Donnerstag, 5. Juni 2008

Tucholsky, Schiller und Hüsch

Ich bin ja, das wissen inzwischen wohl die meisten, als frei-religiöser Schillerkenner sowohl ein Tucholskyist als auch bekennender Hüschianer, das nun bereits seit über 30 Jahren und ich komme davon auch nicht mehr los. Schon in der Schule mochte ich Schiller lieber als Goethe, in der Lehre verschlang ich regelrecht Tucholskys Texte und mit knapp 20 Jahren machte ich meine ersten Solo-Auftritte so wie ich es von Hanns Dieter Hüsch gelernt hatte. 'Wer konsequent sein will, muss konsequent bleiben' sagte ich einst und so ist es gekommen bis heute.

In der Stadt, in welcher Schiller die längste Zeit seines Lebens verbrachte, lebe ich nun schon fast doppelt so lange wie dieser selbst. 2005 habe in der Aula der Friedrich-Schiller-Universität Kurt Tucholskys 70. Todestag inszeniert und bin heute Hanns Dieter Hüschs Webmaster. Grund genug also, endlich einmal meine Lieblings-Worte zum Alltag von den Dreien zu präsentieren:

Auf Platz 1 ist: Friedrich von Schiller (1759 - 1805) mit ...
"Daran erkenn' ich meine Pappenheimer."
"Das Auge des Gesetzes wacht."
"Das eben ist der Fluch der bösen Tat."
"Da werden Weiber zu Hyänen "
"Dem Mann kann geholfen werden"
"Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt."
"Der kluge Mann baut vor."
"Der Mann muss hinaus ins feindliche Leben."
"Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen."
"Der Not gehorchend, nicht dem eignen Trieb."
"Die Axt im Haus erspart den Zimmermann."
"Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet."
"Durch diese hohle Gasse muß er kommen."
"Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt."
"Es lächelt der See, er ladet zum Bade."
"Früh übt sich, was ein Meister werden will."
"Hier wendet sich der Gast mit Grausen."
"Ich bin besser als mein Ruf."
"Ich bin der Letzte meines Stamms."
"Ich habe getan, was getan werden musste. Tun Sie das Ihrige."
"Ich habe mich nie mit Kleinigkeiten abgegeben."
"Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte."
"Mit Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens."
"Sehn wir doch das Große aller Zeiten, auf den Brettern, die die Welt bedeuten, sinnvoll still an uns vorübergehn."
"Spät kommt Ihr - doch Ihr kommt!"
"Was man nicht aufgibt, hat man nie verloren."
"»Was tun?«, spricht Zeus."
"Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!"
"Wie kommt mir solcher Glanz in meine Hütte?"
"Wir sind ein Volk und einig wollen wir handeln."
"Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann sich kein Gebild gestalten."

Auf Platz 2 folgt Kurt Tucholsky (1890 - 1935) mit:
"Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind."
"Der Vorteil von Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Umgekehrt ist das wesentlich schwieriger."
"Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt. Sieh sie dir an!"
"In der Ehe pflegt gewöhnlich einer der Dumme zu sein. Nur wenn zwei Dumme heiraten, das kann mitunter gut gehn."
"In der vollkommenen Stille hört man die ganze Welt."
"Jubel über militärische Schauspiele ist Reklame für den nächsten Krieg."
"Soldaten sind Mörder."
"Wer seine Memoiren schreibt, hat etwas zu verbergen."
"Was die Kirche nicht verbieten kann, das segnet sie."

Leider nur auf Platz 3 kommt Hanns Dieter Hüsch (1925 - 2005) mit:
"Der Choral des Niederrheiners? - 'Wat willze machen, an sonem Tag biss einfach aufgeschmissen."
"Der Niederrheiner ist überhaupt zu allem unfähig. Er weiß nix, kann aber alles erklären. Umgekehrt: Wenn man ihm etwas erklärt, versteht er nichts, sagt aber dauernd: Is doch logisch ..."
"... und dann ist der Niederrheiner auch noch aggressiv gehemmt."
"Die deutsche Sprache ist unbestechlich."
"Ich bin gekommen Euch zum Spaß / und gehe hin, wo Leides ist / und Freude / und wo beides ist / zu lernen Mensch und Maß."
"Ich möcht' ein Clown sein und immer lachen. Ich möcht' ein Clown sein und die andern lachen machen."
"Ich sing für die Verrückten, die seitlich Umgeknickten, die eines Tags nach vorne fallen und unbemerkt von allen sich aus der Schöpfung schleichen, weil Trost und Kraft nicht reichen, und einfach die Geschichte überspringen - für diese Leute will ich singen."
"Kennst Du diese plötzlichen Sekunden, wenn Dir einfällt, dass Du sterben musst. Siegessicher gehst Du durch die Stunden, doch auf einmal wird es Dir bewusst."
"Meine Grabinschrift: Die einen werden sagen, er hat zu viel gemacht. Die anderen werden sagen, er hat sich zu wenig bewegt. Ich aber sage euch, lasst mich in Ruh."
"Satire ist Tingeltangel, Dichtung ist Wahrheit."

Das sind Worte zum Alltag, im Alltag vom Alltag. Zeitlos gut.


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