Donnerstag, 19. November 2009

Nicht mehr Herr meiner selbst

Ich werde jetzt einmal persönlich. Nicht gegen sie sondern gegen mich selbst. Oder für mich, oder wie auch immer. Was mich betrifft, so muss ich zugeben, dass ich mich gelegentlich den psychischen Herausforderungen der heutigen Zeit nicht mehr gewachsen fühle. Zum Beispiel im "Nordsee"-Restaurant. Gut, die Geschichte mit dem "Backfisch- Satt!" habe ich schon lange durch, aber trotzdem besuche ich hin und wieder ein solches Restaurant, weil, ich denke mir so: ein paar Fischatome, gelegentlich konsumiert, können schließlich nicht schaden, die sollen ja - ganz im Gegenteil - sogar eine wichtige Abwechslung im Einerlei des typischen thüringer Speiseplans sein, dem ein Rotationsprinzip zwischen Bratwurtst, Hamburger und Döner eigen ist, ab und an ergämzt durch "26 mit viel 18"...sprich: Nudeln mit Hühnerfleisch.

Also ich springe rein in die "Nordsee", was wörtlich zu nehmen ist, denn vor dem Außenverkaufsfenster hat ein Batallion von Senioren und Senioprinnen Aufstellung genommen, die alle eine Bismarkheringsbrötchen wollen und mit ihren Rollatoren den Eingang zum Restaurant versperren. Drinnen angekommen stelle ich mich an die Fischtheke und will Alaska-Seelachs mit Kartoffelsalat und zwei mal Remouladensauce bestellen (Anm.: Mein Leibgericht in "Nordsee"-Restaurants!), aber muss erst warten, bis alle Fahrgäste des Mumien-Express mit Bismarkheringsbrötchen versorgt sind. Das ist so, weil eine Verkäuferin bedient und die andere mit der Dame hinter der GEschirrrückgabe schnattert; es geht um das Thema: "Heike hätte doch mal früher Bescheid sagen können, dass sie heute nicht kann." Da bleibt natürlich keien Zeit zum Bedienen, vor allem weil die Dritte Ktaft hinter der Theke andauernt gebratenen Fisch von der Bratplatte nimmt und in der Theke verstaut.

Als ich dann trotzdem noch bedient werde, sind gute fünd Minuten vergangen und bei "Kaufland" hätte ich für's Warten schon fünf Mark bekommen, wenn es dort noch "Markstücke" und die Aktion "Wenn Sie an einer Kasse länger als fünf Minuten warten, erhalten Sie an der Information fünf Mark von uns. Garantiert." - So ging sie also dahin, die Garantie. Ebenso wie die "Lidl"-Freundlichkeitsgarantie. Eine Zeit lang hatten die Mitarbeiterinnen von "Lidl" Schlüsselbänder um den Hals hängen, auf denen stand "100 % freundlich".

Ich dachte erst, das wäre durch Kamaraüberwachung belegt worden, hatte dann aber schnell den Eindruck, dass einige Kassenkräfte Bänder mit dem Aufdruck "ca. 70 % freundlich oder weniger" bekommen sollten. Dannb schaffte man bei "Lidl" diese Aktion wieder ab und es ist dort so wie immer. Billig!

Aber jetzt war ich ja bei der "Nordsee" und aß meinen Fischteller. Da kam eine der drei Thekenkräfte auf mich zu, ging aber zu dem älteren Herrn neben mir und der sagte lauthals: "Meine Jacke ist weg!" Sie wissen ja, dass mich solche, kostenlos mit anzuhörenden gespräche fasziniern und deshalb wollte ich gerade dezent meine Lauscher in Richtung Nebentisch drehen, da hörte ich doch, wie die Dame in meine Richtung rief: "FRagen sie doch den Herrn da. Der hat auf ihre Gaderobe geachtet."

"Wie bitte was", rief ich und drehte mich um. "Aber Hallo", sage ich. "So geht das aber nicht. Ich habe überhaupt nichts mit der Jacke des Herrn zu tun." "Na, aber", sagte die Dame nun zu mir. "Sie können wohl nicht lesen"...und ich laß das Schild hinter mir: "Bitte achten Sie auf die Gaderobe!" stand da. "und, was sagens nun?", fragte mich die Thekla und ich war sprachlos. So was kommt bei mir sehr selten vor, aber ab und zu, bin ich eben nicht mehr Herr meiner selbst.

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