Dienstag, 30. September 2008

Nichts weltbewegendes

Die Küche ist der Kriegsschauplatz der kleinen Leute, unabhängig von deren Körpergröße. Kleine Leute darf man nicht mit Kleinbürgern verwechseln und man sollte auch Heinz Erhardt im Hinterkopf behalten, der sich in einem seiner Filme laut entrüstete: "Ich bin kein kleiner Leut!". Ganz nebenbei sind oft auch Kleinbürger, quasi über Nacht und damit ohne zu reifen, zu ganz Großen geworden und die Unreife zeigte sich dann mit der Zeit. Das ist gar nichts weltbewegendes, auch wenn diese Neu-Mächtigen, wie ich sie schon lange betitele. auch wenn diese Neu-Mächtigen schnell an ihre Grenzen stoßen oder in ihre Zoll-Schranken verwiesen werden. "Adolf", hab ich ihm einmal im Traum gesagt. "Adolf, das wird nichts mit der Weltbewegung. Weil es im Grunde nichts weltbewegendes ist. Etwas Welterschütterndes vielleicht, aber nichts weltbewegendes. Tausend Jahre reich? Gabs doch noch nie vorher. Und wirds wohl auch nicht geben. Kirche, Kommunismus, Fussball; die haben sich durchgesetzt. Aber Nationalfaschismus. Wie soll das eine Welt-Bewegung werden. Ihr könnt froh sein, wenn ihr die nächsten zehn Jahre gut übersteht." - "Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum, schon meint, dass er ein Vogel wär, so irrt sich der", sagt uns Herr Wilhelm Busch, und der konnte immerhin besser malen als Adolf H. aus B. in Ö.

Das konnte ja wirklich nichts nachhaltiges werden, das eilig zusammengeraubte Tausendjährige Reich als DIE Welt-Bewegung schlechthin. Weil wir gerade bei 'schlechthin' sind: Da soll es soll ja noch Wehrmachtsangehörige geben, die bestätigen können, dass der Rußlandfeldzug inklusive Stalingrad ein Riesenmist war; "Schlecht hin und noch schlechter zurück" - und die müssen es ja wissen. Eigentlich war Adolf ja - "Zum Glück", sage ich immer, "Zu unserem Glück" - das erste Opfer der Globalisierung. Weltkrieg II. Der erste war ja im Grunde nicht als Weltkrieg gewertet worden, bei uns hieß er nur "Der große Vaterländische Krieg" ... wegen Wilhelm Zwo. Das war kein kleiner Leut und kein Kleinbürger. Der war von Geburt an kaiserlich. Aber Adolf, der Bürger aus Braunau am Inn, einer Stadt, die zu Deutschland im gleichen räumlichen Zusammenhang steht, wie Slubice in Polen, ein Maler, der ohne Einbürgerungstest nach Deutrschland kam, verklärt sich plötzlich als "Der größte Feldherr aller Zeiten", GröFaZ, mit Anspruch auf die Weltherrschaft durch nationalen Faschismus. Das funktioniert doch schon im Ansatz nicht. Ich sage ja: Kleinbürger und ihre Ideen. Quasi über Nacht äußerlich etwas ganz Großes, aber innerlich noch nicht ausgereift.

Ich bin ja, um das hier noch einmal klarzustellen, ein altgedienter Antifaschist ... falsch: ein ungedienter Antifaschist; d.h. ich habe ja noch nicht mal gedient. Damit bringe ich alle Voraussetzungen zur inner-ehelichen Kriegsführung mit. Also ab in die Küche, Augen zu und durchs Minenfeld gelaufen.
Geschirr rausräumen, kochen, spülen, Geschirr einräumen, Kühlschrank verwalten, wischen, Mülltrennung, Backofen sauber halten. Ich sag immer: Wenn man da was falsch macht, kann ganz schnell mal was explodieren, egal ob es der Gasherd oder die Liebste ist. In diesen Momenten, wenn die Druckwelle naht, da gibt es nur eins und zwar die Ohren auf Durchzug schalten. Nur so kommt man aus der Sache einigermaßen lebend wieder raus. Obwohl auch diese Momente des Lebens im Grunde nichts weltbewegendes sind.

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