Donnerstag, 14. Januar 2010

Wer regiert die Welt?

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, verehrte Anwesende,

ich darf sie hier recht herzlich als Bundestagsabgeordneter begrüßen, als Volksvertreter wie man so schön sagt. Sie alle wissen es ja, meine Damen und Herren, wir treffen stellvertretend für sie die wichtigen Entscheidungen des Lebens, immer zum Wohle des Volkes. Diäten sind für uns, sind für mich, immer ein Thema. Diäten sichern die Unabhängigkeit des Volksvertreters, neben den Zuwendungen der Lobbyisten, manche Leute wollen das ja nicht bar haben. Jetzt wissen Sie, was Hüsch gemeint hat mit "durch die Bank". Ja, durch die Bank sind wir alle unabhängig in unseren Entscheidungen. Deshalb habe ich damals ja auch für den Bankenrettungsfond gestimmt.

Ich engagiere mich jede Woche weit mehr als 100 Stunden für meinen Wahlkreis, für die Bedürfnisse meiner Wähler und deshalb, weil ich mich ja seinerzeit auch selbst gewählt habe, auch für mich. Nehmen wir doch einmal die Probleme in unserer Gesellschaft, die durch Arbeitslosigkeit, Vorbehalte gegenüber Ausländern, durch Prostitution oder aber Alkoholismus verursacht werden. Das sind meine vordringlichen Themen. Erst jüngst habe ich als Bundestagsabgeordneter einen Bordellbesuch gemacht. Ich sage das ganz offen: Ich habe da keinerlei Tabus oder Berührungsängste. Das habe ich auch meiner Frau gesagt, nicht meiner ersten. Wir sind ja seit einiger Zeit geschieden, die Entfremdung war einfach zu groß. Sie zuhause mit den Kindern, ich die ganze Zeit in Berlin. Wie gut, dass ich da Dagmar hatte, meine Büroleiterin. Die hat mir über viele Höhe und Tiefen hinweggeholfen und deshalb habe ich sie ja dann auch geheiratet, die Schwangerschaft war da nicht das bestimmende Thema. Und die Kiara-Sophie ist ja wirklich auch so süß, das können sie sich gar nicht vorstellen. Dagmar, habe ich gesagt, der Bordellbesuch geschah aus einem drängenden politischen Interesse heraus und richtig Spaß hat das auch nicht gemacht. Das war harte Arbeit, sonst hätte man das auch nicht als Arbeitsbesuch abrechnen können. Und mit den zwei ukarinischen Nymphen konnte ich auch ganz offen deren Probleme mit Arbeits- und Aufenthaltserlaubnissen besprechen. Du verstehst, Dagmar, habe ich gesagt, drei Probleme auf einmal lösen: Arbeitslosigkeit, Vorbehalte gegenüber Ausländern und Prostitution, das muss mir erst einmal in Berlin einer nachmachen. Gut, mit Paolo Pinkel kann ich noch nicht mithalten, der ist mir immer eine NAsenlänge voraus, aber immerhin.

Was die Volkskrankheit Alkoholismus angeht, da habe ich seit meiner Wahl in den Bundestag schon Intensiv-Kurse absolviert. Als armer Schlucker war ich froh, dass die Bundestagskantine das arrangiert hatte und, immerhin, jetzt kann ich mitreden bei vielen neo-classic Longdrinks. Das hat sich letzten Endes auch für die Bundesrepublik ausgezahlt, denn ich werde vom Wirtschaftsministerium inzwischen regelmäßig für Gespräche mit osteuropäischen Handelskommissionen eingesetzt. Jüngst konnte ich mit dem ukarinischen Wirtschaftsattache in angenehmer Gesprächsatmosphere bilateral dringende Probleme von Arbeitslosigkeit, Vorbehalten gegenüber Ausländern und Prostitutierten besprechen.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, verehrte Anwesende, ich hoffe ich habe sie nicht zu sehr gelangweilt mit meinem kleinen Einblick in den Alltag eines Bundestagsabgeordneten. Vergessen sie dabei niemals, wenn sie an mich oder andere Bundestagsabgeorneten denken: "WIR sind das Volk", meine Damen und Herren, und so wird das auch weiterhin bleiben. So lange, bis Brüssel ruft.

In diesem Sinne ...

Sonntag, 10. Januar 2010

Mandaranen und Baninen

Mein Lieblings-App ist das "Laus"!? Nein, das ist kein Handyspiel, bei dem eine Laus über die Leber gestuert werden muss, und man aufpassen muss, dass sie nicht von einer Alkoholfahne totgeschlagen wird. Mein Lieblings-App ist der "Laus"-App und wenn dann der App-Laus kommt, vornehmlich zwischen zwei Texten bei einer Lesung, gerne aber auch spontan mitten im Text, dann bin ich zufrieden.

Wissen Sie, das ist ja mit Ihnen, also mit dem Publikum, wie mit den Mandaranen und den Baninen. Auch wie mit den Zeitungen in Ostthüringen. Da gibt es die TLZ und die OTZ. In letzter Zeit werde ich den Verdacht nicht los, dass in beiden oft das Gleiche steht. Also nicht nur das selbe Thema sondern wirklich das Gleiche. Dafür geben wenigstens die Leserbriefe in beiden Zeitungen nicht unbedingt immer die Meinung der Leser wieder. Aber ansonsten ist es mit denen, als wenn die Austaauschbar sind. Mandaranen und Baninen eben. Da fehlt nicht viel und es wächst zusammen, was zusammengehört. Aus der Thüringer Landeszeitung und er der Ostthüringer Zeitung wird dann mit einem Mal die Ostthüringer Landeszeitung. merken Sie sich das gut. Die Idee stammt von mir. Wenn es mal so weit kommen sollte, dann will ich dafür Tantiemen haben. Und Sie alle sind meine Zeugen. So wahr es Mandaranen und Baninen gibt.

Wir, Sie und ich, das Publikum und der Künstler, meine Worte und Musik und Ihr Applaus gehören eben zusammen wie die OTZ und die TLZ, die Thüringen und der Kloßteig, wie Rost und Brätel oder Manderanen und Baninen.

Donnerstag, 7. Januar 2010

Märchendising

[VORBEMERKUNG - Keine Frage, Deutschland erlebt derzeit eine Art Märchenboom, mit oder ohne Grimm: Es gibt Märchenfestspiele und Themenparks, Märchenesoterik und Märchentherapie, Märchenfolklore und ganze Städte erklären sich zur Märchenstadt. Für Konsumgüter wird mit Märchenmotiven geworben und auch die Filmbranche greift immer wieder auf populäre Märchenstoffe zurück. Die Stadt Kassel hat sich inzwischen den Begriff "Märchendising" schützen lassen (2008) und es gibt seit Dezember 2008 sogar einen Begleitband zu einer Ausstellung mit Titel "Grimmskrams & Märchendising". Aber wie bei RICOLA ist man geneigt zu fragen: "Wer hat's erfunden?" ... und da stößt man auf "Rocklegende"-Autor Rainer W. Sauer und dessen Text "Märchendising" aus dem Jahre 2003. Ob er dises Wort dann tatsächlich erst-erfunden hat, muss hier offen bleiben; Fakt ist aber, dass es seit 2003 diese Geschichte aus dem Œuvre des Musikers Korff (aba Charly Davidson) gibt und schon 2005, bei der Veranstaltung "Kunze liest Tucholsky" in der Jenaer Universität, trug der Fanartikelstand den Titel "Märchendising"; aus dem gleichen Jahr datiert auch die Anmeldung der Internetadresse www.maerchdising.de durch den Autor bei der DENIC. Die nachfolgende Geschichte ist eine weitere, die den Namen "Märchendising" trägt, ist ebenso von Rainer W. Sauer und stammt aus dem Programm: "Main Offenbach" aus dem Jahre 2005/2006]

Es ist fürchterlich, wenn man einen tollen Einfall hat und nichts in der Hand, um ihn festzuhalten und nieder zu schreiben. Und kann man ihn nicht fixieren, dann ist der Gedanke ein für alle Mal weg. Es ist wirklich fürchterlich. Man zermartert sich danach stundenlang, manchmal tage- und gelegentlich sogar wochenlang das Großhirn, in der vagen Hoffnung die verschollene Idee wiederzufinden. Und doch nutzt alles nichts: sie ist weg, verschwunden, auf ewig in die ewigen Synapsen übergegangen.

Ich für meinen Teil schreibe Einfälle normalerweise in kleinen blauen Kladden nieder, aber wenn ich die nicht griffbereit habe und auch sonst nichts da ist um die Sache aufzuschreiben, dann greife in meiner Verzweiflung auf die Rückseite von Kassenbons zurück, denn Kassenbons hat man ja schließlich immer in seinem Portemonait bei sich. So schreibe ich viele meiner Geschichten in der Rohfassung des ersten Gedanken auf Kassenbons von Elektronikmärkten, Discountern, Supermärkten oder Tankstellen. Das hat mir mache Pointe gerettet und mir langwieriges Gehirnjogging erspart.

Nur, wenn ich später einmal etwas umtauschen muss, wegen einer Reparatur oder ähnlichem, dann muss ich diese Kassenbons wieder an den Händler oder die Umtauschkasse zurückgeben. Manchmal behalten sie dann meinen Kassenbon und ich schicke so ungewollt meine Geschichten auf die Reise. Wenn ich es mir recht bedenke in letzter Zeit sogar häufiger als früher. Ich bin weiß Gott kein Verschwörungstheoretiker, aber manchmal hege ich den Verdacht, dass man mir absichtlich defekte Geräte verkauft, nur um so eine Geschichte von mir zu bekommen.