februar 2009

Wichtige Durchsage

"Sehr geehrte Zugreisende an Bord des ICE Hartmut Mehdorn. In Kürze fahren wir in den Berliner Hauptbahnhof ein. Bitte beachten sie: Sollte ihnen beim Verlassen des Zuges ein abgängiger Stahlträger vor die Füße fallen, so ist dieser Eigentum der Deutschen Bahn AG und darf aus dem Bahnhofsbereich nicht entfernt werden. Wertstoffdiebe sind sofort der Bundespolizei zu melden.

Des weiteren teilen wir ihnen mit, dass von der Presse aufgebauschte Meldungen, nach denen die Deutsche Bahn AG ihre Mitarbeiter überwachen lässt, jedes Beweises entbehren.

Vielen Dank und nun noch drei Meldungen in eigener Sache:

Servicekraft Hoffmann, wir bitten Sie darum, sich künftig vor Verlassen der Zugtoilette, die Hände zu waschen!

Zugbegleiterin Fischer: Der Check Ihres Kniegelenks sieht doch gar nicht so schlecht aus!

Lokführer Al-Ghafir: Gleichen Sie bitte umgehend ihr Girokonto aus!"

Dienstag, 27. Januar 2009

Sind wir nicht alle ein klein wenig Salamander

Diesen Text habe ich schon vor gut zwanzig Jahren geschrieben und ihn später dann vertont. Sicherlich kommt er gewissen Liedern und Intentionen von Hanns Dieter Hüsch sehr nahe ... aber warum eigentlich nicht. Manchmal singt ihn mir Hüsch in meinen Gedanken mit seiner unverwechselbaren, melancholischen Stimme vor. In diesem Momenten bin ich, um es leicht unbescheiden auszudrücken, mächtig gerührt.

"Wir alle leben im Zeichen des Salamanders
Meist läuft alles glatt, doch oft ist es auch anders
Unser Leben hat Hügel, Berge, Täler und einen Ozean
Und den befüllen wir mit einem Wasserhahn.

Menschliche Wesen stammen immer von irgendwas was ab
Mal vom Affen und mal von Kapitän Ahab
Mal von Sokrates und dann wieder von Kleist
Sind inmitten von Freunden und trotzdem verwaist
Sind mal animalisch und ein ander Mal Mensch
Dann wieder rollen wir uns ein wie Tut-Ench.

Wir planen unser Leben, so wie wir's gerne hätten
Wollen auf dem Lande leben inmitten von Städten
Haben nichts zu verlieren und verlieren dann doch alles
Suchen trotzdem das Glück, nur für den Fall des Falles.


Wir streichen durch Wiesen und durchs Firmament
Krabbeln die Wände hoch, die man Karriere nennt
Werden leichtsinnig und folgen den Spuren Alexanders
Denn wir alle leben im Zeichen des Salamanders.

Wir suchen nach Ruhm, Ehre, Wohlstand und nach viel Geld
Es fehlt nicht viel und wir regieren die Welt (... im Gedanken)
Manchmal sind wir bei uns und machmal auch ganz woanders
Denn wir alle leben im Zeichen des Salamanders
Wir alle leben im Zeichen des Salamanders."

Mittwoch, 14. Januar 2009

Humor kann man lernen, der Rest ist Begabung

In den 80er Jahren hat der von mir erfundene (und - nebenbei bemerkt - vor wenigen Wochen verstorbene) Sänger Charly Davidson einen Hit gehabt, der hieß 'Buschmann'. Obwohl es sich eine Woche vor dem Amtsabtritt von George W. Bush anbieten würde, schreibe ich unter dem Eindruck dieses Songs nichts über diesen Mann, sondern etwas über das aktuelle RTL-Dschungelcamp "Hol mich hier raus, ich bin ein Star".

Wer zum allerersten Mal eine Folge von "Ich bin ein Star. Holt mich hier raus!" verfolgt, dem sei vorweg gesagt, dass sich hier keine Stars von heute die Ehre geben, sondern (... gab es vor Jahrzehnten im ZDF nicht mal die "Western von gestern. Zu Wegwerfen zu schade"?) Sternschnuppen von früher, zum Verglühen immer noch gut genug. Wie auchimmer. Jedenfalls geht es hierbei, anders als man annehmen könnte, nicht darum, dass jemand sagt
"Hol mich hier raus, ich bin ein Star", sondern, die Leute rutschen alle freiwillig in den RTL-Promi-Pranger rein, wie die Made in den Speck.

Immer, wenn ich mir das anschaue, gerate ich unwillkürlich ins Staunen. Kann das denn wirklich alles wahr sein, was sich da vor des Zuschauers Auge entfaltet? (Nun wird einem auch klar, warum in dem Wort Zuschauer der Schauer enthaten ist). Zum Bleistift Ingrid van Bergen, 77 Jahre alt und Single. Was zur Hölle macht die Frau in diesem Dschungel ... außer natürlich Geld verdienen? Sie vergisst stets, etwas zu trinken, verlegt dauernd ihren Kamm/Schlafsack/Büstenhalter und irrt als Suchende durch den Urwald, wenn sie nicht ständig alte Knast-Geschichten erzählt. Man muss hierzu wissen, dass Frau van Bergen deshalb Single ist, weil sie vor über drei Jahrzehnten erstens im Affekt und zweitens in ihrer Villa am Starnberger See ihren Lebensgefährten erschossen hat. Vor einem viertel Jahrhundert wurde sie aus dem Knast entlassen, daher auch die erwähnten Geschichten.

Kandidatin Zwei, Frau Mausi Lugner, bekannt als Ex-Ehefrau des Wiener Bauunternehmers Richard "Mörtel" Lugner, wehrt sich gegen Ösi-Witze, fühlt sich im Urwald allein gelassen und will mit ihrer Teilnahme an der TV-Show (Zitat) "ein Zeichen des Friedens" vom Camp in die ach so böse Welt schicken. Wahrscheinlich braucht aber auch sie das Geld; man redet von 20.000 Euro Garantiesumme, einfach nur fürs Teilnehmen. Beide Frauen würden jedoch im echten Dschungel nicht einmal drei Tage überleben, sind sie doch noch nicht einmal gemeinsam in der Lage, aus Bambusrohren eine Wasserleitung zu bauen und vergeigen so eine Schatzsuche völlig.

Lorielle London, ein wenig talentierter und inzwischen zu einer Art Frau umoperierter Sänger, heult und lametiert ständig herzerweichend über sein ... entschuldigung ... ihr Dasein, so dass sich der Zuschauer fragt, ob das mit der Geschlechtsumwandlung wirklich eine so gute Idee war. Als Dschungelkönigin würden sich für Lorielle, sagte er/sie, so viele Möglichkeiten im Leben eröffnen. Welche, sagt Lorielle nicht.

Kandidat Günther Kaufmann lebt sein Leben im Urwald so gewissenhaft, als wäre er, wie vor vielen Jahren, der der Verdächtige bei Oberinspektor Derrick. Der Schauspieler Kaufmann saß übrigens auch mal wirklich im Gefängnis, weil er als guter Schauspieler der er unbestritten ist (einst wurde er von Rainer Werner Fassbinder entdeckt), aufgrund
eines falschen Mord-Geständnises zu 15 Jahren Haft verurteilt worden war. Nachdem die tatsächlichen Täter verurteilt worden waren, kam Kaufmann wieder auf freien Fuß. Im Dschungel liegt er meist in der Hängematte, wenn er nicht gerade das stille Örtschen besucht, und genießt das Leben vor Ort, man darf es auch hier annehmen, hauptsächlich wegen des Geldes.

Doch was macht eigentlich mit Norbert Schramm ein renomierter Eiskunstläufer und zweimaliger Europameister im heißen Dschungel? Richig: Geld verdienen. Überhaupt: das Leben in dieser Gruppe und unter diesen erschwerten Bedingungen - es ist wie eine domestizierte menschlicheKatastrophe, bei der mann nicht wegschauen kann, aber richtig helfen hann man auch nicht, denn jeder kostenpflichtige Anruf dient nur dazu, eine Sternschnuppe vor dem Rausschmiss zu retten.

Auch dieses Mal hat RTL wieder im Fundus von fast gescheiterten Existenzen gewühlt und wahre Prachtexemplare gefunden, die neben Bergen, Lugner, London, Kaufmann und Schramm Dschungelkönig werden wollen und dazu jede Menge Humor beweisen müssen. Hoffentlich denken sie daran: Humor kann man lernen, der Rest ist, wie bei jeder Tätigkeit, Begabung. Übrigens muss man sich als Zuschauer keinerlei Gedanken um den weiteren Fortgang der Show machen. Es ist hier so wei immer, bei der leichten Fernsehunterhaltung: Wenn die Quoten stimmen, wird das Spektakel fortgesetzt. Wenn nicht, versinkt die virtuelle Dschungelstadt in der Versenkung. Wie ihre Sternschnuppen.

Dienstag, 13. Januar 2009

Einmal Kapitalismus und zurück

Beim Discounter gab es mal wieder günstige Bahn-Fahrkarten und da mein Kontoauszug überraschender Weise ein kleines Guthaben auswies, kaufte ich mir deren zehn. Zehn Bahntickets mit jeweils einer Hin- und Rückfahrt für ganze 55 Euro das Stück. Nicht weil ich Viel-Fahrer bei der Deutschen Bahn werden wollte ... Gott bewahre, nein! Ein guter Freund hatte mir dazu geraten, denn so könne ich in kurzer Zeit eine Menge Geld verdienen und viele Menschen dazu noch glücklich machen. Ich selbst versprach mir davon einen Crashkurs in Kapitalismus - wenn alles gut lief vielleicht sogar einen Cashkurs.

Zehn Bahn-Fahrkarten lagen also kurz darauf vor mir auf dem Tisch und die versprachen für je 55 Euro zwei beliebige Fahrten quer durch Deutschland. Für 55 Euro kommt man ja heutzutage höchstens von Jena nach Leipzig und das noch nicht einmal mit dem ICE-Train. Mein Freund hatte mir auch gleich einen Tipp mit gegeben, wie ich die Tickets wieder loswerden könnte: über eine Annonce bei einer lokalen Mitfahrzentrale. Keine exorbitanten eBay-Gebühren, kein Versand, nein: denn willige Menschen rufen mich an, besuchen mich und holen sich das Objekt ihrer Begierde gleich bei mir ab.

Um 4 Uhr 30 morgens läutet mein Handy zum ersten Mal. Noch schlaftrunken nenne ich dem Anonymus meine Adresse. Um 6 Uhr stehe ich dann endlich auf, weil mich inzwischen immer wieder jemand aus dem Schlaf gerissen hat. Noch unter der Dusche läutet es an meiner Tür. Ich ziehe den Bademantel über und öffne. Gleich der erste Käufer will mit mir feilschen: 69 Euro hatte ich mir vorgestellt, weil diese Zahl einfach geil ist, wie ich gestern Abend vor dem Einschlafen fand. Allerdings hatte ich dabei nicht bedacht, dass ich jetzt zumindest immer mit ein paar Euromünzen in der Tasche herumlaufen muss, vor allem, wenn die Menschen mit mir feilschen wollen. Um der Sache ein schnelles Ende zu bereiten, einigen uns auf 65. Toll, zehn Euro Gewinn und das Wechselgeld gespart.

Die nächste Anruferin möchte sich mit mir bei Mr. Beans auf einen Kaffee treffen. Vorher muss ich aber noch den Touristen zu mir navigieren, der schon drei Anrufe lang durch Jenas Straßen irrt und meine Wohnung nicht finden kann. Er nimmt das Ticket für 70 Euro und bedankt sich noch überschwenglich bei mir. Im Mr. Beans finde ich die Anruferin, Claudia, sofort. Ganz Geschäftsmann, der ich inzwischen bin, frage ich Claudia, ob sie für mich gleich einen Kaffee mitbestellt hat. Hat sie nicht. Ist auch ganz gut, denn sie sieht zwar total nett aus, hat aber von Angebot und Nachfrage noch nie etwas gehört. Als sie feststellt, dass die Tickets für "nur 55 Euro" gekauft habe, sagt sie mir, 69 Euro sei unverschämt, sie sehe das nicht ein usw., weil: ihr Bruder hätte ihr die Tickets beim Discounter holen sollen, hat aber die Aktion verpennt. Am Ende will sie mir 60 Euro geben, ich verzichte dankend und sie steht auf, zieht wütend von dannen und ruft mir noch ein "Arschloch!" nach, obwohl ich niemals vorgegeben hatte, dass ich eine karitative Vereinigung wäre. Wahrscheinlich wird sie sich später eine einfache Fahrt für 95 Euro gekauft haben. Also ehrlich: Solche Idealisten kann man einfach nur bewundern. Sie scheitern immer wieder in unserer Welt und stehen trotzdem voller Moral jedes Mal wieder auf und rennen von neuem gegen die Wand.

Das nächste Mädel wartet schon auf der Treppe vor meiner Wohnung. Ich biete ihr, ganz edel, einen Kaffee an, denn den hatte mir Claudia ja vorenthalten. Sie dankt mir, sagt, dass sie Susann heißt und Studentin sei, nippt am Kaffee und eine knappe halbe Stunde später weiß ich alles über die Eheprobleme ihrer Eltern, was ihre zwei Cousins und die vier Nichten machen, kenne ihre Urlaubspläne und wann man sie immer im Rosenkeller finden kann. Als ich über die Verspätungen der Deutschen Bahn zu lametieren beginne, steigt Susann hellauf begeistert ein. Man sieht: Gemeinsame Feinde schweißen auch die fremdesten Menschen für immer zusammen. Als das Gespräch wieder in Richtung ihrer Mama abdriftet, lege ich die zwei Tickets auf den Tisch, sie zahlt 140 Euro, ich gebe ihr zwei zurück und wünsche ihr noch eine gute Fahrt in vollen Zügen.

Inzwischen mache ich mir durchaus Gedanken darüber, wo das moralische Problem beim Weiterverkauf von günstigen Bahn-Tickets liegen soll, da klingelt es wieder. Diesmal ist es ein Student, der voller Enthusiasmus sagt: "Geil, nur 70 Euro, alle anderen wollen 100." Das wiederum hebt mich schon fast vom Sheriff von Nottingham in den Stand eines Robin Hood. Oder noch höher, denn ich habe ja meine zehn Fahrkarten ordentlich bezahlt. Nachdem alle Fahrkarten ihren Besitzer gewechselt haben, bin ich um rund 150 Euro und etliche Erfahrungen reicher als zuvor.

Spät abends klingelt immer noch das Telefon. "Nein", sage ich "leider habe ich keine Tickets mehr". Ein Anruf lässt ich aufhorchen. "Ich habe gesehen, Sie verschenken einen Rottweiler, ist der noch zu haben?" Wie, was, welcher Rottweiler? Die Antwort ist einfach: Ein Gutmensch, der den Weiterverkauf meiner Tickets boykottieren will, weil er es wahrscheinlich verwerflich findet, hat unter meiner Telefonnummer einen Rottweiler annonciert - für lau natürlich. "Nein, auch schon weg", antworte ich. Von nun an klingelt das Telefon im Halb-Stuudentakt. Ein zu verschenkender Kampfhund scheint, trotz aller dazugehöriger Behördenprobleme und Steuernachteile, noch begehrter als Bahn-Tickets zu sein. Noch nachts um Drei läutet bei mir das Telefon. "Ob der Hund noch da sei?", möchte man wissen. Erst dann lege ich verzweifelt den Hörer neben das Telefon.

Am nächsten Morgen hat sich bei mir zumindest die Meinung gefestigt, dass es moralisch nicht vertretbar ist, die Telefonnummer fremder Leute zu missbrauchen, die Weitergabe begehrter Fahrkarten aber schon. Wieder klingelt das Telefon. Jemand fragt nach einer Mitfahrgelegenheit. Als ich ihm erkläre, dass keine Tickets mehr da sind, sagt er: "Du willst mir also Tickets für die Deutsche Bahn verkaufen, Du Schwein!" Ich lege auf und meine Reihenfolge der Moral steht. Platz 1 für den Ticketverkäufer, Platz 2 für Telefonnummern-Mißbrauch und ganz unten auf Platz 3 landet jemand, der einen unbekannten Fahrscheinverkäufer als Schwein bezeichnet.

Machen denn die hohen Bahnpreise alle Menschen wahnsinnig? Ich lasse meinen zweitägigen Crash-Kurs in Kapitalismus noch einmal Revue passieren. 150 Euro verdient, Menschen kennengelernt, keinen Kampfhund verschenkt, wenig Schlaf gehabt, als Schwein beschimpft worden. - Was solls? So leben sie eben, die Kapitalisten.

[Inspiriert von der Geschichte "Mit Lidl-Tickets auf den Schwarzmarkt" von Marcus Paul]