Tuut ... Tuut ...
Wir sind’s, BILD am Sonntag.
Hallo Frau Enke, haben Sie kurz Zeit für uns.
Ja, Frau Enke, das haben Sie ja sicher schon gemerkt,
dass wir heute den ganzen Tag an Ihnen dran waren
vorm Haus, auf dem Weg zum Auto, auf dem Friedhof,
mit Ihrer süßen Tochter - die ist ja aber auch wirklich ein Schatz.
Ja, das haben wir natürlich alles fotografiert.
Doch, doch, auch auf dem Friedhof.
Das haben Sie vielleicht gar nicht mitgekriegt,
weil wir so ein Tele hatten, von hinter dieser kleinen Baumgruppe!
Naja doch. Wir wollten da ja auch nicht mehr stören
als es für das öffentliche Interesse notwendig ist.
Jedenfalls, sehen Sie mal, das sind alles schöne Fotos,
die wir haben machen lassen,
Sie kriegen davon auch eine kleine Auswahl zugeschickt.
Und, naja, das soll ja nun nicht so aussehen,
als würden wir hier Fotos gegen Ihren Willen veröffentlichen,
ist ja auch gerade eine schwere Zeit für Sie.
Vielleicht können Sie einfach welche raussuchen,
die Ihnen gefallen ... äh ... also ich meine: die okay wären?
Da ist so eines, aus dem parkenden Auto,
wo der Rückspiegel so eine malerische Unschärfe macht
und Sie, ganz in Schwarz in der Ferne - also, das hat was.
Na, also, eine Handvoll würde schon reichen, muss ja gar nicht viel sein.
Vielleicht auch das, wo Sie allein mit einem Regenschirm
am Grab Ihrer Tochter Lara stehen. Also, das können wir zum Beispiel
ganz groß auf die Titelseite ziehen, mit der Schlagzeile:
"Die tapfere Witwe am Grab ihres Schatzes" - also, das wär schon schön.
Nun, Frau Enke, überlegen Sie sich’s doch mal in Ruhe.
Letzten Ende kommt es ja doch in die Zeitung.
In diesem Sinne ... und Beileid nochmal!
Mittwoch, 18. November 2009
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