Samstag, 23. Februar 2008

Der neue Mensch

Der neue Mensch in deinem Leben
Der ist immer interessant.
Der neue Mensch in deinem Leben
Ist dir trotzdem wohlbekannt.
Der neue Mensch in deinem Leben
Öffnet dir Herz und auch Verstand.
Der neue Mensch in deinem Leben
Der ist ein unentdecktes Land.

Der neue Mensch an deiner Seite
Der macht sich anfangs noch ganz klein.
Der neue Mensch an deiner Seite
Ist zu schön um wahr zu sein
Der neue Mensch an deiner Seite
Der ist oftmals sehr allein.
Der neue Mensch an deiner Seite
Fordert nun sein Leben ein.

Der neue Mensch hat auch Familie
Das bemerkst du immer mehr.
Der neue Mensch hat auch Familie
Die interessiert sich für dich sehr.
Der neue Mensch hat auch Familie
Die ist gelegentlich nicht fair.
Der neue Mensch hat auch Familie
Und die fällt dir manchmal schwer.

Der neue Mensch, der wird zum alten
Weil er dich unumwunden liebt.
Der neue Mensch, der wird zum alten
Wenn er dich jeden Tag umgibt.
Der neue Mensch, der wird zum alten
Seine Kritik ist nicht beliebt.
Der neue Mensch, der wird zum alten
Wenn er dir Zeit stiehlt, wie ein Dieb.

Der neue Mensch ist wie der alte
Wird zum anhänglichen Kind.
Der neue Mensch ist wie der alte
Wenn die Ziele erreicht sind.
Der neue Mensch ist wie der alte
Wenn seine Zeit mit dir verrinnt.
Der neue Mensch ist wie der alte
So dass bald ein neuer dich bestimmt.

Donnerstag, 21. Februar 2008

Farbenlehre

Ich hab mir ja so ein paar kleine Gedanken gemacht
Was ich heute Abend anziehen soll
Wenn ich auf der Bühne mein Programm darbiete
Das braune, das graue oder lieber das beige Jackett
Vielleicht sogar die Jacke mit den feinen Nadelstreifen
Das so edel aussieht, wie meine Frau immer sagt
„Edel siehst Du aus ...“sagt sie - „Ja, ja“ sag ich dann "... hilfreich und gut.“
„Das hast Du gesagt“ antwortet sie darauf - Na, ja. Wie Frauen eben so sind.
Jedenfalls habe ich mich nun doch fär das schwarze entschieden
Das passt so gut zur blauen Jeanshose
Schwarz und Blau - so sieht es aus im Weltraum
Wenn man in die Nähe der Erde kommt
Ich repräsentiere heute Abend also unseren Planeten:
Ein intelligenter Affe in schwarz und blau.


Wie? Sie sehen das anders?
„Also der Mensch, mein Lieber, den kann man ja wohl nicht
Auf eine Stufe stellen mit Schimpansen und Berggorillas.“
Wieso nicht?
„Also hören Sie doch auf. Was hat der Mensch nicht alles in den
Letzten drei, vier Jahrtausenden vollbracht ...


Allerdings muss man aufpassen bei Farbzusammenstellungen
Nehmen wir zum Beispiel einmal: Grün und Blau
„Grün und Blau schmückt die Sau.“ sagt uns ein altes germanisches Sprichwort
Zu Zeiten, als die Römer noch unser Land besetzt hielten
Entstand es auf der anderen Seite des Limes
Doch, doch. Wir hatten schon einmal eine Schutzmauer in Deutschland
Lange bevor 'Die Linke', oder wie die Partei früher hieß
Die Idee klaute und den Schutzwall noch einmal aufbauen lies
"Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten ..."
Meine Mauer sondern 'Limes-Reloaded', das war's, was man damals baute
Jetzt verstehen sie den Ulbricht besser - gell.
Aber die Kopie hielt ja dann doch nicht so lange wie das Original
Wenn gleich man ihr in Berlin durchaus nachtrauert
Wegen der vielen Grafittos (Grafittos ist die Mehrzahl von Gafitti)
Aber auch da kann man durchaus geteilter Meinung
Über die Qualität der Maueralereien sein
„Grün und Blau schmückt die Sau“
Riefen die Germanen den Römern zu
Ein altes römisches Sprichwort besagt allerdings:
„Wer im Schweinestall sitzt, sollte nicht mir Ferkeln werfen.“
Na das hätte mal einer vor ein paar Wochen Roland Koch sagen sollen:
"Wer im Schweinestall sitzt, sollte nicht mir Ferkeln werfen."
Aber es zeigt uns doch eindringlich, dass der intelligente Affe
Immer noch an den Grundfesten der Ästhetik rüttelt
Egal, was er
in den letzten drei, vier Jahrtausenden alles vollbracht hat.

Biometrische Fotos

Ab und an ist der Mensch auch einmal krank
Ich mache da bei mir keine Ausnahme
Aber wenn ich krank bin, dann darf das keinerlei Auswirkungen
Auf mein familiäres Umfeld haben
"Papa" sprach die kleine Maria, die inzwischem größer ist als die mittlere Maria
(vielleicht sollte ich an dieser Stelle darauf hinweisen
Dass ich mit drei Frauen zusammen lebe
Und zwar meiner Frau Maria, Maria der großen
Mit unserer ältesten Tochter, Maria der mittleren
Und mit unserer jüngsten Tochter, der kleinen Maria
Die ja aber inzwischen, wie ich erwähnte
Größer ist als die mittlere Maria)
Jedenfalls war ich krank, als die kleine Maria
Die inzwischen schon volljährig ist, zu mir kam und "Papa" sagte
"Was ist?" fragte ich zurück
"Mein Personalausweis läuft ab" antwortet sie mir
"Na dann also pronto zum Einwohnermeldeamt" sagte ich
Worauf die kleine Maria mich aufklärte
Dass es unser Einwohnermeldeamt seit Jahren nicht mehr gibt
Und das Ganze jetzt 'Bürgerbüro' heißt
"Wann läuft er denn ab?"
"Übermorgen" antwortete die kleine Maria mit betroffen klingendem Unterton
Fragte mit erwartungsvoller Stimme aber nach
"Können wir heute zusammen hingehen?"
"Ich bin krank" antwortete ich - "Das macht doch nichts"sprach sie
"Doch" sagte ich "Mein Ausweis läuft nächsten Monat ab
Und wenn ich schon zum Bürgeramt gehe, dann nur einmal
Und Fotos brauchen wir auch noch" fügte ich an und merkte
Dass dies eigentlich schon eine Zusage war
Maria, die kleine, sah das genauso und sprach "In fünf Minuten bin ich fertig."
"Ich bin krank" rief ich ihr hinterher, aber sie hörte mich schon gar nicht mehr.

Eine halbe Stunde später waren wir beim Fotografen
"Meine Tochter und ich brauchen biometrische Fotos"
"Macht zehn Euro für vier Stück" antwortete der Fotograf
Und belehrte uns, dass auf biometrischen Fotos
Ein geneigter oder gedrehter Kopf nicht zulässig sei
Und man mit neutralem Gesichtsausdruck und geschlossenem Mund
Gerade in die Kamera zu blicken habe - "Aha" nieste ich
"Außerdem" sagte er " müssen die Augen geöffnet und deutlich sichtbar sein
Und dürfen nicht d
urch Haare oder Brillengestelle verdeckt werden."
"Aber ich habe fast immer eine Brille auf." sagte ich
"Auch da hat der Gesetzgeber vorgesorgt." antwortete er mir
"Die Augen müssen klar und deutlich erkennbar sein und
Der Rand der Gläser oder das Gestell dürfen nicht die Augen verdecken."
Ich nieste noch einmal.
"Mit wem soll ich anfangen?" fragte der Fotograf
"Mein Vater ist krank" sagte die kleine Maria "Also mit mir"
Der Fotograf leistete ganze Arbeit und machte vier ordnungsgemäße
Biometrische Fotos von ihr mit geradem Kopf, neutralem Gesichtsausdruck
Und geschlossenem Mund. Ich hustete derweil.
"Und jetzt der Herr" sagte der Fotograf, gab mir einige wichtige Anweisungen
Denen ich aber aufgrund meines Fiebers von 40,3 °C nicht ganz folgen konnte
Deshalb dauerte es bei mir etwas länger, bis meine Fotos fertig waren
"Na wie gefällt es Ihnen?" fragte der Fotograf
Grießgrämig und mit müden Augen, schlecht rasiert und mit fleckiger Haut
Sah ich mein Konterfei auf dem Bildschirm.
"Sieht doch ganz gut aus" fügte er an
"Angesichts der Tatsache, dass Sie krank sind."
"Aha" nieste ich ihm zu.
"Wo soll die Reise denn hingehen?"
"Wir wollen keinen Reisepass beantragen" antwortete die kleine Maria
"Es geht nur um den Personalausweis."
"Ach, da hätte ich ja auch normale Aufnahmen
M
it einem Lächen im Gesicht machen können
Biometrische Fotos braucht man nur für den Reisepass."

"PAPA" rief mir die kleine Maria zu
Ich log dem Fotografen etwas vor, von eindeutige Zeichen aus Berlin
Dass biometrische Fotos jetzt auch Personalausweis kommen würden
Das zumindest war ich mir und den entrichteten 10 Euro schuldig
Nahm die kleine, inwischen schon volljährige, Maria an die Hand
Wir gingen ins Bürgerbüro, zogen am Automaten die Nummern '238' und '239'
Setzten uns, sahen auf dem roten LED-Diaplay eine '216' leuchten
Und warteten darauf, neue Personalausweise beantragen zu können.

Meiner zumindest würde ein Foto enthalten, das einmalig in der Geschichte ist
Weil es mich schon heute so zeigt, wie ich in zehn Jahren aussehen werde:
Absolut biometrisch.

Mittwoch, 20. Februar 2008

Angeber

Ab und an unterstütze ich ja den Staat finanziell
Dadurch, dass ich falsch parke
Und das ist ja auch sehr kommunikativ
Zum Beispiel für Menschen, denen sonst niemand einen Brief schrieben würde.

Aber haben sie sich schon einmal diese Briefe genau angesehen?
Die ausstellende Behörde will nicht nur Geld von Ihnen
Nein, sie fordert sie auch zu etwas auf.

Anders ausgedrückt:
Wenn irgend jemand mal zu ihnen sagen sollte
„Also, mit Verlaub gesagt
Aber sie sind ja nun wirklich ein richtiger Angeber.“
Dann können sie ihm mit dem Brustton der Überzeugung antworten
„Also das stimmt vollkommen und das habe ich sogar amtlich!“
Dann zeigen sie ihre Verwarnungsschreiben
Oder ihren Bußgeldbescheid vor
Und was liest man da direkt unter dem Aktenzeichen 08.151617.18
Richtig: "Bitte immer angeben!“

In diesem Sinne:
Wer falsch parkt oder seine Steuern nicht pünktlich zahlt
Der ist immer auch ein Angeber
Amtlich geprüft.

Alkloohl

Heinz Rudolf Kunzes Album 'MachtMusik' war der Ursprung vom 'Reichstagsbrand mit Panzergrenadine', einem Cocktail, der beim ersten bundeseinheitlichen Wunderkinder-Fantreffen (das ist der Fanclub von HRK) Premiere feierte. Die Idee dahinter war folgende: Wenn die Jugend von Heute und die Alten der Zukunft schon das Abfeiern in ihren Lebenmittelpunkt stellen, dann darf man das nicht ignorieren sondern den Affen zuckersüße Drinks servieren. Motto: Wenn man sich schon seine Gehirnzellen in Alkohol einlegt, dann aber bitte mit Stil und Heinz Rudolf Kunzes Cocktails, wobei 'Führersaft' und 'Sklavenbrause' zwar noch nicht auf dem Angebotszettel stehen, aber das kann man ja sicherlich beim nächsten Fantreffen an der Theke nachholen.

'Alkloohl und Kunst', diese Mischung gab es übrigens schon immer ... oder zumindest seit der Mensch sich zivilisierte. Goethe etwa war ein großer Trinker vor dem Herrn, was die von Ehefrau Christiane geführten Haushaltsbücher bewiesen. Wenn man die ganzen Weinlieferungen in Relation zu den Gästebesuchen stellt, dann war der Meister ohne Zweifel Alkoholiker. Das wird erstens durch Außenstehende belegt und zweitens erklären sich so Anspielungen wie zu 'Auerbachs (Wein)Keller': "Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt. Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?". Auch EA Poe war Alkoholiker, er bekam schon in der Wiege einen in Whiskey getränkten Stoffschnuller. Von Dino Paul Crocetti, Harald Juhnke, George Best oder Branco Zebec ganz zu schweigen. Alles große Künstler, die es einfach nicht übers Herz brachten, eine angebrochene Flasche schal werden zu lassen.

Ich bevorzuge übrigens (wie man vielleicht schon lesen konnte) den 'Gilgamesch' um mich in Stimmung für DAS DUELL zu bringen.

[Erstveröffentlicht am 1. September 2006 als Text in meinem 'Heimatkunde'-Blog und in Vorbereitung der Veranstaltung 'Das Duell' mit Heinz Rudolf Kunze]

Wirklich dumme Menschen

Also mal unter uns gesagt:
Es gibt ja wirklich dumme Menschen
Ich meine jetzt nicht die naturgemäß Dummen
Jesus sagte ja schon in seiner Bergpredigt
"Selig sind die geistig armen, denn ihnen wird das Himmelreich gehören"
Ich meine auch nicht die einfältig dummen Menschen
Die ja zumeist sogar ganz glücklich mit sich und der Welt sind
Ich meine die wirklich dummen
Die es eigentlich besser wissen müssten
Und trotzdem immer wieder auf Dinge, Versprechen, Hoffnungen hereinfallen
Ich nehme mich da gar nicht aus
Eine meiner Lieblingsäußerungen in solchen Fällen ist ja
"Mit gibt es auch in klug"
Aber warum fällt man überhaupt darauf herein?
Da ja bekanntlich nachdenken vorlesen kommt
Habe ich mir drei Beispiele nachgedacht:

Erstens: Die Politik

Hier haben wir das klassische Prinzip von Glauben und Wissen
"Glauben heißt nicht Wissen" hat mir Tante Lisbeth immer wieder gesagt
Ein kluger Spruch, der sogar atheistischen
Als auch theologischen Prüfungen stand hält
Glauben heißt somit Vertrauen
Jawoll: wir vertrauen unseren Politikern
In dem wir ihnen glauben
Es gibt halt wirklich dumme Menschen
Darauf vertraut wiederum die Politik
Oder glaubt es zumindest
Was dabei heraus kommt erlebt man täglich. Die einen sagen:
"Die Ökosteuer muss abgeschafft werden. Das geht nur mit uns!"

Die anderen sagen: "Mehrwertsteuererhöhung? Nicht mit uns."
Jetzt regieren beide zusammen und heute hört sich das so an:
"Die Ökosteuer muss abgeschafft werden? Das geht nicht mit uns."
Und: "Mehrwertsteuererhöhung, das geht nur mit uns."
Das Ganze nennt man Demokratie
Und Demokratie ist ja bekanntlich
Wenn ein Schaf und zwei Wölfe darüber abstimmen
Was es zum Essen gibt.

Zweitens: Die Beziehung zwischen zwei Menschen
Das klassische Terrain für ein Hereinfallen auf
Dinge, Versprechungen, Hoffnungen -
Beispiele überflüssig
Jeder von uns hat da schon seine eigenen Erfahrungen gemacht

"Glück gibt's nicht im Sommerschlußverkauf" hat sogar schon
Heinz Rudolf Kunze gesagt
, worauf ich ihm antwortete
Sänger von Liebesliedern seien notorische Berufslügner

Seitdem reden wir nicht mehr miteinander
Soviel zur Beziehung zwischen zwei Menschen.

Drittens (und letztens): Die Religion
Was herrschte doch im Vatikan für eine Panik
Als es Jean-François Champollion 1822 gelang zu beweisen
Das Hieroglyphen die Schriftsprache einer Kultur sind
Die mehrere Jahrtausende von Christi Geburt zurückliegt
Und damit die Geschichtsschreibung der Kirche als falsch widerlegte
Die anhand der biblischen Urgeschichtschronologie
Das Alter unserer Erde auf 6.000 bis 10.000 Jahre geschätzt hatte
Glauben heißt eben nicht wissen
Und so versucht unser Mann im Vatikan

Seit Jahren die biblische Wahrheit weiter zurecht zu rücken
Die Erde als Mittelpunkt des Universums war einmal
Die Erde als Scheibe, hatten wir auch schon mal
Und nun arbeitet man an dem Zerrbild der Katholischen Kirche
Als Organisation, die bis ins 18. Jahrhundert Frauen als Hexen
Verbrannte, ertränkte oder verfolgte - Gemach , gemach!

Das meinte ich mit: "Es gibt ja wirklich dumme Menschen"
Aber es gibt Hoffnung, dass es irgend wann einmal damit zu Ende ist
Das glaube ich zumindest.

Dienstag, 19. Februar 2008

Nachruf auf Amy Winehouse

Nun bist Du also doch den Weg alles Irdischen gegangen, weil das Leben eine Krankheit ist, die man nicht überleben kann.


'Judging Amy', das liegt mir fern, denn 'Sex & Drugs & Rock 'n' Roll' ist nach wie vor Privatsache. Und wer auf der Welt alles Crack und Schnaps konsumiert, das will man gar nicht wissen. Nein. Im Gegenteil, ich finde, wer mit weniger als 30 Jahren auf dem Herzen aus dem Leben scheidet, der ist wenigstens konsequent. Jim und Janis, Kurt und Billie haben es ja vor(Dir)gemacht, wobei Morrison und Joplin mit 27 gingen, Cobain dagegen mit 31 und Miss Holiday sogar erst mit 44. Das Drehbuch ist jedoch jeweils ähnlich.


Billie habe ich nicht ohne Grund mit in Deine Reihe gestellt. Ihr "The Very Thought of You" möge man für Dich singen: "The very thought of you / I forget to do / those little ordinary things / that everyone ought to do. // I'm livin' in a kind of a daydream / I'm happy as a queen / and foolish though it may seem / to me that's everything. // The mere idea of you / the longing here for you / You'll never know / how slow the moments go / till I'm near to you. // I see your face in every flower / your eyes in stars above / it's just the thought of you / the very thought of you / My love" *


Mach's gut!


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* = (Musik und Text: Ray Noble)

Das Vorwort zum Alltag

Vor vielen Jahren, als ich begann Texte zu schreiben, die über mich hinausgingen (das war so 1976, 77 und 78) da konnte ich mich noch als junger Rebell im Spiegel betrachten. Damals machte man Politrock und kämpfte mit Liedern gegen die Fehler der Gesellschaft, Atomkraft oder Rüstungswahn. Dann wandte ich mich mehr der Musikelektronik und dem Journalismus zu und meine Rebellion verblasste, bis sie schließlich ganz verblichen war. Erst Jahre nach meinem Umzug in den mittleren Osten Deutschlands fing ich wieder an, neben Liedern auch nicht-sachliche Texte, wie ich sie nannte, zu schreiben und aus Textfragmenten zurück liegender Jahre etwas Neues, Besseres zu machen. Heraus kamen Gedichte und Geschichten, prosaisch und satirisch, privat und doch weltbezogen. Und siehe ... der Spiegel hatte mich wieder.

Am schönsten war die Arbeit an den Geschichten, die das Leben schrieb. Zuhören, aufschreiben, vortragen - so hat es mir Hanns Dieter Hüsch einst eingebleut. Die pure Wahrheit und nichts als die Wahrheit, leicht gewürzt durch Übertreibung und Ergänzung, aber so ist er Mensch nun mal. Deshalb sind es ja auch menschliche Geschichten. Nichts Bedeutendes für unseren Planeten, aber für diejenigen, die es beschäftigt wird es zum Nabel der Welt. Denn merke: Alles ist in allem.

Die Ansichten des Familienvaters von nebenan über Gesellschaft und Kirche, der Ärger der Verkäuferin mit ihren Kolleginnen (anwesende natürlich ausgenommen!), die Auswirkungen der Berliner Regierung auf die Verknappung von Liebe und Zärtlichkeit, die Zusammenhänge von sportlichen Mißerfolgen und Ausländerpolitik, der Irrwitz unserer Zeit: Immer sind es Geschichten, die das Leben schrieb und sie zu erzählen, das ist mein Programm ...
»Das Wort zum Alltag«.