Vor vielen Jahren, als ich begann Texte zu schreiben, die über mich hinausgingen (das war so 1976, 77 und 78) da konnte ich mich noch als junger Rebell im Spiegel betrachten. Damals machte man Politrock und kämpfte mit Liedern gegen die Fehler der Gesellschaft, Atomkraft oder Rüstungswahn. Dann wandte ich mich mehr der Musikelektronik und dem Journalismus zu und meine Rebellion verblasste, bis sie schließlich ganz verblichen war. Erst Jahre nach meinem Umzug in den mittleren Osten Deutschlands fing ich wieder an, neben Liedern auch nicht-sachliche Texte, wie ich sie nannte, zu schreiben und aus Textfragmenten zurück liegender Jahre etwas Neues, Besseres zu machen. Heraus kamen Gedichte und Geschichten, prosaisch und satirisch, privat und doch weltbezogen. Und siehe ... der Spiegel hatte mich wieder.
Am schönsten war die Arbeit an den Geschichten, die das Leben schrieb. Zuhören, aufschreiben, vortragen - so hat es mir Hanns Dieter Hüsch einst eingebleut. Die pure Wahrheit und nichts als die Wahrheit, leicht gewürzt durch Übertreibung und Ergänzung, aber so ist er Mensch nun mal. Deshalb sind es ja auch menschliche Geschichten. Nichts Bedeutendes für unseren Planeten, aber für diejenigen, die es beschäftigt wird es zum Nabel der Welt. Denn merke: Alles ist in allem.
Die Ansichten des Familienvaters von nebenan über Gesellschaft und Kirche, der Ärger der Verkäuferin mit ihren Kolleginnen (anwesende natürlich ausgenommen!), die Auswirkungen der Berliner Regierung auf die Verknappung von Liebe und Zärtlichkeit, die Zusammenhänge von sportlichen Mißerfolgen und Ausländerpolitik, der Irrwitz unserer Zeit: Immer sind es Geschichten, die das Leben schrieb und sie zu erzählen, das ist mein Programm ... »Das Wort zum Alltag«.
Dienstag, 19. Februar 2008
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