Mittwoch, 2. Mai 2012

Der wertlose Lottoschein und dessen Folgen

Es gibt Geschichten, die das Leben geschrieben hat, und die sind so unglaublich, dass sie schon wieder einfach nur wahr sein können.

Alles begann in einem kleinen Laden in Beebe, einer winzigen Stadt mitten im US-Bundesstaat Arkansas. Hier schob eines Tages Mrs. Sharon Duncan einen von ihr gekauften Lottoschein in einen Ausleseautomaten, erhielt auf dem Display die Nachricht, dass sie "leider nichts gewonnen" habe und warf ihren offensichtlich wertlosen Schein in einen eigens dafür unter dem Automaten angebrachten Papierkorb.

Kurze Zeit später kam Sharon Jones in den Laden. Sie wusste bislang nichts von der andern Sharon, die gerade ihren werlosen Schein in den Papierkorb geworfen hatte (wahrscheinlich heißen in Arkensas mehr als 50 % aller Frauen Sharon), griff in den Papierkorb unter dem Automaten, griff sich eine handvoll Scheine aus dem Abfall und kontrollierte, ob nicht vielleicht doch ein Gewinn darunter war. Sie hatte dies schon oft gemacht, wenn sie ein wenig Zeit übrig hatte und dieses Mal hatte sie Glück. um nicht zusagen: riesengroßes Glück. - Nein, auch das ist stark untertrieben: Die Frau hatte ein wahnsinniges Riesenglück, denn eines der aufgegriffenen Tickets, die sie inden Ausleseautomaten schob zeiget einen gewinn von 1.000.000 US-Dollar an; in Worten eine Million Dollar. Es war der Schein von Sharon Duncan. Die bekam das heraus und verklagte die andere Sharon auf Herausgabe des weggeworfenen Tickets und nun hatte ein Richter in der Stadt Searcy den Streit zu entschieden.

Richter Thomas Hughes sprach das Geld am Dienstag der Käuferin des Lottoscheins, also Sharon Duncan zu. Seine Begründung: Die eine Million Dollar seien nicht einfach gefundenes Geld, denn die Finderin habe nie abschließend sichergestellt, dass die Käuferin ihren Anspruch auf den Gewinn aufgegeben habe. Selbst wenn es einfach gefundenes Geld gwesen sein sollte, dann kann man auch diese nicht einfach behalten, sondern müsse nachforschen, wer es verloren habe, sagte Richter Hughes.

Sharon Jones, die Finderin, hat nun wiederum einen Anwalt und er legte Berufung ein, weil er der Meinung ist, nach den Gesetzen von Arkansas sei es niemandem gestattet, Sachen, die er einmal weggeworfen habe, nochmals und wieder für sich zu beanspruchen. Zudem habe seine Klientin einen Teil des Geldes bereits für einen neuen Wagen ausgegeben und ihren Kindern Geld geschenkt, sagte ihr Anwalt James Simpson.

Die Finderin hatte zuvor ausgesagt, schon viele Male zuvor Scheine aus dem Behälter in dem Laden genommen zu haben und - diese Aussage hielt sie für wichtig - es habe am Papierkorb keinen schriftlichen Hinweis darauf gegeben, dass Kunden des Geschäfts sich nicht bedienen durften. Dies ist in so weit interessant, weil es eine Gegenklage gab. EIngereicht hatte sie die Geschäftsführerin des kleinen Ladens, Lisa Petriches. Die Ladenmanagerin war zusammen mit dem Eigentümer des Geschäfts vor Gericht gezogen und behauptetet, schon vor dem Auffinden des Tickets durch Jones ein Verbotsschild an dem Behälter für entsorgte Lottoscheine angebracht zu haben. Allerdings hatte eine ehemaliger Verkäufer vor Richter Thomas Hughes ausgesagt, die Geschäftsführerin habe das Schild erst angebracht, nachdem Jones den Gewinn eingelöst hatte. Lisa Petriches hatte hierzu erklärt, bei dieser Aussage handele es sich um die Rache eibes Mitarbeters, dem sie gekündigt hatte.

Wer nun das Geld bekommt isit im Moment ziemlich unklar, denn die vermeintliche frühere Besitzerin des Lottoscheins war überhaupt erst durch die Klage der Ladenmanagerin auf die Idee gebracht worden, ihre Ansprüche vor Gericht durchzusetzen. um nicht zusagen, Sharon Duncan klagte erst, nachdem der Richter sie bei einem Prozesstermin als mögliche ursprüngliche Gewinnerin genannt hatte. Wenn Sie nun beweisen kann, dass Sie, und niemand anders, damals den Schein in den Papierkorg beworfen hat, steht ihr das Geld zu.

Wenn nicht, dann will sie die Lottogesellschaft verklagen, denn schließlich hatte der Apparat ursprünglich angezeigt, sie habe nichts gewonnen.Schdenssumme dann: Eine Million US-Dollar. - Ich glaube, wir wollen gar nicht wissen, ie es ausgeht, denn, wenn es am Schönsten ist, dann soll man aufhören. Auch mit Geschichten, die das Leben schriebt.

Dienstag, 7. Februar 2012

Was uns am Ende unserer Tage durch den Kopf geht

Randy Pausch,Informatiker und Miterfinder von Google, sagte, bereits unheilbar krank, in seiner letzten Vorlesung den Satz "Auf unserem Sterbebett werden wir nicht die Dinge bereuen, die wir getan haben - sondern die Dinge, die wir nicht getan haben."

Nun gibt es ein Buch der australischen Sterbebegleiterin Bronnie Ware, die als eine Art Resümee die fünf Dinge zusammengetragen, die Sterbende am meisten bereuen. Und tatsächlich deht sich ein einziger Punkt um etwas, was diese Menschen getan haben und zwar: "Ich wünschte, ich hätte weniger gearbeitet." Alle anderen Punkte drehten sich um Dinge, die man versäumt habe, zu tun. Und dabei geht es weniger um die großen und kleinen Wunschträume wie Reisen, schicke Häuser, mehr Sex oder Geld. Es sind vor allem die unerfüllten, zwischenmenschlichen Dinge, die man bereut. Etwa den Wunsch "den Mut gehabt zu haben, mein eigenes Leben zu leben". Man habe zu oft den Erwartungen anderer entsprochen anstatt den eigenen Wünschen nachzugehen.

Auch um sehr persönliche Wünsche geht es kurz vor dem Tod: "Ich hätte meine Gefühle besser ausdrücken sollen" und "Ich wünschte, ich hätte mich mehr um meine Freunde gekümmert" stehen nach Bronnie Ware an fast gleichberechtigter Stelle, wohl, weil alte Freundschaften ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln, während unterdrückte Gefühle im schlimmsten Fall geradewegs zu Krankheiten führen. Letztlich folgt nur noch "Ich wünschte, ich hätte mir mehr Freude gegönnt" als letzter der fünf Dinge, die Sterbende am meisten bedauern.

Die Idee zu dem Buch enstammt aus Bronnie Wares Blog und das Buch zeigt uns, was wir Lebenden ändern können, um am Ende aller Tage weniger bedauern zu müssen.

Dienstag, 9. August 2011

Filz in deinen Haaren

Neulich sah ich es, das junge Pärchen mit dem Baby. Sie standen gegenüber dem Holzmarkt direkt vor dem Yves Rocher Geschäft, das manche, ganz feine Jenaer auch "Ief Rocher" nennen. Das Baby schlief in seinem Kinderwagen von NATURKIND ("Nur in ihm können Sie Ihrem Kind und seinen unterschiedlichsten Bedürfnissen gerecht werden", das ist ja der Werbeslogan von NATURKIND) und die Frau schaute ihren Begleiter versonnen an und sagte: "Nu mach mal!". Gemeint war das Überqueren der Straße, denn...sie haben richtig vermutet...der Mann schob den Kinderwagen.

Die Frau dagegen schob Langeweile, gähnte und spielte mit ihren Haare. Kleine Kunstwerke waren das. Kunstwerke als Filz. Nicht, dass sie mich jetzt missverstehen. Der Begriff "Filz" ist ja nicht immer negativ belegt und so mit diesen dreißig, vierzig kunstvollen verfilzten Strähnlocken Marke "jamaikanischer Eigenbau" ("I no come to hear about how horse dead an' cow fat.") sah die Frau wirklich aus, wie ein Kunstwerk. Zumal Filz ja ein Naturprodukt ist und daher ideal zum Kinderwagen und um Baby passte.

Außerdem waren die Strähnen rot. Damit unterschied sie sich nun ganz erheblich von den Höhlenmenschen, von denen wir ja alle abstammen. Ich stellte mir da vor, wie das Kind, später einmal, auf Fotos seiner Kindheit reagiert, auch noch Farbfotos...ja, es war eben nicht alles schlecht in der DDR.

Und da fiel mir, ganz spontan, dieses Lied hier ein...

"Du hattest mal 'ne Glatze
keiner weiß, wieso, warum
dann fandest du das abartig
bekloppt und ziemlich dumm
du hast dir die Haare wachsen lassen
der Frisör war für dich tabu
fünf Jahre sind sie gewachsen
ja, und wat is nu?

Der Filz in deinen Haaren,
der hat sich selbst toupiert
du findest es so richtig toll
es ist halt nun mal passiert
Der Filz in deinen Haaren
hat sich selbst so arrangiert
Aber in deinem Schritt
bist du rasiert.

Das verstehe wer wolle
und wer's nicht versteht der geht
Auf deinem Kopf ist nur noch Wolle
für 'ne Rasur ist's nun zu spät
Du hattest Deine Glatzenzeit
und nun 'ne Frisur die dir steht
Das verstehe wer wolle
und wer's nicht versteht der geht"

Donnerstag, 28. Juli 2011

Beratungsgespräch

Ich interessiere mich für eine Kaffemaschne für meine...

Ah ja, hier haben wir ein ganz neues Modell. Gerede frisch eingetroffen. Mit eingebauter Bohnenmühle, Direktanschluss an den Wasserhahn, automatischer Kaffeevorratsverwaltung, voll programmierbar.

Das klingt ja interessant. Aber ich habe gehört, dass diese modernen Kaffeemaschinen gar nicht so leicht zu bedienen sind.

Aber nein, die Bedienung ist ganz einfach. Sehen Sie, sie haben hier nur einen Ein/Aus-Schalter. Und die vier Programmknöpfe. Und eine USB 3.0 Schnittstelle.

Eine was?

Eine USB 3.0 Schnittstelle. Da können Sie Ihr i-Phone reinstöpseln.

Also brauche ich mein Handy um Kaffee zu machen?

Aber nein. Nur wenn es ein Firmware-Update gibt. Sie haben da ja keine stinknormale Kaffemaschine sondern ein elektronisches Meisterwerk, das auc in zehn Jahren noch nicht veraltet ist, weil sie es immer auf den höchsten Stand der Firmware bringen können.

Der was?

Natürlich können Sie die Kaffeemaschine auch ganz einfach anschalten und eines der Programme wählen.

Aha, ich sehe schon. Knopf 1 ist für eine Tasse, Knopf 2 für zwei Tassen, Knopf drei für drei Tassen und Knopf vier für vier Tassen, wenn mal Besuch da ist...oder?

Richtig. Das können Sie so einstellen, wenn Sie möchten. Sie können aber auch natürlich genauso gut einstellen, dass Knopf 1 eine Tasse starken Kaffee, Knopf 2 eine Tasse nicht ganz so starken Kaffee, und Knopf 3 nur heißes Wasser liefert. Ganz wie Sie das wollen.

Heißes Wasser?

Natürlich. Wenn Sie sich zum Beispiel Tee brühen wollen.

Mit der Kaffemaschine?

Ganz genau.

Und wie sage ich der Kaffeemaschine nun, dass sie mit Knopf 3 nur heißes Wassen machensoll?

Das ist im Grunde ganz einfach: Sie schliessen einfach Ihr i-Phone an die USB 3.0 Schnittstelle an..."

Und wie mache ich das?

Nun, sie nehmen ein USB-Kabel, Apple-Output auf USB-Stecker...

Bitte was?

Na, das normale i-Phone Anschlusskabel.

Ich habe aber gar kein i-Phone.

Ein-Android-Handy geht auch. Das muss noch nicht mal Honeycomb haben. Android 2.0 geht auch.

Ich habe aber ein Blackberry Handy.

Na Prima, das hat nämlich einen Mini-USB-Ausgang. Das können Sie direkt an die Kaffeemaschine anschließen.

Ich weiß nicht, ob das geht.

Wenn nicht, können sie auch die Kaffemaschine an Ihren Computer anschließen.

Und das funktionert?

Selbstverständlich. Sofern Ihr Betriebssystem einen passenden Treiber hat.

Einen passenden Treiber?

Ja, Ihr Betriebssystem. Also das, was startet, wenn Sie den Rechner anschalten.

Also, damit kenne ich mich nicht aus. Brauche ich das denn?

Aber natürlich. Entweder sie haben zuhause, Windows oder Apple OX oder Linux.

Ach so, Windows, das hab ich. Warum sagen sie das nicht gleich. Ja, Windows hab ich.

Was haben Sie an Windows. Windows XP, Windows Vista oder Windows 7? Obwohl, das ist gleich. Die passenden Treiber gibt's im Internet.

Und dann geht das mit dem heißen Wasser.

Natürlich.

Und wie mache ich es denn nun?

Also, warten Sie mal, ich schau mal in's Handbuch. Ja, genau. Nachdem sie die Kaffeemaschine mit dem Handy oder Rechner verbunden und hochgefahren haben und dann den Rechner oder das Handy eingeschaltet...

Was habe ich die Kaffemaschine? Hochgefahren?

Ja, angeschaltet. Aber bis der interne Prozessor das System gecheckt hat und alles läuft, dauert es ein paar Sekunden. das nennt man 'Hochfahren'.

Aber, wenn ich einen Lichschalter anknipse, dann kommt doch auch sofort Licht...

...ja, noch. Und nur, wenn Sie keine Energiesparlampen haben. Gell! - Jedenfalls warten Sie kurz, bis die Kaffeemaschine hochgefaren ist und der Bluescreen erscheint.

Ich muss auf einen Bluescreen warten?

Äh, nein. Also Sie nur warten solange, bis Sie internen Programme starten können.

Ach so.

Ja, und dann starten Sie mit Ihrem Handy das Terminalprogramm...

Was?

Oder mit Ihrem Rechner. Ein Terminalprogramm. Fragen Sie doch einfach nachher in der Computerabteilung. Die können Ihnen erklären, was das ist.

Nun gut, und was mache ich damit?

Sie geben damit die USB 3.0 Schnittstelle frei und melden die Kaffemaschine beim i-Phone oder Ihrem Rechner an.

Ich melde die Kaffemaschine an. Nur um heißes Wasser zu bekommen?

Das hängt vom Terminalprogramm ab. Jedenfalls, könnte die Kaffeemaschine auch Bluetooth...

Was ist denn das jetzt schon wieder?

Bluetooth? Das ist eine darhtlose Datenübertragung, mit der die Kaffemaschine mit anderen Geräten in Ihrem Haushalt kommunizieren kann.

Wie bitte...?

...oder Befehle aussendet.

Ist das eine Militär-Maschine, oder eine Kaffemaschine?

Nun ja, Sie wollen, dass die Kaffeemaschine das macht, was Sie wollen. Und da müssen Sie ihr ja irgendwie sagen, was sie machen soll, und das nennt man einen Befehl.

Okay, gut, wenn Sie meinen. Und wenn dieser Befehl kommt dann an und dann klicke ich auf Taste 3 und es kommt heißes Wasser raus?

Im Prinzip: Ja!

Was heißt: Im Prinzip?

Die Kaffeemaschine ist eben sehr flexiblel. Stellen Sie Sich vor, sie müssen ja auch in einem Coffeeshop erst einmal genau sagen, was sie wollen. Zum Beispiel einen Kaffee Ice Blended Caramel Vanille Macchiato Steamed mit laktosefreier Milch und Süßstoff To Go und...

Ist ja schon gut. Also wenn ich den Befehl geben will, dann tippe ich ein: "Knopf 1 = ein Tasse starken Kaffee, Knopf 2 = nicht ganz so starker Kaffee und Knopf 3 = nur heißes Wasser". Richtig?

Ja, fast. Vorher müssen Sie erst auf "Neue Konfiguration" gehen.

Auf was?

Neue Konfiguration. Damit die alte Konfiguration gespeichert wird.

...und wenn ich das gemacht habe, dann kann ich da alles einstellen?

Genau.

Und die nötige Software ist in der Kaffemaschine schon drin?

Ist in der Kaffeemaschine fest installiert. "Firmware 1.3".

Was bitte ist "Firmware 1.3"?

Das ist die aktuelle Software. Der Nachfolger von Firmware 1.2 vom Frühjahr. Ausgeliefert wurdne die ersten Maschinen letztes Jahr mit Firmware 1.1, aber die ist inzwischen veraltet.

Geht so was schnell?

Nein, aber eine Kaffeemaschine der neuestengeneration kann eben mehr als ein älteres Modell und entsprechend gibt es Firmware-Updates und dazu hat die Kaffeemaschine ja auch die USB 3.0 Schnittstelle.

Also, noch mal: wenn ich alte Konfiguration abgespeichert habe und eine neue geöffnet habe, dann geht das mit dem heißen Wasser.

Nein, sie müssen das nach dem Eintippen erst mit "Enter" bestätigen.

Warum ist das so kompliziert?

Das ist doch nicht kompliziert.

Nun ja, also: erst schließe ich die Kaffemaschine an mein Handy oder meinen Computer an, dann fahre ich sie hoch, sende Befehle...jedenfalls, wenn sich die Maschine nicht zuerste ein Firmware-Update holt, dann schreibe ich, was sie machen soll mit Knopf 1, Knopf 2 und Knopf 3...

...oder Knopf 4...

...und dann erst macht sie mir eine Tasse starken Kaffee oder heißes Wasser für Tee.

So ungefähr.

Wie: "So ungefähr"?

Sie müssen natürlich die Kaffeemaschine nach dem Neu-Konfigurieren erst in den Install-Modus schalten...

Was ist denn das jetzt schon wieder? EIn "Install-Modus"?

Das ist der Modus, ab dem die Maschine das macht, was Sie wollen. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen. Oder?

Na ja, ich glaube, ich eiß nicht. Was sit denn das da hinten für eine Kaffeemaschine?

Die? Die ist ja völlig veraltet. Die ist ja noch nicht mal programmierbar.

Aber sie macht Kaffee?

Ich glaube schon.

Prima. Ich glaube, die nehme ich. Vielen Dank.

Falsch verstanden

Sehen Sie, es ist doch so.

Oft genug wird man falsch verstanden oder man versteht falsch. Das ist ja fast so gefährlich als wenn man falsch steht. "Sag mir, wo du stehst", heißt es doch in einem berühmten Lied...aus der FDJ-Zeit. Volksdeutsche Jugend...FDJ...ja, je nachdem wo man steht. Alle Rechten gehen vom Volke aus. und die einem von denen können weder richtig lesen noch schreiben und die anderen verfassen ein Pamphlet mit 1500 Seiten, wo man sich schon fragt, konnte der Kerl jetzt tatsächlich genauso gut schreiben wie Lee Harvey Oswald schießen konnte...oder gab es hier wie da doch Hintermänner.

Wobei wir wieder beim Thema sind. Zur falschen Zeit am falschen Ort. Nehmen wir mal an, sie stehen an einer Klippe und wissen das nicht. Mein Gott, was kann da alles passieren. ?...an einer Klippe...nicht an einer Kippe. An einer Kippe kann man gar nicht stehen sondern auf der Kippe. Zum Beispiel Raucher, die rauchen eine und dann werfen sie sie weg und dann stehen sie kurz auf der Kippe, bis die aus ist.

Nicht, dass sie mich jetzt falsch verstehen, ich bin ja auch Raucher. Also jemand, der bald mit einem schwarzen Stern auf der Brust, auf dem eine Zigarette abgebildet ist, durch die Gegend laufen muss. "Raucher gefährden die Gesundheit", die eigene wie die anderer Menschen. Das machen Atomkraftwerke zwar auch, aber die bekamen ja eine Laufzeitverlängerung, bevor Japan die Physik geändert hat. Sie wissen ja: "Ich bin die Kanzlerin aller Deutschen". Genau darum geht es um das Falschverstehen.

Nehmen sie doch einfach mal den Generalmajoroberst Rahn. "Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen", das kennen sie doch. Also dieser Majorgeneraloberst Jahn, der hat mich eine Strecke weit durch meine Jugend begleitet. Weil ich etwas falsch verstanden hatte. Ich dachte immer zuerst an ihn, wenn von Major Rahn die Rede war. Erst später habe ich herausgefunden, das Majoran ein Gewürz ist und kein Generaloberst.

Oder nehmen sie zum Beispiel mal einen Computer. Ja meine Güte, was man da alles missverstehen kann. Zum Beispiel die festplatte. Meine Frau Maria hat ja ursprünglich Fleischfachverläuferin gelernt. Bei ihr wusste ich, was eine Festplatte ist..und vor aller, wer die isst. Schinkenröllchen, Wurstaufschnitt, Petersillie, Silberzwiebelchen...was hat das mit einem Computer zu tun, hab ich mich gefragt, als zum ersten Mal von Festplatten für Computer die Rede war. Verstanden habe ich das dann erst, als ich im fernsehen die Werbung gesehen hatte, als ein Kind einen Knopf am Computer drückte, das CD-Laufwerk kam heraus und es hat eine Salamischeibe reingelegt und wiederzugemacht. - Ja, meine Damen und Herren: Computer sind auch nur Menschen.

Innen drin arbeitet ja ein Mikroprofessor. Doch, doch. Sie glauben gar nicht, wie viele Leute Mikroprofessor sagen anstatt Mikroprozessor. Oder was ist mit der Mailbox? Die gab es schon lange vor der Erfindungs des INternets, jedenfalls bei Bäckern. SMS? Das war zu Kaiser Wilhelms Zeiten eine gängige Bezeichnung der Marine für "Seiner Majestät Schiff" - das gibt's heute noch in Großbritannien: HMS = "Her Majesty's Ship".

So kann man vieles einfach falsch verstehen. Angefangen bei den Leuchtidioten bis hin zu Maustreibern. Ja in Hameln war das früher keine Problem, wenn man den richtgen Maustreiber hatte. Und es wird noch schlimmer. Ich hab mal für mich eine kleine Auflistung von ComputerBegriffen gemacht, die man auch anders verstehen kann:

1 Bit : eine bekannte Biersorte

12 ½ Zoll : ein Dutzend Zollfahnder und ihr Drogensuchhund

booten : das macht man, wenn man am Stausee ist

Bus : öffentliches Verkehrsmittel

Chips : was zum Knabbern

Coprozessor : so heißt der Nebenkläger

Demoversion : das was sich alle bei Stuttgart 21 abgegeguckt haben

EDV : war schon immer die Abkürzung für "Ende der Vernunft"

Floppy Disks : das sind runde Badeschuhe, mit denen man auch Frisbee spielen kann

Gigabyte : das hatten die Dinosaurier - heute kann man sich das im Museum anschauen

Hacker : Forstarbeiter

Interface : das weltweite Fahndungsfoto

I-Pod : der Topf in dem man Frühstückseier kocht

Joystick : das brauche ich den Frauen wohl nicht zu erklären

Keyboard : ein Musikinstrument

Laufwerk : ein Trainingsgerät im Fitnessstudio

Monitor : ein Treffer bei der Fußball-WM der Frauen ... genau: ein Moni-Tor

Netzwerk : etwas, was Fischer machen

Port : ein leckerer Wein aus Portugal

ROM : ist die italienische Hauptstadt

Schnittstelle : ein Friseur

Software : das was Haribo verkauft

Vollversion : mein Nachbar, wenn er nachts um halb drei nach Hause kommt

Webdesigner : jemand, der Teppiche entwirft

Ich habe ja kürzlich gehört, die nächsten Computer-Generationen würden menschlicher werden. Was nur bedeuten kann: sie haben mehr Fehler als bisher!

Dienstag, 19. Juli 2011

Walter Jenzig hat eine Idee (Teil 2 von 2)

(Fortsetzung)

Edina, ihre sehr sehr sehr gute Freundin, kam ins Haus und betrat die Küche. "Oh Gott, es ist alles so ätzend", sagte sie zu Janka. "Ich weiß, was Du meinst“, antwortete ihr Janka. „Ich fühle mich auch total fertig." Janka zog den Gürtel über ihrem gestrickten Oberteil enger. Edina ließ derweil ihren Finger über einige vergessene Salzkörner auf dem Küchentisch gleiten, leckte ihn ab und zog dabei ein Gesicht. "Ich soll sicherheitshalber diese salzigen Pillen nehmen, sagt der Doktor." Edina zog ihre Nase in Falten. "Aber davon bekomme ich ein Gefühl, als ob es mich von oben auf den Boden klatscht. Warum müssen immer nur die Frauen für alles büßen?"

Janka begann derweil, sich unter ihrem Kinn zu reiben und ihren Kopfe zu lockern, bis die Halswirbel leise knirschten, eine Übung, die sie neulich im Fernsehen gesehen hatte und die den Kopf vom Kopfschmerz befreien soll. "Gott, bitte, Edina. Rede bitte nicht von salzigem Geschmack, sonst muss ich gleich kotzen." Janka stand vom Tisch auf und ging zum Wandschrank, holte ein Glas heraus und füllte es an der Spüle mit Wasser. "Also ich denke, ich rühre NIEMALS WIEDER Wodka an", schrie sie laut um sich dann wieder an den Tisch zu ihrer Freundin zu setzen. "Vielleicht ruft mich Walter ja an", sagte Janka mit einem flüchtigen Blick zum Telefon „und holt mich raus aus der Scheiße hier. Aber es ist ja wirklich alles so langweilig und tot hier, im Vergleich zu Jena. Was soll man da auch anders machen als...“. Edina nagte derweil an der Haut ihrer Hand.

"Nach dem gestrigen Abend, dachte ich, dass Du möglicherweise mit Zoltan durch sein würdest und ihn abschießt", nahm Edina das Gespräch wieder auf. "Ich weiß, was Du meinst", sagte Janka und schüttelte den Kopf. "Mein Gott, war er ja wie eine Krake. Seine Hände waren überall", gestikulierte sie, ihre Arme zur Verteidigung anhebend. "Es ist doch so, weißt Du: nach einer Weile wirst Du müde, gegen ihn zu kämpfen. Und schließlich tat ich Freitag und Samstag nicht wirklich mehr etwas gegen ihn, außer zu sagen, dass es mir noch zu früh ist. Und da war ich es ihm, dachte ich jedenfalls, gestern wohl schuldig, wenn Du weißt, was ich meine und nacher war es zuerst gut, aber es nahm und nahm ja kein Ende und puuh." Sie begann ihren Mund zu verziehen, während Edina kicherte.

"Ich sag‘ Dir: mir ging es letzte Woche genauso mit Jozef. Aber nach einer Weile..." nun beugte sie sich vorwärts und flüsterte Janka ins Ohr "...wollte ich es auch." Jetzt lachten beide sehr laut.

In diesem Moment läutete Herr Kertez von der örtlichen Spedition Nagy an der Türklingel des kleinen Wohnhauses in Pini, einem südlichen Vorort von Lugoj. Als Janka Szabo die Tür öffnete, half er ihr, die große Holzkiste hinein zu tragen. Er hatte gelbe und graue Papierbelege zum unterschreiben dabei und, mit einem kleinen Trinkgeld (Walter kannte seine Janka eben wirklich gut), ging er wieder zu seinem Lastwagen und fuhr weiter Kisten und Pakete aus.

"Was denkst Du, was das ist?" fragte Edina. Janka stand da, die Arme hinter ihrem Körper gefaltet, schaute auf die nun mitten im Wohnzimmer stehende Holzkiste und murmelte: "Keine Ahnung."

Im Innern der Kiste bebte Walter derweil vor Aufregung, während dem er den gedämpften ungarischen Stimmen lauschte, von denen er eine sofort als die von Janka erkannte. Edina ließ ihren Fingernagel über den Deckel der Kiste streifen. "Warum schaust Du nicht auf den Absender, um zu sehen von wem es ist?". Walter fühlte seinen Herzschlag immer stärker werden und es war ihm, als könne er aus seiner gepolsterten Kiste heraus trotzdem jede einzelne Bewegung der beiden sehen.

Janka ging um die Kiste herum und las den mit Füller geschriebenen Aufkleber. "Oh mein Gott, es ist von Walter!" "Das fetzt," sagte Edina und fügte an, "Gerade vorhin hattest Du noch von ihm gesprochen und ob er mal wieder anrufen würde." Im Innern der Kiste Walter jauchzte derweil Walters Herz, als er dies hörte und er bebte vor Erwartung. Zwar war sein Ungarisch nicht so gut, dass er flüssig sprechen konnte, aber Ungarisch verstehen, das konnte er wirklich gut.

"Du könntest die Kiste ja vielleicht mal öffnen," sagte Edina und beide versuchten nun den festsitzenden Deckel anzuheben. "UHHHHH!," sagte Janka ärgerlich "er muss sie mit tausenden von Nägeln verschlossen haben." Sie zerrten nochmals am Deckel. "Mein Gott, da brauchst Du ja ein Brecheisen, um das zu öffnen." Sie zogen ein letztes Mal und Edina sagte dann: "Man bekommt einfach keinen Halt an der Seite. So geht das jedenfalls nicht auf." Beide standen schwer atmend vor dem Paket. "Warum holst Du Dir keine Messer?" fragte Edina. Janka ging in die Küche und schaute sich um, doch alles, was sie dort finden konnte, war ein Paar Küchenmesser. Dann erinnerte sie sich aber, dass ihr Vater im Keller eine kleine Sammlung von Werkzeugen hatte.

Janka lief nach unten und als sie wieder zurück im Wohnzimmer war, hielt sie ein langes Stemmeisen und einen großen Vorschlaghammer in die Höhe. "Das ist das Beste, was ich finden konnte." sagte laut schnaufend. "Hier, mach Du es", sagte sie dann, ließ sich auf die große weiche Couch sinken und atmete laut hörbar aus.

Edina versuchte einen Schlitz zwischen Deckel und den Seitenteilen zu stemmen, aber das Stemmeisen war zu groß und es gab nicht genügend Raum, es richtig anzusetzen. "Verfluchte Sache," sagte sie in sehr ärgerlichem Ton. Aber dann lächelte sie urplötzlich.

"Was denn?“, wollte Janka wissen und schaute sie fragend an. "Pass auf, meine Kleine", sagte Edina und berührte mit dem Stemmeisen leicht die Oberseite des Deckels. „Es steht zwar 'Zerbrechlich' drauf, aber vielleicht ist Eure Liebe ja gar nicht so zerbrechlich und hält das aus. Was immer er Dir da in die Kiste gepackt hat, ich haue da jetzt drauf und wir werden sehen, was passiert.“ Janka nickte ihr zu.

Im Innern des Pakets verstand Walter derweil kaum noch etwas von dem, was draußen gesprochen wurde. Vielleicht war es auch der fehlende Sauerstoff, durch seine aufgeregte Atmung, denn während der ganzen Reise hatte er stets nur langsam geatmet, damit sich durch die Luftschlitze immer wieder genügend Sauerstoff ins Innere seiner Kiste nachfüllen konnte. Aber Walter glaubte nun, seinem Herzschlag bis in sein Gehirn nachverfolgen zu können. Gleich würde so weit sein.

"Nun mach endlich auf", sagte Janka. Edina ging um die Holzkiste herum. Dann setzte sie das Stemmeisen genau in der Mitte des Deckes an, Janka kam ihr zur Hilfe und umgriff es fest mit beiden Händen, während Edina den Vorschlaghammer nahm, tief Luft holte und dann das Stemmeisen mit aller Wucht durch die Mitte des Dekels, durch zwei Lagen Pappe, durch eine Kissenpolsterung genau durch die Mitte von Walter Jenzigs Kopf trieb, aus dem sich mit einem Mal eine kleine Fontäne entwickelte, die sich, nachdem Janka das Stemmeisen aus dem Deckel herausgezogen hatte, auch aus dem Deckel der Kiste erhob und sich im Rhythmus von Walters Herzschlag, pulsierend mit der ungarischen Mittagssonne vermischte und, immer schwächer werdend zwar, aber eine Zeit lang wunderschön anzuschauen war.

Zu Ehren von Walter Jenzig (und zwar weil dieser die Grenzbehörden mehrerer sozialistischer Bruderstaaten auf eklatante Mängel in der Kontrolle von Stückgut hingewiesen hatte) wurde noch zu DDR-Zeiten ein Berg am Rande der Lichtstadt in 'Jenzig' umbenannt. Zuvor hieß der einfach 'jancko gora': Jenaer Berg. Nun aber ist dieser Lankmark für immer mit Walter Jenzig und dessen Geisteblitz des sparsamen Reisens verbunden. Eine Laterne am Gipfel soll dabei die Stelle markieren, an der Walter Jenzig zum letzten Mal seine Idee durch den Kopf ging, bevor er auf so unglückliche Weise ums Leben kam.

(aus: "Switched-On Kabarett VI")

Walter Jenzig hat eine Idee (Teil 1 von 2)

(ispiriert durch THE GIFT von John Cale / 1968)

Walter Jenzig hatte genug. Walter Jenzig hatte wirklich genug. Vor allem, davon dass er nun schon mehr als zwei Monate von seiner Janka getrennt war. Alles, was er in dieser Zeit von ihr mitbekommen hatte, waren zwei eher belanglose Briefe und ein kostspieliges Telefonat nach Ungarn, wohin sie nach dem Beginn der Semesterferien zurück gereist war, und in welchem er mit ihrer Schwester gesprochen hatte, die vorgab, Janka suchen zu wollen und den Hörer einfach ablegte, während Walters linkes Ohr die ganze weitere Zeit über am Telefonhörer festkleben blieb, während seine rechte Hand immer wieder Münzen in den Fernsprecher nachwarf, nur um nicht zu versäumen, wenn Janka endlich mit ihm sprechen würde. Nach fast anderthalb Stunden hatte er aber nur wieder Jankas Schwester an Telefon, mit einer Stimme, die Jankas verdächtig ähnlich war, und die sagte ihm, Janka wäre nach Logoj gefahren und käme erst morgen wieder zurück. Danach hatte Walter kein Geld mehr um ein weiteres Mal nach Ungarn zu telefonieren.

Janka und Walter waren sich während des letzten Semesters näher gekommen. Einmal sogar waren sie sich ganz nah gekommen und Walters Gedanken kreisten seither immer und ständig um diese eine Nacht. Zwar hatte Janka Walter zum Abschied geschworen, ihm die Treue zu halten und er war danach voller Hoffnung, dass beide sich - unsterblich verliebt - Woche für Woche einen heißen Liebesbrief schreiben würden. Mindestens einen.

Er hatte sich an die Vorgabe gehalten und Janka mit regelmäßigen Liebesschwüren eingedeckt. Aber von ihrer Seite waren es nur diese zwei kurzen Schreiben gewesen, in denen sie ihm mitteilte, er solle sich keine Sorgen machen und ihrer Familie ginge es gut, bis auf Hund Nandor, der sich seinen Schwanz in der Hoftür so schlimm eingeklemmt hatte, dass man ihm den Schwanz habe amputieren müssen. Walter dachte immer, dass sich Liebesbriefe anders anhören müssten.

Deshalb hatte er vor einiger Zeit angefangen, sich um beider Beziehung ernsthaft Sorgen zu machen. Abends hatte er große Mühe einzuschlafen und wenn er es dann schaffte, überfielen ihn schreckliche Träume. In denen sah er Janka und was sie so alles machte. Ein Traum war dabei immer gleich. In einem Nachtclub in Lugoj wurden Jankas Liebesbeteuerungen ihm gegenüber von billigem Schaumwein weggespült, den ihr irgendein Neandertaler spendiert hatte, der im übrigen seinem Freund Peter zum Verwechseln ähnlich sah. Als der Schaumwein Wirkung zeigte, kam es zu Liebkosungen und später zu sexuellen Ausschweifungen. Das war mehr, als sein Verstand auszuhalten bereit war und Walter wachte an dieser Stelle stets schweißgebadet auf. - Gut, dachte er, es ist nur ein Traum. Durfte er ihr allein wegen eines Traumes mißtrauen?

Auch tags durchdrangen Walter immer öfter Phantasien von Jankas Eskapaden ohne ihn. Die Sache war doch auch, dass kein Mensch auch nur annähernd so gut wie er verstand, wie Janka wirklich war. Er, Walter, allein hatte in den wenigen Monaten ihrer beider Beziehung intuitiv jeden Quadratmilimeter von Jankas Psyche erfasst, und - was besonders war - nur er konnte sie immer zu Lachen bringen. Walter Jenzig spürte, dass Janka ihn gerade dringend brauchte und er konnte nicht bei ihr sein.

Die rettende Idee kam ihm an einem Mittwoch. Er hatte gerade Professor Petermanns Rasen für zwei Mark fünfzig gemäht und vertikutiert und nach seiner Rückkehr in die Mittelstraße, wo Walter eine kleine Wohnung hatte, wie immer sofort in seinen Briefkasten geschaut, um zu sehen, ob etwas von Janka angekommen war. Aber im Briefkasten war nichts außer einem Schreiben der Post, dass er am Engelplatz ein Paket abholen könne, das ihm wahrscheinlich wieder seine Mutter geschickt hatte und in dem bestimmt Handtücher und Strümpfe waren. Handtücher und Strümpfe braucht der Mensch, damit er gut studieren kann, hatte seine Mutter ihm mehr als einmal gesagt und ihren Worten ließ sie stets Pakete folgen. Zumindest interessierte die sich genug für ihn, um ihm regelmäßig einen Brief zu schreiben oder ein Paket zu schicken.

Natürlich würde auch Walter an Janka Pakete schicken, wenn die ihm gesagt hätte, dass man in Ungarn ohne Handtücher und Strümpfe nicht mehr würde leben können; das war doch selbstverständlich - keine Frage. Aber so etwas hatte sie ihm nicht aufgetragen und deshalb schickte er nur Briefe an sie. Da hatte Walter Jenzig plötzlich einen Geistesblitz. Genau, dachte er, das wäre es doch!!! - Und das wurde es dann auch.

Walter hatte nämlich nicht genügend Geld um mit der Bahn zu Janka zu reisen. Weshalb verschickte er dann sich nicht einfach selbst nach Ungarn? Es war ebenso absurd wie einfach. Er würde sich als ganz spezielle Stückgutlieferung versenden, preiswert mit dem Zug nach Ungarn gefahren und sogar noch direkt bei ihr zuhause abgeliefert werden und Janka würde vielleicht staunen.

Am nächsten Tag ging Walter los, um die notwendige Ausrüstung für die Realisierung seines kühnen Plans zu kaufen. Er erwarb eine Holzkiste, gerade richtig für eine Person seiner Statur, eine Taschenlampe und Pappe, Batterien und eine Schachtel mit Nägeln und er organisierte sogar schnell einige alte Kissen, mit denen er die Holzkiste auspolstern konnte. Walter überlegte sich, was er als Minimum an Komfort und Bequemlichkeit für seine Reise einplanen musste. Einige Luftlöcher in der Pappe vor den Schlitzen der Holzkiste, einige Flaschen Trinkwasser, selbstverständlich auch etwas zu essen. Und er dachte, dass es ihm auf der Reise vermutlich kaum anders ergehen würde, als anderen Zugreisenden, außer vielleicht, dass er in einer dunklen Kiste saß, während die aus dem Fenster gucken konnten.

Samstag Morgen war es dann soweit. Walter packte sich umfassend ein, verriegelte und vernagelte die Kiste von innen sehr fest und um kurz nach zwei kamen seine Freunde, denen er erzählt hatte, er wolle Janka etwas ganz Tolles schicken, aber nun sei seine Mutter erkrankt und er müsse dringend hin, ob sie vielleicht für ihn die Kiste zum Bahnhof? Sie konnten und schleppten nun das große Paket zu einem Lastwagen, der es zum Saalbahnhof brachte und dort ablud.

Die Kiste hatte Walter zuvor ordentlich angemeldet und den Transport bezahlt, hatte sie vorsichtshalber mehrmals als 'Zerbrechlich' gekennzeichnet und während er zusammengekauert inmitten der Kissenpolster saß und ausreichend Luft bekam, versuchte er sich den Blick von Überraschung und Glück auf Jankas Gesicht vorzustellen, während sie ihre Tür öffnete, die Kiste sah, den Lieferanten ein Trinkgeld gab, die Kiste öffnete um schließlich ihren erschöpften aber glücklichen Walter in Persona vorzufinden.

Sie würde ihn zuerst küssen und dann ganz nah an sich herandrücken, so dass ihm Jankas Brüste vielleicht den Atem rauben würden und und möglicherweise würden sie sich dann gemeinsam einen Film ansehen, bevor sie zu Bett gingen. Warum nur, ging es Walter durch den Kopf, habe ich nicht eher daran gedacht, auf diese Weise nach Ungarn zu reisen?

Während er nahezu problemlos in einem Eisenbahnwaggon nach Ungarn chauffiert wurde, niemand vom Inhalt Notiz nahm, seine Kiste deshalb ohne größere Probleme die Grenzen passierte und schon am Montag Morgen im Bahnhof von Lugoj eintraf, hatte Janka Szabo gerade ihr Haar fertig frisiert. Es war ein hartes Wochenende gewesen und sie musste sich zusammennehmen, um nicht schon allein beim Gedanken daran das Erlebte mit Wein oder härteren Spirituosen herunter zu spülen.

Auch Zoltan war hart gewesen. Nachdem es vorüber war, hatte Zoltan ihr gesagt, dass er sie und ihr „nein“ sehr wohl respektiere, aber - nach allem - es wäre zweifellos der Ruf der Natur gewesen und ein Mann könne sich gegen den Ruf der Natur nicht wehren. Und, hatte Janka ihn gefragt, wie geht es mit uns weiter? Da hatte Zoltan ganz kalt zu ihr gesagt: nein, er liebe sie nicht, wenngleich er davon ausgegangen sei, dass er in den letzten Wochen eine gewisse Neigung für sie entwickelt habe. Aber schließlich seien sie beide doch erwachsen genug um zu erkennen ...

Oh, dachte Janka, was könnte Walter Zoltan doch noch so alles beibringen in Bezug auf Anstand und Ehre. Aber erstens durfte Walter von Zoltan nichts erfahren und zweitens schien ihr diese Zeit schon Jahre her zu sein.

(Ende des ersten Teils. Die FORTSETZUNG folgt in Tel 2)